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Nach dem Brexit-Votum Großbritannien günstig wie lange nicht

Günstig ist London für Touristen zwar immer noch nicht, aber günstiger als noch vor ein paar Wochen oder Monaten. Grund dafür ist das Brexit-Votum.

Von: Stephanie Pieper

Stand: 11.08.2016

London | Bild: picture-alliance/dpa| Daniel Kalker

Den Wachwechsel am Buckingham Palast zu erleben, ist ein Muss für jeden Touristen, der das erste Mal nach London kommt – ganz gleich, woher. Auch Sabine aus Recklinghausen schaut sich das Spektakel an, sie ist für sechs Tage in der Stadt – und freut sich über das Brexit-Votum. Vielleicht nicht politisch, aber immerhin wurde ihre Reise günstiger.

"Die Preise sind definitiv runtergegangen. Wir haben uns im Frühjahr erkundigt, was es kostet, haben jetzt aber erst vor ungefähr vier, sechs Wochen gebucht, und es ist bedeutend runtergegangen. Wir profitieren davon.“

Sabine hat sich also nicht spontan erst nach dem EU-Referendum und wegen des sinkenden Pfund-Kurses für den London-Trip entschieden, sondern ihre Reise länger geplant: "Wir wären sowieso geflogen. So haben wir ein bisschen mehr Taschengeld, das wir ausgeben können.“

Ein Bier für fünf bis sechs Euro

Günstig ist London für Touristen zwar immer noch nicht, aber günstiger als noch vor ein paar Wochen oder Monaten: Ein Pint Bier kostet jetzt umgerechnet zwischen fünf und sechs Euro. Fish und Chips in einem guten Restaurant knapp 18 Euro. Und auch beim Eintritt für viele Sehenswürdigkeiten lässt sich sparen, sagt die Deutsche Marina, die einen London Pass gekauft hat:

"Der hätte früher 150 Euro gekostet und kostete jetzt nur noch 120 Euro. Und damit kann ich in ganz viele Attraktionen gehen wie die Westminster Abbey, Tower of London, London Bridge. Da sind alle Eintrittsgelder enthalten oder Museen und das Shakespeare-Theatre."

Touristin in London

Hotels in Cornwall, Bootstouren im Lake District, das Titanic Museum in Belfast: Alles ist – in Euro gerechnet – nach dem Brexit-Votum billiger. Das lässt auch Ufi Ibrahim vom Britischen Gastronomie-Verband jubilieren; der Tourismus sei eine preissensible Branche, sagt sie, deshalb sei das schwächere Pfund eine gute Sache.

Ohne Visum auf die Insel

Noch hat das Vereinigte Königreich den europäischen Club nicht verlassen, deshalb können Deutsche natürlich weiter ohne Visum auf die Insel kommen. Ob sich daran durch den Brexit etwas ändern würde, ist offen. Aber nicht nur Touristen, die zuhause mit dem Euro zahlen, reiben sich jetzt die Hände, sondern auch US-Amerikaner: Denn auch zum Dollar ist der Pfund-Kurs gefallen. Patrica Yates von der Tourismus-Zentrale VisitBritain registriert bereits, dass die Leute im Internet verstärkt nach Großbritannien-Reisen suchen - insbesondere in den USA.

Urlaub in der Heimat beliebter

Alle Touristen müssen sich allerdings darauf einstellen, dass sie in englischen Seebädern, in den schottischen Highlands oder an der walisischen Küste auf mehr britische Urlauber treffen als sonst: Weil das Pfund im Ausland weniger wert ist, haben sich nach dem Brexit-Entscheid in diesem Sommer viele Urlauber spontan für die „staycation“ entschieden – für den Urlaub in der Heimat. So wie  Michelle, die statt auf den Kontinent zu fahren auf der Insel geblieben ist.

Keine Änderungen bei Einreise

Und ihr gefällt’s an der englischen Riviera. Für auswärtige Besucher hat sich an der Einreise nichts geändert: Urlauber aus Deutschland müssen am Hafen oder Flughafen ihren Personalausweis oder Reisepass vorzeigen; diese Grenzkontrollen gab es aber auch schon vor dem Brexit-Votum. Über das britische Wetter kann dieser Tage übrigens niemand meckern: Es steht eine „heatwave“ bevor - wobei die Briten gern von einer Hitzewelle sprechen, sobald das Thermometer auf 25 Grad klettert.


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