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Experimente auch mit Katzen und Hunden Bayern setzt 450.000 Tiere für Versuche ein

Die einen lehnen sie ab, die anderen halten sie für die Forschung für zwingend notwendig: Tierversuche spalten die Gemüter. Im vergangenen Jahr wurden allein in Bayern 450.000 Mäuse und Ratten, aber auch Katzen, Hunde und Affen für Versuche eingesetzt.

Von: Simon Emmerlich und Birgit Beck

Stand: 30.08.2016

Versuchstier Katze | Bild: picture-alliance/dpa

Die mit Abstand häufigsten Versuchstiere sind Mäuse – 380.000 wurden bei Tierversuchen in Bayern vergangenes Jahr eingesetzt. Auch mehrere Tausen Ratten, Meerschweinchen, Fische und Vögel listen die Behörden in der Statistik auf - und auch Katzen, Hunde und Affen sind darin zu finden.

Es sind nicht nur Laborversuche, für die Tiere gebraucht werden, etwa wenn Medikamente an Mäusen getestet werden. Auch wenn Zugvögel Peilsender bekommen, zählt das in der Statistik als Tierversuch. Die landesweit zuständigen Regierungen von Oberbayern und Unterfranken haben insgesamt fast 360 Anträge für Tierversuche genehmigt.

Versuche an großen Tieren

Welche Tiere?

Die am häufigsten verwendeten Versuchstiere sind Nager und Fische. Doch auch große Versuchstiere sind wichtig für die Wissenschaft: Schafe, Schweine, Rinder, Affen, Katzen, Ziegen oder sogar Alpakas.

Warum große Tiere?

Nager oder Fische unterscheiden sich in ihrer Anatomie und ihrem Stoffwechsel zum Teil sehr von uns Menschen. Ergebnisse solcher Forschung lassen sich oft nicht auf uns übertragen. Darum greift die Wissenschaft auf große Tiere zurück.

Beispiel Hirnblutung

Hirnoperationen werden zum Beispiel an Schweinen ausprobiert. Forscherinnen und Forscher aus Heidelberg haben bei Versuchen nachweisen können, dass es am besten ist, wenn das Blutgerinnsel bei einer Hirnblutung so schnell wie möglich durch eine Operation entfernt wird.

Beispiel kardiologische Forschung

Ärzte haben an Schafen Operationstechniken entwickelt, bei denen künstliche Herzklappen eingepflanzt werden, sogar solche, die im Laufe des Lebens mitwachsen. Denn die Anatomie des Herzens von Schafen ist der von Menschen sehr ähnlich.

Beispiel Unfallchirurgie

Auch die Unfallchirurgie wäre ohne Schafe nicht so weit, wie sie heute ist. Den blökenden Versuchstieren verdanken wir es, dass es heute selbstverständlich ist, Knochen mit Metallplatten und Schrauben zusammenzuflicken, so die Schweizer Tierärztin und Professorin an der Universität Zürich, Brigitte von Rechenberg. Sie entwickelt neue Behandlungsmethoden für die Orthopädie mithilfe von Schafen.

Beispiel Diabetesforschung

Der Zuckerstoffwechsel von Schweinen ist dem von Menschen relativ ähnlich. Darum forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus München zum Beispiel mit genveränderten Schweinen, um bei ihnen mögliche Medikamente oder neue bildgebende Verfahren zu testen. Darüber hinaus ist das Gehirn von Schweinen ähnlich strukturiert wie unseres.

Beispiel Operationstechniken

An einer Maus auszuprobieren, wie man am besten künstliche Herzklappen einsetzt, ist für die Chirurgie uninteressant. Darum wird das häufig an Schafen ausgetestet, die Anatomie ihrer Herzen ist dem menschlichen Herz ähnlicher. Auch die Methode, Knochen mit Metallplatten und Schrauben zusammenzuflicken, ist anfangs bei Schafen ausprobiert worden. Die Knochen der Schafe sind in ihrer Struktur mit denen von Menschen vergleichbar. Die von Hunden zum Beispiel nicht, die heilen viel schneller ab.

Kritik der Tierschützer

Doch nicht alle Versuche lassen sich durch bessere Übertragbarkeit erklären, kritisieren Tierschützer. Große Tiere seien in der Handhabung oft einfach praktischer, weil nicht alles so klein ist wie bei Mäusen. Das treffe auch auf viele Versuche mit Affen zu.

Hierarchie der Tiere

Stellt sich die Frage: Ist es nun "besser", ethisch vertretbarer, kleine Tiere statt großer in Versuchen zu verwenden? Tierschützer wollen da keine Zwei-Klassen-Gesellschaft aufmachen. Alle Säugetiere können Schmerz empfinden und sind wohl auch fähig, Emotionen auszudrücken. Ethisch umstritten sind Tierversuche weiterhin.

"Medizin kann nicht auf Tierversuche verzichten"

Die Anträge kommen in der Regel von bayerischen Universitäten und Firmen, aber auch von Einrichtungen im Bereich Naturschutz. Im Wissenschaftsministerium verteidigt man Laborversuche. Man sei wie der überwiegende Teil der Wissenschaft überzeugt, dass Tierversuche auf das unbedingt notwendige Maß reduziert werden müssten. Gerade in der Biologie und Medizin könne aber nicht darauf verzichtet werden.

