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Fastfood am Petersplatz Kommt der McVatikan?

Das Gebäude ist gleich neben dem Petersplatz, ganz in der Nähe zum Vatikan. Wo früher mal eine Bank war, soll jetzt McDonald's einziehen. Ein riesiges Lokal soll es werden – fast 550 Quadratmeter groß und rund um die Uhr geöffnet. In Rom haben sie schon einen Namen für die Affäre gefunden: McVatikan.

Von: Jan-Christoph Kitzler

Stand: 26.10.2016

McDonalds | Bild: picture-alliance/dpa|Lena Klimkeit

Moreno Prosperi kann sich richtig aufregen, wenn man ihn auf das Thema anspricht. Er wohnt um die Ecke und ist der Präsident eines Bürgervereins im so genannten Borgo, dem alten Stadtviertel hier, wo bis heute viele Vatikangestellte wohnen:

Der Borgo Pio in Rom

"Das ist ein wunderschönes Viertel, denn es wirkt, als ob man auf dem Dorf ist, und gleichzeitig ist man mitten in Rom. Und jetzt müssen wir über die Ästhetik sprechen, denn McDonald's steht der Struktur des Viertels entgegen. Für uns ist das ein Schlag ins Gesicht."

Moreno Prosperi, Präsident eines Bürgervereins in Rom

Kardinäle gegen Frittengeruch

Auch im Palazzo, in den McDonald's einziehen soll, ist man, nach allem was man hört, nicht sonderlich erbaut. Er gehört der Güterverwaltung des Heiligen Stuhls – unter anderem wohnen hier sieben Kardinäle. Einer soll einen gepfefferten Brief an den Papst geschrieben haben, ein anderer hat in Interviews seinem Ärger Luft gemacht. Dass die Anwohner protestieren, kann man im Vatikan verstehen. Zumindest versteht Greg Burke das, der Pressesprecher des Papstes.

Typisches Fastfoodgericht

"Viele Artikel haben von protestierenden Kardinälen geschrieben. Ich glaube, das ist eher der Protest von anderen Geschäftsleuten in der Nachbarschaft, denn es ist klar: wenn Leute aus dem Ausland kommen und Kinder haben gehen sie zu McDonald's, zu etwas, was sie kennen, anstatt zu etwas, das sie nicht kennen."

  Greg Burke, Pressesprecher von Papst Franziskus

Aber "non olet" - Geld stinkt nicht

Wer's mag

Wie man hört, will McDonald's ziemlich gut zahlen – von 25 - 30.000 Euro Miete ist die Rede. Im Monat. Jedenfalls ist man sich in der Vatikanverwaltung keiner Schuld bewusst. Und vielleicht liegt es auch an Leuten wie Greg Burke, der Amerikaner ist, dass man in Teilen des Vatikans einen ziemlich entspanntes Verhältnis zu McDonald's hat.

"Mir ist das ein Rätsel, warum das so lange gedauert hat, bis McDonald's in der Nähe des Vatikans eröffnet. Wo hier doch so viele Leute vorbeikommen."

Greg Burke, Pressesprecher von Papst Franziskus

Wohnungen für Obdachlose statt Burger für Touristen

Fassade des Hauses, in dem ein McDonald einziehen soll

Im Viertel sorgen sie sich unter anderem um die Sicherheit. Ein großer McDonald's, gleich neben dem Petersplatz, könnte ein Problem für die öffentliche Ordnung sein. Und wie bitteschön soll McDonald's zusammenpassen mit Papst Franziskus? Also dem, wofür er steht, fragt sich Moreno Prosperi. Auch er hat dem Papst geschrieben und einen, wie er meint, besseren Vorschlag gemacht: Wie wäre es, wenn man aus dem Lokal eine Unterkunft für die vielen Obdachlosen machte, die hier sonst auf dem Bürgersteig schlafen?  

"Ich glaube nicht, dass der Vatikan das Bild einer Kirche vermitteln sollte, die ihre Werte an kommerziellen Fragen orientiert. Das heißt, Gewinn machen auf Kosten einer konkreten Hilfe für die Obdachlosen des Viertels."

Moreno Prosperi, Präsident eines Bürgervereins in Rom

Eine Antwort des Papstes gibt es noch nicht. Die Verwaltung im Vatikan will weitermachen. Obwohl: gerade stehen die Bauarbeiten still. Die Abluft, der Geruch der Fritten und Burger, soll durch einen Fahrstuhlschacht geführt werden. Es gibt noch ein paar technische Probleme.


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Ringo, Mittwoch, 26.Oktober 2016, 07:45 Uhr

1. Dieser Papst ist

ein ... wahrer Neuerer!