#4U9525 Chronologie einer Tragödie
Am 24. März 2015 lässt der Co-Pilot einer Germanwings-Maschine sein Flugzeug wohl absichtlich in den französischen Alpen abstürzen. 150 Menschen sterben. Chronologie einer Tragödie
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24. März 2015
Grafik des Flugverlaufs des Unglücks-Airbus von Germanwings
24. März 2015 10:01 Uhr
Abflug in Barcelona
Um kurz nach zehn Uhr vormittags startet der Airbus 320 seinen Flug von Barcelona nach Düsseldorf. 150 Menschen befinden sich an Bord der Maschine. Etwa 30 Minuten später erreicht das Flugzeug die Reiseflughöhe von 38.000 Fuß, das sind etwa 11.600 Meter.
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24. März 2015
Trümmer der Germanwings-Maschine, die am 24.03.2015 in den französischen Alpen abgestürzt ist.
24. März 2015 10:53 Uhr
Crash in den Alpen
Kurz nachdem der A320 die Reiseflughöhe erreicht hat, geht die Maschine in den Sinkflug über. Der Kontakt zum französischen Radar bricht um 10:53 Uhr ab. Die Crew hat keinen Notruf abgesetzt.
Dann zerschellt das Flugzeug mit 150 Menschen an Bord in der Nähe des französischen Barcelonnette im Département Alpes-de-Haute-Provence, rund 100 Kilometer nordwestlich von Nizza. Das Wrack liegt auf rund 1.500 Metern Höhe. -
24. März 2015
24. März 2015
Weltweite Bestürzung
Der Schock nach dem Absturz sitzt tief. Weltweit drücken Menschen den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Auch Bundespräsident Joachim Gauck zeigt sich tief bewegt. Zum Zeitpunkt des Unglücks befindet er sich in Peru, bricht seine Südamerikareise aber ab und reist umgehend zurück nach Deutschland.
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24. März 2015
24. März 2015
16 Schüler aus NRW unter den Opfern
Im Minutentakt ploppen neue Nachrichten, Gerüchte und Vermutungen in den Agenturen und vor allen in den sozialen Netzwerken auf. Vieles davon erweist sich im Nachhinein als falsch oder spekulativ. Doch eine Meldung wird zur traurigen Gewissheit: An Bord des abgestürzten Airbus befanden sich auch 16 Schüler und zwei Lehrerinnen aus Haltern in Nordrhein-Westfalen. Die Gruppe war für einen Schüleraustausch nach Spanien gereist und sollte mit Flug 4U9525 die Heimreise antreten - mit tragischem Ende.
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24. März 2015
24. März 2015
"Ein Bild des Grauens"
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) landen mit einem Hubschrauber in dem Bergort Seyne-les-Alpes. Die Minister wollen sich ein Bild von der Lage und der Arbeit der Einsatzkräfte machen. Steinmeier zeigt sich nach einem Flug über der Absturzstelle entsetzt: "Vor Ort zeigt sich ein Bild des Grauens", sagte er. Gleichzeitig bedankt er sich für die Unterstützung durch die französischen Behörden und Einsatzkräfte.
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24. März 2015
24. März 2015
Bayreuther Festspiele trauern um zwei ihrer Sänger
Auch die Sängerin Maria Radner und der Bassbariton Oleg Bryjak befanden sich auf dem Rückweg von Barcelona, wo sie im Gran Teatre del Liceu aufgetreten waren. Radner hätte in diesem Jahr in Bayreuth im "Ring des Nibelungen" debütieren sollen. Bryjak gehörte als "Alberich" zum Ensemble der derzeitigen Bayreuther "Ring"-Inszenierung. Die Festspiele hätten mit Oleg Bryjak einen großartigen, vitalen Künstler verloren, heißt es in der Mitteilung der Festivalleitung.
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24. März 2015
24. März 2015 17:44 Uhr
Erster Flugschreiber entdeckt
Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve teilt mit, dass einer der beiden Flugschreiber der Unglücksmaschine gefunden worden sei. Die Blackbox soll demnach umgehend ausgewertet werden. Allerdings stellt sich später heraus, dass der Flugschreiber beschädigt ist. Dennoch wollen die Ermittler alles daran setzen, die enthaltenen Informationen auszuwerten.
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25. März 2015
25. März 2015 14:16 Uhr
Merkel und Kraft besuchen Absturzstelle
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft mit einem Hubschrauber in Seynes-les-Alpes nahe der Absturzstelle ein. Auch die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist dabei.
