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Dokumentation Das sagte Andreas Scheuer im Regensburger Presseclub

Andreas Scheuer und das Senegalesen-Zitat: Mit seinem Ausspruch am 15. September im Regensburger Presseclub sorgt der CSU-Generalsekretär für Empörung. Scheuer fühlt sich jetzt fehlinterpretiert. Was der CSU-Generalsekretär am selben Abend außerdem gesagt hat. Eine Auswahl im Original-Ton:

Stand: 20.09.2016

Andreas Scheuer (CSU) | Bild: picture-alliance/dpa

Scheuer zum Vorwurf der menschenverachtenden Sprache

"Barmherzigkeit – der Begriff gefällt mir für einen Politiker nicht. Das müssen Kirchenleute unter sich ausmachen. (…) Ich sage ‚Humanität‘. – Ihren Appell in Sachen Sprache nehme ich gerne auf.  Aber: du musst halt auch an der Stelle sehr klar formulieren. (…) Ich glaube, es war eine Klausurtagung: Kardinal Marx. Da hat er auch sehr klar formuliert. Wo ich als CSUler sage: Mmmh, so barmherzig war das jetzt auch nicht."

Scheuer über Kardinal Marx

"Wir (hatten) den Stand Anfang 2015, dass Kardinal Marx nicht unterscheiden wollte zwischen Kriegsflüchtlingen und Wirtschaftsflüchtlingen. Wenn Du ihn heute darauf ansprichst – Stichwort: Ausweitung der sicheren Herkunftsstaaten vom Westbalkan – wenn Du ihn heute darauf ansprichst, will er von diesen Bemerkungen nichts mehr wissen." 

Scheuer zum Verhältnis Kirche-CSU

"Ich bin in so ähnlichen Runden, Presseclubs und Hintergrundgesprächen in Berlin. Da musst Du erstmal dieses Bayern erklären. Und manchmal muss man außerhalb Bayerns gerade in den Kirchen Bayern erklären. Horst Seehofers (…) innerstes Anliegen ist, einen engen Dialog mit den Kirchen zu haben. Er hat persönlich das Gespräch zu Marx und Bedford-Strohm gesucht, weil er es gerne mit den Worten des Bundespräsidenten ausdrückt: das Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind halt auch begrenzt. Mir würden jetzt einige Immobilien auch in Regensburg einfallen, die man in der Hochphase des Flüchtlingszustroms auch von großen Institutionen noch besser hätte nutzen können."

Scheuer über den "ehrlichsten Ort in Berlin"

"Der ehrlichste Ort auf der Fraktionsebene in einer Sitzungswoche, während einer Fraktionssitzung, ist die Herrentoilette – wobei ich das für die Damentoilette nicht beurteilen kann. Aber es stehen ja CDU-Kollegen da, in dieser Einrichtung, und sagen: ‚Mensch, CSU, Ihr müsst mithelfen.. und so‘. – Die sind ja auch nicht mit den Wahlergebnissen zufrieden. Ich sag‘ mal: Auch da ringen viele Kollegen mit dieser Ausrichtung. Also: da gibt es genug Gespräche im Freundschaftlichen, Kollegialen. Ich sitze seit 2002 im Deutschen Bundestag. Da führt man natürlich sehr, sehr, sehr viele Gespräche. Und mir ist nicht bange über eine Gemeinsamkeit oder gemeinsame Zukunft." 

Scheuers Senegalesen-Zitat

"Entschuldigen Sie die Sprache: Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist. Weil den wirst Du nie wieder abschieben. Aber für den ist das Asylrecht nicht gemacht, sondern der ist Wirtschaftsflüchtling. (...)"


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Wilhelm Spanmacher, Sonntag, 02.Oktober 2016, 17:14 Uhr

12. Scheuers Senegalesen Zitat

Wo Scheuer Recht hat, da hat er Recht!
Wenn nicht das Wort "ministrierender" enthalten gewesen wäre, hätten sich die Jenseitskomiker Marx und Bedford-Strom gar nicht aufgeregt!!
Die Kirchenleute sind die schlimmsten esoterischen Ideologen!

W.G., Samstag, 24.September 2016, 20:36 Uhr

11. Kirche

Gut das die Kirche nichts mehr zu melden hat.

Man kann auch Christ sein ohne sich um das Geschwafel der Amtskirche zu kümmern.

Was qualifiziert diese Herrschaften zu Urteilen selbst über Politiker?

Nichts.

Der Kirche das Jenseits, im Diesseits haben sie gottseidank nichts mehr zu melden, deswegen wollen sie wohl wieder in der Politik mitmischen.

Rüdiger Hertel , Freitag, 23.September 2016, 16:50 Uhr

10. Hochnäsig und ohne Selbstzweifel

......Seine Zukunft besteht nicht darin, dass er aus seinen Irrtümern lernt, sonder darin, dass er nicht wahrhaben will, dass sie überhaupt stattgefunden haben. Anstelle Charakter zu demonstrieren und sich einfach nur zu entschuldigen, oder sich in Schweigen zu hüllen, macht er sich gemein mit all den anderen rassistischen Schwachköpfen, Angebern und Maulhelden. Wenn das in Zukunft die Gesellschaft dominiert, dann hat es keinen Sinn mehr, dass irgendjemand irgendjemanden so bezeichnet.

Christiansen, Freitag, 23.September 2016, 13:58 Uhr

9. Plagiat

Er ist ein historisch gebildeter Mann, der Herr Scheuer. Sein Spruch kommt mir nämlich irgendwie bekannt vor. Aber klar: Er kann ja gut zitieren...ach nee, er ist ja eher bekannt fürs Plagiieren:

Zitat Reichsführer SS Heinrich Himmler am 4. Oktober 1943 in Posen auf einer SS-Gruppenführertagung über die "Endlösung":
"Das jüdische Volk wird ausgerottet', sagt ein jeder Parteigenosse, 'ganz klar, steht in unserem Programm, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir.' Und dann kommen sie alle an, die braven 80 Millionen Deutschen, und jeder hat seinen anständigen Juden. Es ist ja klar, die anderen sind Schweine, aber dieser eine ist ein prima Jude."

REHABEAM, Mittwoch, 21.September 2016, 23:47 Uhr

8. Scheuer wurde missverstanden. Eindeutig

Wenn ich mir das alles so anhöre, bin ich der festen Überzeugung, man hat Scheuer missverstanden. Wer die CSU nicht mag, sucht halt förmlich nach einem ungeschützten Satz, über den man sich empören kann - und endlich ist einer da, wie schön. Die Scheuer-Worte sind keine Hetze, sondern das Ringen um eine verantwortliche Politik, wenn auch in saloppem Sprachton. Bei dem Wort "Das Schlimmste" hört man ein Lächeln raus, man hört förmlich die Ironie, dass "schlimm" nicht wörtlich zu verstehen ist, Und der Rest des Senegalesen Zitats spricht das Dilemma eines Politikers in der Flüchtlingspolitik an, die Zerissenheit zwischen der Fürsorge für einen Menschen und dem Gesetz, wie es gedacht war.