Die Mafia ist nicht nur eine kriminelle Organisation. Für Alessandra Dino gefähdet sie unsere demokratischen Werte und die freie Wirtschaft.

Von Rika Dechant

Und das geschieht schlichtweg über das Geld, durch Investitionen. "Wenn ein Mafioso oder Camorrista eine Firma besitzt und seinen Arbeitern mehr Lohn zahlt als jeder andere Arbeitgeber nebenan zahlen kann, oder wenn seine Produkte wesentlich weniger kosten als die des seriösen deutschen Arbeitgebers nebenan, dann bedeutet das, dass die Mafia-Firma den Markt und den Wettbewerb verfälscht und somit das wirtschaftliche Gleichgewicht und der Wettbewerb in einer Demokratie aus den Fugen geraten."

Laut Dino tätigen die einzelnen kriminellen Organisationen nach und nach immer größere Investitionen in Deutschland und sichern sich hier so ein immer größeres Territorium. Die Thematik, dass die Mafia versucht, illegal erwirtschaftete Gelder in den legalen Wirtschaftskreislauf einzubringen, ist dem Bundesinnenministerium schon lange bekannt.

Dass sich aktuell etwas tut, das bestätigt auch die Aussage des Bundesinnenministeriums: "Die aktuellen Rechtsetzungsvorhaben zur Umsetzung des sogenannten OK-Rahmenbeschlusses unterstreichen, wie wichtig die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität in Deutschland ist."

Anti-Mafia

Doch besteht so gar kein Hoffnungsschimmer? In Italien gibt es, wo die Mafia ist, immer auch eine Anti-Mafia-Bewegung. Die findet man freilich auch in Deutschland. Die Gruppe "Mafia – nein danke" arbeitet vor allem an der Entmystifizierung des Folklorerufes des Mafia. "Es ist jedoch schwer, dort, wo die Mafia kaum wahrgenommen wird und kaum fühlbar ist, Anti-Mafia-Organisationen zu stärken und auszudehnen“, sagt Dino. Wenn die Deutschen glauben, die Mafia gebe es nicht mehr, weil aktuell keine Attentate verübt werden, wenn sie glauben, die Mafia habe sich zurückgezogen, dann hat sie ihr Ziel erreicht. Denn sie braucht im 21. Jahrhundert keine Gewalt mehr anzuwenden. Sie verführt mit Geld. Die Epidemie heißt Korruption.