Gemeinsam mit Frankreichs Präsident François Hollande und dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy wollen Merkel und Kraft der Opfer der Flugzeugkatastrophe gedenken und mit Angehörigen der vermutlich 150 Toten vor allem aus Deutschland und Spanien zusammenkommen. -
25. März 2015
25. März 2015
Justiz ermittelt wegen fahrlässiger Tötung
Das Flugzeug war in Ordnung, der Pilot erfahren, versichern die Verantwortlichen. Doch warum verlor der Germanwings-Airbus innerhalb von acht Minuten so dramatisch an Höhe, dass er in den Alpen zerschellte? Die Staatsanwaltschaft von Marseille ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Kurz vor dem Unglück hat die Flugüberwachung noch vergeblich versucht, Kontakt zu dem Airbus herzustellen. Auch die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf ermittelt.
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26. März 2015
26. März 2015 12:30 Uhr
Copilot ließ Flugzeug offenbar absichtlich abstürzen
Über die letzten Minuten des abgestürzten Germanwings-Flugzeugs gibt es dramatische neue Erkenntnisse: Einer der beiden Piloten des Airbus A320 war während des Absturzes aus dem Cockpit ausgesperrt. Das ergab eine Auswertung des Stimmenrekorders der Maschine.
"Es sieht so aus, als habe der Copilot das Flugzeug vorsätztlich zum Absturz gebracht und so zerstört", sagt der zuständige Staatsanwalt Brice Robin in Marseille. Zuvor habe der Pilot die Pilotenkanzel verlassen, sagte Robin. Als er zurückkehrte, sei die Tür verschlossen gewesen und der Copilot habe nicht geöffnet. -
26. März 2015
26. März 2015
Angehörige dürfen nicht bis zur Absturzstelle
Die Lufthansa bringt Angehörige und Freunde der Opfer mit zwei Sonderflügen nach Südfrankreich. Die rund 50 Angehörigen starten vom Flughafen Düsseldorf. Mit an Bord des Airbus A321 reist auch ein Betreuer-Team, bestehend aus Seelsorgern, Ärzten und Psychologen. Ein zweiter Sonderflug mit einer Germanwings-Maschine bringt Angehörige der Crew nach Frankreich. Auch aus Barcelona wird ein Flieger mit Angehörigen spanischer Opfer erwartet.
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26. März 2015
26. März 2015
75 Deutsche unter Absturzopfern
Das Auswärtige Amt bestätigt: Bei dem Absturz der Germanwings-Maschine sind 75 Deutsche ums Leben gekommen. Bislang war man von mindestens 72 getöteten Bundesbürgern ausgegangen. Insgesamt starben 150 Menschen.
Derweil treffen die Angehörigen der Absturz-Opfer mit sieben Bussen in der kleinen Ortschaft Le Vernet ein. Dort gedachten sie in unmittelbarer Nähe der Absturzstelle ihrer toten Kinder, Eltern und Geschwister. Sie wurden von örtlichen Helfern und Vertretern der Behörden begrüßt und auf einen Platz geleitet, wo sie einen direkten Blick auf den Tête de l'Estrop hatten. -
26. März 2015
Ermittler tragen in Montabaur einen Karton aus dem Haus von Andreas L.
26. März 2015
Wohnung des Copiloten wird durchsucht
Ermittler beginnen mit der Durchsuchung der Düsseldorfer Wohnung und des Wohnsitzes in Montabaur in Rheinland-Pfalzdes des verdächtigen Germanwings-Copiloten, Andreas L.. Die Kriminalbeamten suchen nach Hinweisen auf ein mögliches Motiv oder Anzeichen für eine psychische Erkrankung.
Die Luftaufsicht gibt unterdessen bekannt, dass bei den routinemäßigen Sicherheitsüberprüfungen keine Auffälligkeiten festgestellt wurden. Zuletzt sei dem 27-Jährigen Ende Januar bescheinigt worden, dass keine strafrechtlichen oder extremistischen Sachverhalte gegen ihn vorliegen. -
27. März 2015
27. März 2015 10:00 Uhr
Gedenkgottesdienst für Absturzopfer in Haltern
Drei Tage nach dem Flugzeugabsturz über Frankreich besucht Bundespräsident Joachim Gauck die besonders vom Unglück betroffene westfälische Gemeinde Haltern am See. Er wird von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) begleitet. Gauck und Kraft wollen an einem Trauergottesdienst für die bei dem Germanwings-Absturz getöteten Schüler und Lehrkräfte des dortigen Gymnasiums teilnehmen.
