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Schnapskrieg Rache ist Blutwurz

Den einen hilft er gegen Geburtswehen, Pest und Magenschmerzen, den anderen verursacht er eben diese. Denn derzeit geht manchem die Galle hoch im Schnapskrieg zwischen Bayern, Sachsen und Österreich.

Von: Maximilian Burkhart

Stand: 28.07.2009 | Archiv

Schnapskrieg | Bild: BR / Christian Sonnberger

"Ess Durmentill und Bibernell, dann stürbst net so schnell", dichtete der Volksmund, als der Schwarze Tod noch reiche Ernte einfuhr. Die Lage muss wirklich verzweifelt gewesen sein, mag sich da so mancher Zeitgenosse heute denken, wenn man freiwillig Blutwurz (Durmentill) zu sich nahm. 

"Wir haben diese Produkte" - gemeint sind Bärwurz- und Blutwurzschnaps - "beim Verbraucher publik gemacht", erregt sich Lothar Wolf, Marketingchef der Brennerei Ramelsberg. "Jetzt kommen die Sachsen daher und wollen auf einen fahrenden Zug aufspringen." Die Sache ist also, nun ja, bitterernst.

Jagatee nur noch auf Österreichs Pisten

Wie konnte es dazu kommen? Schuld sind die Ösis und ihre Hüttengaudi. Die sind ganz ausgefuchste Geschäftsleute - und haben als echte Bazis (bayer.: Schlitzohren) doch glatt den Begriff "Jagatee" in allen Schreibweisen von der EU schützen lassen. Bayerns Pistenwirte wussten sich zwar zu helfen - und beförderten das alkoholisierte Heißgetränk flugs zum "Förstertee". Doch der Schuss saß tief.

Bazis

Öha, haben sich da die Bayerwäldler gedacht - und sich mal in der eigenen Spirituosenabteilung umgesehen. Und, siehe da, da gibt's doch zwei eingeborene Schnäpse. Seit bald 100 Jahren sind Destillate aus Bärwurz und Blutwurz im Wald heimisch - eine stolze Tradition. Nicht, dass die Österreicher auch noch auf die Idee kommen...

National geschützt, aber nicht regional

Also hat man sich im Bayerwald zu einer progressiven Verteidigungslinie entschlossen und die heimischen Politiker losgeschickt, beide Getränkesorten von der EU schützen zu lassen. Aber die Bayern haben die Rechnung ohne die Badenser gemacht.

Denn der "Blutwurz" stammt zwar aus einem Wald, das ist aber leider der Schwarzwald (sagen die Schwarzwälder). Deswegen sind die Steinflaschlschnäpse auch nur als deutsche Produkte geschützt und nicht als Bayerwalderzeugnise.

Die sächsischen Bazis treten auf den Plan

Hier kommen nun - wie gesagt - die anderen Bazis, die aus Sachsen, ins Spiel und machen nun auch echt original Bär- und Blutwurz aus Deutschland. Doch nicht alle Bayerwäldler regen sich auf. Josef Wühr, seines Zeichens Inhaber der "Bärwurzerei" nebst angeschlossenen Schnapsmuseum im schönen Bad Kötzting findet, dass man mit der Konkurrenz leben muss und leben kann. Na, dann Prost!


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