"Unzählige wesentliche Fortschritte in Diagnostik und Therapie wären ohne Tierversuche nicht möglich gewesen."

Wissenschaftsministerium

Bayern auf Platz drei des Negativrankings

Anders sehen es Tierschützer wie der Verein Ärzte gegen Tierversuche. Gemessen an der Zahl der eingesetzten Tiere liege Bayern auf Platz drei. Bundesweit gab es 2,8 Millionen Versuchstiere - rund 14 Prozent davon entfallen auf Bayern, wie eine Sprecherin erklärte.

Dabei sei München eine Hochburg für Tierversuche. Dort würden in den Labors etwa Organe von genmanipulierten Schweinen in Paviane verpflanzt. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche kritisiert auch die Versuche, bei denen es nicht direkt um das Leben der Tiere geht. "Allein die Haltung im Labor ist unter unnatürlichen Bedingungen". Am Wochenende übergaben die Tierrechtler in München rund 51.000 Unterschriften an das Wissenschaftsministerium – damit in München keine weiteren Versuchslabore gebaut werden.

Zwei neue Tierversuchslabors in München

LMU

An der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) werden im neuen Biomedizinischen Centrum (BMC) für Grundlagenforschung Lehrstühle und bestehende Einrichtungen gebündelt. Das Zentrum wurde am 26. Oktober 2015 offiziell eröffnet.

In den Versuchslabors sind bis zu 9.000 Käfige für rund 50.000 Mäuse und andere Nager geplant. Zudem sind bis zu 1.700 Behältnisse für Fische und Frösche vorgesehen.

TUM

Mit dem Bau des Forschungszentrums für Translationale Onkologie am Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München (TranslaTUM) wurde im Oktober 2014 begonnen, am 14. September 2017 wurde es offiziell eingeweiht. Die Forschungsergebnisse sollen dort auf kurzem Weg rasch in die Patientenversorgung einfließen. Finanziert wurde die Einrichtung von Bund und Ländern.

Auf 700 Quadratmetern sollen nach Plan in rund 6.000 Käfigen bis zu 36.000 Mäuse und rund 800 Ratten leben, darunter auch genveränderte Tiere. Diese brächten, so die Erklärung der Universität, gerade bei onkologischen und immunologischen Fragen, Erfolge.


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Kommentieren

Katrin Stoewsand, Sonntag, 04.September 2016, 12:06 Uhr

29. Tierversuchslabor

Diese Leute sollten mal drüber nachdenken, daß Tiere eine Seele haben und Schmerz, Angst und Trauer empfinden!!!!!

J. Wilkens, Samstag, 03.September 2016, 22:12 Uhr

28. Tierversuche

Tierversuche stammen aus dem tiefsten Mittelalter. Tiere sind da nur eine Sache. Kein Wort, dass Asbest an Ratten getestet wurde und die Opfer um jede Hilfe betrogen wurden. Kein Wort, dass es den Verkehrsdummy gibt, der sämtliche Tierversuche ersetzt hat. Kein Wort, dass mehr als 50.000 ! Menschen jährlich an den Folgen von Nebenwirkungen von Medikamenten sterben. Es geht nur um den Erfolg eines Forschungsprojektes, denn dieser beinhaltet die Eigeninteresse der Forscher. Es geht um gigantische Forschungssummen ! (Link gelöscht) Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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manuela wolter, Samstag, 03.September 2016, 01:50 Uhr

27. Bayern setzt 450.000 Tiere für Versuche ein

"Medizin kann nicht auf Tierversuche verzichten"

  • Antwort von Jutta Wilkens, Samstag, 03.September, 22:15 Uhr

    Das ist total veraltet. In Amerika wird eine Forschung ohne Tierversuche mit Milliarden Dolllar gefördert.

Martina Mitterer, Freitag, 02.September 2016, 21:11 Uhr

26. Tierversuche in Bayern

Ich bin seit fast 30 Jahren bei den Menschen für Tierrechte.Und sage zu Tierversuchen definitiv nein,brauchen wir nicht!!!Aber leider handeln die Pharmakonzerne nur aus Profitgier!!Und ich meine auch das die Lebensmittelindustrie und die Pharmaindustrie Hand in Hand zusammen arbeiten! Es gibt ein Sprichwort das heißt der Mensch ist was er isst!!Aber nicht denken oder meinen ich wüste nicht von was ich schreibe,bin selbst chronisch Krank und werde oft von irgendwelchen Labore usw. angeschrieben ob ich ein neues Medikament testen möchte,als Versuchsobjekt,lehne immer dankend ab!Den ich habe meine Krankheit mit der Ernährung bisher voll in den Griff bekommen!!Das meine Ärztin nur noch staunen konnte.Also nein zu Tierversuchen,den Tiere haben eine andere Genetik wie der Mensch!!!

dieter cramer, Donnerstag, 01.September 2016, 09:41 Uhr

25. Tierversuche

Es kann mir niemand erzählen Tierversuche seien unabdingbar,heutzutage beim heutigenStand unserer Wissenschaft sollten wir ohne Tierquälereien auskommen auch wenn es etwas teurer wird!