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NATO-Speerspitze Aufrüstung in Osteuropa

Wenn Abschreckung funktionieren soll, dann muss man als Militär-Bündnis auch mal ‚die Zähne zeigen‘ – und zwar für alle deutlich sichtbar. Getreu diesem Motto hält die NATO derzeit mehr Manöver ab als je zuvor seit Ende des Kalten Krieges. Russland nimmt die Provokation zur Kenntniss.

Von: Kai Küstner

Stand: 08.07.2016

Nato-Manöver "Dragoon Ride II" | Bild: BR/Martin Gruber

Hochdekorierte Generäle und Ehrengäste verfolgten die Schlacht-Simulation von ihren Sitzen auf einer eigens errichteten Tribüne aus. Als Medienvertreter fühlt man sich beim Blick auf die Freilichtbühne ein wenig gefangen im Zwiespalt der ebenso gestellt wie verspielt wirkenden Militär-Show (,die dazu noch von einem Moderator präsentiert wird) - und der Einsicht, dass da draußen gerade mit scharfer Munition der tödliche Ernstfall geprobt wird.

Schutz und Provokation im Osten

'Speerspitze' wird jedenfalls die 5.000 Mann starke Eingreiftruppe auch genannt. Die als eine ‚Vorhut‘ oder ‚Notruf-Einheit‘ teilweise innerhalb von 48 Stunden an jeden Krisen-Ort verlegt werden kann. Ersonnen wurde sie, gibt man beim Bündnis ganz offen zu, um Moskau zu signalisieren: „Wer sich an einem noch so kleinen NATO-Land in Osteuropa vergreift, bekommt es mit allen 28 zu tun.“ Doch dass man sich deshalb beim Training mit der Speerspitzen-Einheit ständig vorstelle, Russland als Gegner zu haben, sei nicht der Fall, erklärt dieser britische Soldat dem ARD-Hörfunk.

"Überhaupt nicht. Wir sind professionelle Soldaten. Wir sind da, um Befehle auszuführen. Es wäre falsch, sich zu sehr ein Szenario vor Augen zu führen. Ich bin Soldat. Und kämpfe gegen wen auch immer man mich einsetzt."

Soldat Sam V.

Anpassungsfähigkeit gefragt

Die ‚super-schnelle Eingreiftruppe‘ ist eine wichtige, vielleicht sogar die wichtigste Zutat im neuen Abschreckungsmix der NATO. Die nun versucht, in einer komplizierter und unberechenbarer gewordenen Welt anpassungsfähiger und wendiger zu werden.

"Wir haben unsere Allianz schneller, stärker, einsatzbereiter gemacht."

Jens Stoltenberg, NATO-Generalsekretär

Findet Generalsekretär Jens Stoltenberg. Schon lange vor dem Gipfel stand fest, dass die NATO obendrein in die drei baltischen Staaten und nach Polen jeweils rund 1000 Mann, jeweils ein Bataillon also, zur Verstärkung entsenden würde. Die Bundeswehr wird die Verantwortung für Litauen übernehmen. Kaum jemand bezweifelt, dass das Bündnis sich damit an sein Versprechen hält, keine Kampftruppen in großer Zahl an der russischen Grenze zu stationieren. Der deutsche Außenminister Steinmeier sorgte aber kürzlich für Aufsehen, als er mit Blick auf die Militärübungen im Osteruropa vor ‚Kriegsgeheul und Säbelrasseln‘ warnte.

"Mein Hinweis bezieht sich darauf, dass Abschreckung am Ende nicht ausreichen wird. Wenn man nicht gleichzeitig - der Tradition der NATO folgend – neben das Thema Abschreckung auch den Dialog setzt."

Frankk Walter Steinmeier, deutscher Außenminister

Abschreckung oder Dialog

So verteidigte Steinmeier seine Einlassungen, nachdem man ihm vorgeworfen hatte, der Putin‘schen Propaganda einen Erfolg auf dem Silbertablett serviert zu haben. Die unterschiedlichen Ansichten innerhalb der NATO darüber, wie hart oder sanft man Russland eigentlich anpacken soll, werden das Bündnis jedenfalls weit über den Gipfel hinaus beschäftigen. Und damit auch die Frage, in welche Waagschale man die schwereren Gewichte packt: In die mit der Aufschrift ‚Abschreckung‘ oder die mit der Aufschrift ‚Dialog‘. Die NATO-Doppelstrategie gegenüber Moskau sieht vor, beides gleichzeitig zu tun. Es wird schwierig bleiben, das richtig auszutarieren.


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Franz, Freitag, 08.Juli 2016, 11:30 Uhr

6. Wettrüsten

Abgesehen davon, dass mir das derzeitige Wettrüsten sehr missfällt, finde ich es erstaunlich, dass hier niemand von den Provokationen Putins spricht.

Die Krim und die Ostukraine spielen wohl keine Rolle. Die Foristen werden doch nicht auf dem russischen Auge blind sein ?