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27. März 2015
27. März 2015
Copilot war am Flugtag krankgeschrieben
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf findet in der Wohnung des Kopiloten Andreas L. unter anderem eine zerrissene Krankschreibung für den Absturztag. Laut Staatsanwaltschaft Düsseldorf war L. in medizinischer Behandlung. Bei den Durchsuchungen seien kein Abschiedsbrief oder ein Bekennerschreiben gefunden worden. Die zerrissenen, aktuellen und auch den Tattag umfassenden Krankschreibungen stützen die Annahme, dass der Verstorbene seine Erkrankung gegenüber dem Arbeitgeber und dem beruflichen Umfeld verheimlicht habe.
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28. März 2015
28. März 2015
Lufthansa zahlt Angehörigen Soforthilfe
Eine Lufthansa-Sprecherin erklärt, dass der Konzern den Angehörigen der Opfer eine Soforthilfe von 50.000 Euro pro Passagier zahlen will, zur Deckung unmittelbarer Ausgaben. In der Nähe der Absturzstelle eröffnet Germanwings ein Betreuungszentrum für Angehörige. In großen deutschen Tageszeitungen bekundeten die Lufthansa und ihre Tochter Germanwings den Hinterbliebenen der Absturzopfer ihre Anteilnahme mit ganzseitigen Anzeigen.
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29. März 2015
29. März 2015
Fieberhafte Suche nach dem zweiten Flugschreiber
Genauere Erkenntnisse über das Geschehen im Flugzeug vor dem Absturz erhoffen sich die Experten vor allem vom zweiten Flugschreiber, der immer noch am Absturzort gesucht wird.
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30. März 2015
30. März 2015
Copilot war früher suizidgefährdet
Der Copilot der Germanwings-Maschine war Jahre vor dem Absturz als suizidgefährdet eingestuft und in psychotherapeutischer Behandlung. In jüngster Zeit sei ihm aber weder Selbst- noch Fremdgefährdung attestiert worden, teilte die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mit. Es habe jedoch bis zuletzt "weitere Arztbesuche mit Krankschreibungen" gegeben. Die Behandlung sei erfolgt, bevor er den Pilotenschein erwarb. Der Lufthansa-Konzern hatte bereits öffentlich gemacht, dass es in der Pilotenausbildung des Mannes vor sechs Jahren eine mehrmonatige Unterbrechung gab, aber nichts zu den Gründen gesagt.
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31. März 2015
31. März 2015
Lufthansa wusste von Depression
Waren die Auftritte der Lufthansa nicht ganz ehrlich? Der Co-Pilot der abgestürzten Germanwings-Maschine hatte den Konzern über eine "schwere depressive Episode" informiert. Das teilte der Konzern nach einer Woche mit.
In einer E-Mail-Verkehr hatte der 27-Jährige die Verkehrsfliegerschule der Lufthansa über die Erkrankung informiert. Folglich wusste das Unternehmen bereits seit 2009 darüber Bescheid. -
2. April 2015
2. April 2015
Einsatzkräfte finden Blackbox
Die zuständigen Staatsanwaltschaften in Frankreich und Deutschland geben neue Erkenntnisse bekannt: Demnach ist am Absturzort auch der Flugdatenschreiber entdeckt und geborgen worden. Die deutschen Ermittler haben sich den Tablet-PC des 27-jährigen Co-Piloten vorgenommen: Demnach hat er in den Tagen vor dem Absturz über Selbstmord und die Sicherheitsmechanismen von Cockpit-Türen recherchiert.
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3. April 2015
3. April 2015
Zweite Blackbox bestätigt These
Der Flugdatenschreiber ist zwar stark beschädigt, aber auswertbar: Eine erste Untersuchung bestätigt, dass der Copilot das Germanwings-Flugzeug bewusst in den Sinkflug brachte. Der Autopilot sei von dem Anwesenden im Cockpit so eingestellt worden, dass die Maschine auf 100 Fuß sinkt, teilte die französische Untersuchungsbehörde Bea mit. Während des Sinkflugs sei zudem mehrfach die Geschwindigkeit der Airbus-Maschine erhöht worden.