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Logbuch "Fregatte Bayern" "Manila Highline" zur Schiffszahnärztin

Seit März ist die Fregatte "Bayern" im Rahmen der Mission "Atalanta" unterwegs auf Mission am Horn von Afrika. Derzeit mit an Bord ist BR-Reporter Michael Zametzer mit der Frage: Was tun bei Zahnschmerzen?

Von: Michael Zametzer

Stand: 23.06.2016

Logbuch "Fregatte Bayern": Highline | Bild: BR/Michael Zametzer

Seilbahnen gibt es nicht nur daheim in den Bergen, sondern auch auf hoher See. „Manila Highline“ nennt sich das im Marine-Jargon und bedeutet: der Transport von Personen von einem Schiff auf ein anderes über eine Leine.

Keine Routine für die "Ziegen"

Ein Manöver, das ziemlich viel Konzentration und Feingefühl verlangt, von denen, die das Schiff steuern - vor allem aber von den „Ziegen“. So heißen die Soldaten des Decksdienstes, also sprichwörtlich die „Arbeitstiere“. Sie machen den Hauptjob. Und der Decksmeister ist der Fachmann für die Ausführung des Highline-Manövers.

"Wichtig ist, dass keine Routine reinkommt. Jeder hat eine ganz klare Aufgabe, und dafür sind ja auch ich als Stationsleiter und noch ein Sicherheitsoffizier und noch ein leitender Offizier da. Um da halt auch zu gucken. Jeder Handgriff der falsch gemacht wird, kann Gefahr für Leib und Leben heißen."

Decksmeister

Die "Spessart" fährt an Backbord, also links parallel zur "Bayern". Zwischen beiden Schiffen sind nicht mehr als etwa 40 Meter Abstand. Das ist ziemlich wenig, bei voller Fahrt.  Das Wasser schäumt weiß und schlägt in wuchtigen Wellen immer wieder über die Bordwand der "Spessart".

"Aber normalerweise kann nix passieren – schaut schlimmer aus als es ist."

Decksmeister

Gottvertrauen - und Vertrauen in die Mannschaft

Mit einem Gewehr wurde eine Wurfleine zum gegenüberliegenden Schiff geschossen. Und mit dieser Leine ziehen die Soldaten die eigentliche Hochleine rüber zur Bayern. Die Verbindung ist hergestellt, über Flaschenzüge fieren sieben Kameraden erst mal „Oskar“, die Mann-über-Bord-Puppe, rüber zur „Spessart“. Dann wagt sich auch der Schiffspfarrer in den Personentransportgurt. Und schon schwebt er zwischen beiden Schiffen, unter ihm brodelt unbarmherzig der Schlund der schäumenden See, und er baumelt hilflos hin und her, machen kann er ja nichts. Geschafft.

"Ich denke immer an Gott, aber in dem Augenblick war die Technik so groß, dass ich nicht besonders beten musste. Ich habe mich auf die Männer und ihre Muskelkraft und ihr Teamwork verlassen, allen voran der Decksmeister, das hat einen sehr soliden Eindruck gemacht. Da ist lange Erfahrung dabei, volles Vertrauen in die Mannschaft."

Schiffspfarrer

Echte Bayern auf der "Bayern"

Heute wird dieses Manöver vor allem dann gebraucht, wenn der Seegang zu stark ist, um ein Boot zu Wasser zu lassen. Zum Beispiel, wenn es einen medizinischen Notfall gibt wie starke Zahnschmerzen. Dafür gibt es auf der "Bayern" eine eigene Zahnärztin: Doktor Veronika H., eine der wenigen echten Bayern auf der Fregatte "Bayern":

"Es ist kein richtiger Behandlungsstuhl, sondern es sind mobile Einheiten, die man an diese Behandlungsliege anschrauben kann, mit der man aber alles machen kann, was so die Prophylaxe angeht oder halt auch die kleineren Füllungsarbeiten an Bord."

Schiffszahnärztin Doktor Veronika H.

Impressionen von der "Bayern"


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