  • Antwort von A. Nonym, Freitag, 08.Juli, 11:55 Uhr

    @Franz
    Aber sie sind offensichtlich auf dem(n) amerikanischen Auge(n) blind.
    Gute Besserung

  • Antwort von Franz, Freitag, 08.Juli, 12:46 Uhr

    Und Sie, Herr Nonym, scheinen meinen Text nicht aufmerksam gelesen zu haben. Dann hätten Sie sicher erkannt, dass ich die Aktionen beiderseits nicht gutheiße. Aber das kann ja durchaus mal passieren.

    Ich wünsche Ihnen mindestens so viel Gesundheit wie mir selbst.

  • Antwort von A. Nonym, Freitag, 08.Juli, 13:10 Uhr

    @Franz
    Ich glaube auch wie sei Franz das die meisten Menschen das Wettrüsten nicht gefällt.
    Bis dahin hätte ich ihnen keine Antwort zukommen lassen

    Ihren weiteren Ausführungen habe ich aber entnommen das sie eine "Putin gegnerische Kommentar - Flut" vermissen.
    Das hat mich zu der "Diagnose" verleitet das sie es mit dem "amerikanischen Auge" haben.

  • Antwort von Franz, Freitag, 08.Juli, 17:38 Uhr

    Alles, was ich vermisst habe, war Ausgewogenheit. Vorher war in den Kommentaren nur von amerikanischen Fehlern zu lesen. Oder sehen Sie das anders ?

Kriegsgegner0815, Freitag, 08.Juli 2016, 11:20 Uhr

5. Zündler

Putin sagte das er falls es zu einem neuen Krieg kommt diesmal den Krieg auch in die USA tragen wird! Vielleicht ist man dann nicht mehr so scharf darauf. Es wird erst so kommen müssen bevor nicht mehr gezündelt wird!

Warcrime, Freitag, 08.Juli 2016, 10:44 Uhr

4. Verfehlte Politik - meine Meinung:

Die Aufrüstung in Osteuropa ist ein Fehler, die Bundesregierung macht sich zum Handlanger einer US-Kanonenbootpolitik(siehe Geschichte Leutnant Stephen Decatur). Diese Politik wird seit Jahrhunderten von den USA betrieben, dies ist keine Politik für Frieden/Abschreckung und Sicherheit. Diese US-Politik die leider von der Bundesregierung getragen wird, dient einzig und alleine zur Durchsetzung und Festigung von US-Handelsinteressen in diesem Zusammenhang ist auch TTIP zu betrachten. Unter anderem ist so die US-Army die neue Ostmauer um Europa vom Handel mit Russland abzuhalten. Der Gewinner>> die USA. Im Spiegel steht die Exporte zwecks Russland Sanktionen sind in Deutschland um ca. 10% zurückgegangen - im gleichen Zeitraum stiegen die US Exporte nach Russland um 6 %. Europa sanktioniert sich also sozusagen selbst. Europa und Deutschland sollte endlich eine erwachsene und emanzipierte Politik gegenüber den USA betreiben. Dieses Duckmäuser- und Mitläufertum ist nicht mehr (er)tragbar.

Oliver S., Freitag, 08.Juli 2016, 08:31 Uhr

3. Ziemlich Dumm ...

... was die NATO hier treibt. Anstatt auf Dialog zu setzen werden Manöver verstärkt. Das Problem daran ist, dass sich solche Aktivitäten hochschaukeln können und dann haben wir vielleicht plötzlich Krieg - nicht absichtlich, sondern versehentlich, aus Missverständnissen heraus. Missverständnisse haben uns im kalten Krieg diverse Male ganz knapp an den 3. Weltkrieg heran geführt. Schon vergessen?

Und womit möchte die NATO abschrecken? Was sind wir in Europa gegenüber Russland? Ich habe den Eindruck, dass die NATO durchaus bereit ist, wegen der Ukraine den Frieden in Europa zu riskieren.

Deswegen liebe Politiker handelt gemäß folgendem Motto: "Gehen Sie zum Äußersten, reden Sie miteinander ...". Aber vielleicht brauchen wir auch ein paar Millionen Tote und einen Sprung zurück in die Steinzeit - einem Resettaster gleich, der uns alle zu einem Neubeginn zwingt ...

Ich, Freitag, 08.Juli 2016, 08:05 Uhr

2. So wird das nichts...

So wird das nichts in absehbarer Zeit mit dem 3.Weltkrieg ihr Kriegstreiber.

Da muß schon noch näher und agressiver an der russischen Grenze die Kriegsbereitschaft demonstriert werden.
Vielleicht kann man die Grenze auch ein bischen überschreiten?
Nur ein klizzekleines bischen?

Einmal wird es Putin auch reichen.
Das wollt ihr ja.
Und die USA sind weit vom Schuss.
Und wir mitten drin!