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Mit Fakes gegen Flüchtlinge Foto von Eritreern sorgt im Netz für Aufregung

Immer wieder machen rechte Gruppen mit gefälschten Nachrichten Stimmung gegen Asylbewerber. Jetzt sorgte ein Foto für Aufregung, auf dem Flüchtlinge angeblich gegen eine Kirchenwand urinieren. Doch auch diese Meldung ist ein Fake.

Von: Max Muth

Stand: 27.08.2016 | Archiv

Flüchtlinge vor Münchner Kirche | Bild: Screenshot facebook

Das Foto wurde in den letzten Tagen in Facebook-Gruppen von Flüchtlings-Gegnern und rechten Gruppierungen häufig geteilt: Sechs Männer mit dunkler Hautfarbe lehnen an der Außenwand eines Gotteshauses. Ein ungewöhnliches Bild, was die Männer dort tun ist bei einem flüchtigen Blick kaum zu erkennen. Diesen Umstand nutzten viele Seiten auf Facebook als Anlass für Hetze. Für sie stand fest: die Männer pinkeln an die Kirchenwand.

Auch leicht zu erkennende Fakes werden massenhaft geteilt

Diese Fake-Meldung ging durchs Netz. Die Masche ist immer gleich: Das Foto ist real, nur die Interpretation ist falsch.

Schon auf den zweiten Blick ist zwar recht deutlich zu erkennen, dass diese Intepretation Quatsch ist, trotzdem wurde das Foto auf einschlägigen Seiten massenhaft geteilt.

Der suggestive Text dazu lautete: "Sechs 'Neubürger' urinieren an das christliche Gotteshaus. Respektlos und traurig. Bin sprachlos." Zudem wurden die Facebook Nutzer dazu aufgefordert den "Skandal" mit ihren Freunden zu teilen. Eine Bitte, der über 13.000 Menschen oder Facebook-Seiten nachkamen.

Durch eine Anfrage der österreichischen Fake-Jäger Mimikama wurde schließlich auch die betroffene Kirchengemeinde, St. Gertrud in Milbertshofen in München, auf das Bild aufmerksam und stellte die Situation richtig. Die Erklärung ist einfach und naheligend: Die Männer beten.

"Seit einigen Jahren wird einer der Räume unserer Kirche von der eritreisch-orthodoxen Gemeinde benutzt. Jeden Sonntag wird eine Eucharistie gefeiert. Junge Eritreer treffen sich oft auch nach der Messe am Wochenende in diesem Raum. Nach der Tradition der orthodoxen Christen in Eritrea und Äthiopien gehen die Gläubigen oft nicht in die Kirche hinein, sondern beten draußen vor der Kirche. Sie lehnen sich an die Wand des Gotteshauses und beten."

 Stellungnahme von Pater Matthias der Kirchengemeinde St. Gertrud

Es dauert, bis Falschmeldungen aus sozialen Netzwerken verschwinden

Angeblich Kriminelle, unhöfliche oder undankbare Flüchtlinge - immer wieder machen rechte Gruppen mit solchen meist erfundenen Geschichten Stimmung in den sozialen Netzwerken. Facebook hat zwar angekündigt, solche Postings schneller zu prüfen und gegebenfalls zu löschen, doch wie auch in diesem Fall wurden die Meldungen oft schon tausendmal geteilt, bevor Facebook auf sie aufmerksam wird. Inzwischen hat das Unternehmen aber reagiert und den Inhalt entfernt.


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ECC, Samstag, 27.August 2016, 10:21 Uhr

5. Fakes

Muss es da noch jemanden wundern, dass unsere Großeltern auf die Nazi-Propagandisten hereingefallen sind, wenn in unserer "aufgeklärten" Gesellschaft die braunen Dumpfbacken immer mehr zulauf finden.

Wensinteressiert, Samstag, 27.August 2016, 07:54 Uhr

4. Na und?

"Immer wieder machen rechte Gruppen mit gefälschten Nachrichten Stimmung gegen Asylbewerber", stimmt!
Allerdings stimmt genauso, dass der BR Immer wieder mit selektiv ausgewählten Nachrichten Stimmung für Asylbewerber machen will.
Das Eine genauso sinnvoll wie's andere und meiner Meinung nach mehr achtenswert als die Meldung selber.

Radieserl, Freitag, 26.August 2016, 15:45 Uhr

3. St. Gertrud

Ich bin sowohl mit der Pfarrsekretärin als auch mit dem Priester der Pfarrei St. Gertrud befreundet.
In dieser Pfarrei ist auch die Eritreische Mission untergebracht, d.h. in dieser Kirche treffen sich auch die Gläubigen der Eritreischen Gemeinde zu den Gottesdiensten und zum Gebet.
Unglaublich dumm, was da auf Facebook veranstaltet wird, wirklich unglaublich dumm.

Franz, Freitag, 26.August 2016, 14:06 Uhr

2.

Die Rechten haben eben ihre eigene Lügenpresse. Deshalb kennen sie sich ja so gut damit aus.

Truderinger, Freitag, 26.August 2016, 13:34 Uhr

1. Eigentlich einfach zu enttarnen!

Bereits an der Verwendung des Begriffs "Gutmensch" kann man erkennen, dass in einem Post gelogen wird. Außerdem finde ich es immer wieder interessant, wie scheinheilig sich in der Regel konfessions- und gottlose Rechte um die Interessen des Christentums und der Kirche sorgen.

  • Antwort von Erich, Freitag, 26.August, 15:04 Uhr

    Erinnern wir uns einfach mal ein paar Tage zurück, als in Nordfrankreich der Pfarrer in der Kirche von Gästen ermordet wurde. Sollte man sich da keine Sorgen machen?

  • Antwort von Franz, Freitag, 26.August, 16:10 Uhr

    Und die Terroristen haben vorher an die Kirche gepinkelt ? War mir entgangen.

    Sorgen machen und Berichte fälschen habe ich auch für zwei paar Schuhe gehalten.

  • Antwort von Renate E., Freitag, 26.August, 16:53 Uhr

    Franz - es muss schon uns Christen erlaubt sein, sich zu sorgen! Denn noch zu keiner Zeit gab es so viele Diebstähle und Brandstiftungen in Kirchen, sowie Schmierereien und Zerstörungen an religiösen Bauten in Deutschland, wie jetzt. Ehrlich - sowas macht mir Angst!

  • Antwort von Franz, Freitag, 26.August, 17:53 Uhr

    Hetzereien im Internet machen mir noch mehr Angst. Das muss uns Demokraten schon erlaubt sein.

  • Antwort von Hubertus Müller, Samstag, 27.August, 01:50 Uhr

    Genau Franz, zu behaupten, dass Flüchtlinge wildpinkeln, so wie es auf dem Foto ausgesehen hat, und ähnliche Hetzereien im Internet sind viel angsteinflößender und schlimmer als beispielsweise die Köpfung eines Pfarrers in Saint-Etienne-du-Rouvray durch Muslime.