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Tourismus-Rekord auf Mallorca Geht der Insel das Trinkwasser aus?

„Mallorca bald ohne Trinkwasser?“ Viele Zeitungen und Online-Medien haben in den vergangenen Tagen solche oder ähnliche Schlagzeilen veröffentlicht. Mitte des Monats hielten sich mehr als zwei Millionen Menschen auf der Insel auf – Rekord. Aber müssen sie wirklich fürchten, bald auf dem Trockenen zu sitzen?

Von: Oliver Neuroth

Stand: 19.08.2016

Strand auf Mallorca | Bild: picture alliance/dpa

Banyalbufar ist nicht groß. In dem Ort im Tramuntana-Gebirge leben rund 550 Menschen. Sie bekommen ihr Trinkwasser aus Quellen. Denn Banyalbufar ist nicht an das Wassernetz von Mallorca angeschlossen. Weil es seit Monaten nicht kräftig geregnet hat, befindet sich kaum mehr Wasser in den Böden, sodass die Brunnen nichts mehr hergeben.

"Wir mussten einen großen finanziellen Aufwand betreiben und Tankwagen ordern, die uns Trinkwasser anliefern. Das war keine leichte Entscheidung für uns. Aber in dieser historischen Urlaubssaison auf Mallorca können wir nicht als Gemeinde dastehen, in der es kein fließendes Wasser gibt."

Mateo Ferrà, Bürgermeister von Banyalbufar

Die Lastwagen holen das Wasser entweder aus einer der wenigen Brunnen, die noch funktionieren oder aus einer Meerwasserentsalzungsanlage. Auf Mallorca gibt es drei davon, die größte ist in der Nähe der Hauptstadt Palma.

Die Anlage ist quasi eine Wasserfabrik: In einer großen Halle stehen zig Maschinen, die das Meerwasser unter hohem Druck filtern. Es entsteht reines Trinkwasser, das nicht mehr nach Salz schmeckt. Die Anlage läuft im Moment auf Maximalbetrieb. Direktorin Joana Garau rechnet damit, dass das auch noch eine gewisse Zeit so bleiben könnte.

"Die Wasserknappheit könnte schlimmer werden, wenn es diesen Herbst und Winter wieder nicht regnet."

Joana Garau, Direktorin einer Meerwasserentsalzungsanlage

Die Seen sind nur noch zu 40 Prozent gefüllt

Dann würde sich das Szenario aus dem zurückliegenden Winter wiederholen: Der Mangel an Regen führte dazu, dass die beiden großen Stauseen im Tramuntana-Gebirge nicht ordentlich aufgefüllt wurden. Sie sollen eigentlich die Wasserversorgung der Inselhauptstadt Palma und der Touristenhochburgen sicherstellen. Doch daran ist im Moment nicht zu denken; die Seen sind nur zu etwa 40 Prozent gefüllt. Deshalb müssen die Entsalzungsanlagen ran.

Die Urlauber an den Stränden im Süden Mallorcas bekommen davon nicht viel mit. Die Hotels in ihren Ferienorten sind nämlich an das mallorquinische Leitungsnetz angeschlossen. Aus den Hähnen kommt unbegrenzt Wasser – entweder aus den Stauseen oder aus den Meer-Entsalzungsanlagen. Trotzdem: Einige Urlauber an der Playa de Palma wollen etwas bewusster mit den Trinkwasservorräten umgehen.

"Da, wo es geht, immer sparen! Den Planeten haben wir nur einmal. Bei der Masse an Touristen – wenn da jeder rumaast mit dem Wasser, dann ist das schon eine ganze Menge."

Urlauber auf Mallorca

Zurück nach Banyalbufar: Auf ein Entgegenkommen der Touristen sind auch die sechs kleinen Hotels in dem Bergdorf angewiesen. Sie bitten ihre Gäste darum, kein Wasser zu verschwenden. Hoteldirektor Francesc Vives hat in den Zimmern seines Hauses entsprechende Schilder aufgehängt.

"Der Wasserverbrauch eines Hotels ist natürlich viel höher als der eines Einfamilienhauses. Aber die meisten Urlauber verstehen unsere Lage und versuchen, Wasser zu sparen."

Francesc Vives, Hoteldirektor

Mit Blick auf den fehlenden Regen auf Mallorca und den durchwachsenen Sommer zu Hause bringt es dieser deutsche Urlauber so auf den Punkt:

"Was wir in Deutschland zu viel haben, das haben die hier zu wenig!"

Ein deutscher Urlauber


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oekoschwein, Freitag, 19.August 2016, 09:48 Uhr

1. Energie- und Kostenproblem

Wasser, das man entsalzen kann, gibt es im Meer genug. Das kostet nur Energie. Energie bietet die Sonne genug, das kostet nur Geld und etwas Fläche. Aber dann ist das Problem ökologisch zu lösen. Eigentlich ein Idealfall, bei dem man erneuerbare Energien problemlos einsetzen kann. Wenn die Sonne brennt, und kein Regen fällt, können die Entsalzungsanlagen mit Solarstrom betrieben werden. Wenn es regnet, und Photovoltaikanlagen zu wenig Strom liefern, bekommt man das Wasser direkt vom Himmel.