6

Porträt Gabriele Pauli Politikerin, Rebellin und Boulevard-Star

Sie war die "schöne Landrätin", posierte für ein Hochglanz-Magazin und macht sich 2006 als CSU-Rebellin einen Namen: Gabriele Pauli aus Fürth. Ihre Fehde mit Edmund Stoiber katapultiert sie ins Rampenlicht.

Stand: 12.01.2015 | Archiv

Gabriele Pauli | Bild: picture-alliance/dpa

Einige ihrer CSU-Parteikollegen nehmen Gabriele Pauli zunächst nicht Ernst, als sie der Staatskanzlei Bespitzelung vorwirft und im Dezember 2006 eine Mitgliederbefragung zum CSU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2008 fordert. Der ehemalige Ministerpräsident und Parteivorsitzende der CSU, Edmund Stoiber, unterschätzt die Landrätin aus Fürth lange. Doch die fränkische Politikerin löst mit ihrer Kritik heftige innerparteiliche Querelen aus. Diese führen schließlich auch zum Rückzug Edmund Stoibers aus der bayerischen Politik.

Zugpferd Pauli

Nachdem sich die ehemalige Landrätin 2007 vergeblich um den CSU-Vorsitz bewirbt, tritt sie 2008 nicht für die CSU zur Landtagswahl an. Stattdessen bietet sie sich den Freien Wählern (FW) an. Die reagieren zunächst  zögerlich, merken dann aber schnell: Gabriele Pauli ist ein Zugpferd. Bei der Landtagswahl ziehen die Freien Wähler als drittstärkste Kraft ins Maximilianeum ein.

Eine eigene Partei

Nun wollen die FW mit Pauli hoch hinaus: Sie soll die Partei als Spitzenkandidatin 2009 ins Europaparlament führen. Das klappt aber nicht. Noch am Wahlabend kündigt die Politikerin an, eine eigene Partei gründen zu wollen. Damit überrumpelt sie die FW. Nach einem Jahr gehen Freie Wäler und Pauli wieder getrennte Wege. Ihr Landtagsmandat behält sie trotzdem.

Mit ihrer eigenen Partei namens "Freie Union" will Pauli nun in die Bundespolitik. In ihrem sechsseitigen Programmentwurf fordert sie unter anderem die Neustrukturierung des Staates, ein bundesweit einheitliches Bildungssystem sowie eine Direktwahl der Ministerpräsidenten und des Bundeskanzlers.

"Es geht nicht nur um kleine Reformen in unserem Land, es geht um sehr Grundlegendes in unserem Parteiensystem."

Gabriele Pauli bei der Parteigründung 2009

Doch die Partei wird vom Landeswahlleiter für die Bundestagswahl 2009 nicht zugelassen. Der Grund: Gabriele Pauli hat vergessen, eine Kandidatenliste zu unterschreiben. Ein Mitgründungsmitglied will später erreichen, dass Pauli den Bundesvorsitz abgeben muss. Er scheitert damit. Die "Freie Union" und Gabriele Pauli gehen aber kurze Zeit später dann doch getrennte Wege.

Politik und Boulevard

Die Boulevardpresse kennt die studierte Betriebswirtin und promovierte Politologin als "schöne Landrätin". Für die Hochglanz-Zeitschrift "Park Avenue" lässt sie sich mit Latex-Handschuhen und -Maske fotografieren. Dafür muss Pauli viel Kritik einstecken. Später posiert sie nur mit einer Bayern-Flagge bekleidet für die Boulevard-Zeitschrift "Bunte".

Zuletzt macht die Politikerin durch Vorschläge wie den, Ehen zunächst auf sieben Jahre zu befristen, von sich Reden. Diese Idee hatte sie aber von dem Kabarettisten Erwin Pelzig abgekupfert, wie sie später auch freimütig zugibt.

Neues Amt auf der Insel

Zuletzt will sie Bürgermeisterin in Sylt werden. Im ersten Wahlgang erreichte die 57-Jährige mit 30,6 Prozent noch die meisten Stimmen. Bei der Stichwahl am 11. Januar 2015 unterliegt sie ihrem Konkurrenten mit 45 Prozent. Allerdings will sie trotz der Wahlniederlage auf der Insel wohnen bleiben.


6