3

Rücktritt nach Brexit Camerons schwerster Gang

Es war gewiss der schwerste Gang für David Cameron in seiner bisherigen Amtszeit als Premierminister. Der konservative Partei- und Regierungschef trat aus der Tür mit der Nummer 10 in der Downing Street und hielt eine kurze Rede an die Nation – in der er seine Niederlage einräumte.

Stand: 24.06.2016

David Cameron | Bild: Reuters (RNSP)

"Die Briten haben entschieden, die EU zu verlassen – und es gilt nun, ihren Willen zu respektieren", so Cameron. Und er kündigte seinen Rücktritt an: Das Land habe anders entschieden, als er selbst es im Wahlkampf vor diesem EU-Volksentscheid empfohlen habe – und brauche deshalb jetzt eine neue Führung.

Rücktritt bis Oktober

Cameron tritt jedoch nicht sofort zurück, sondern spätestens bis zum Konservativen Parteitag im Oktober; bis dahin wolle er sein Bestes geben, um die Lage – nach dem knappen Brexit-Votum - in den kommenden Monaten zu stabilisieren. Er sei aber nicht mehr der richtige Kapitän, so der Premier, um Großbritannien zu seinem nächsten Ziel zu steuern: Cameron ist seit 2005 Tory-Parteichef und seit 2010 Premierminister. Das innerparteiliche
Gerangel um seine Nachfolge dürfte bald hinter und auch vor den Kulissen ausbrechen; als aussichtsreichster Kandidat gilt nun Boris Johnson, der ehemalige Londoner Bürgermeister und Brexit-Frontmann.

"Es gibt jetzt kein Zurück mehr"

Im Rathaus von Manchester hatte am Morgen die Chefin der Wahlkommission, Jenny Watson, das vorläufige amtliche Endergebnis: 51,9 Prozent der Wähler haben für den Brexit, 48,1 Prozent für den EU-Verbleib gestimmt. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,2 Prozent. Die Schotten und die Nordiren haben sich gegen einen Austritt aus der EU, die Engländer und die Waliser dafür ausgesprochen. Dieser Londoner findet das Ergebnis einfach nur deprimierend: "Es gibt jetzt kein Zurück mehr", sagt er, der noch gar nicht glauben mag, dass sich die Briten tatsächlich für den Brexit entschieden haben. Nigel Farage dagegen triumphiert: Der Chef der Anti-EU-Partei UKIP feiert, dass sich seine Landsleute gegen das – wie er sagt - "big business", gegen das politische Establishment aufgelehnt haben. Der 23. Juni, fordert Farage, solle ein nationaler Feiertag werden, der "Independence Day"

Wie entscheiden die Schotten

Die Aktienkurse an der Londoner Börse fallen im frühen Handel kräftig, ebenso fällt der Kurs des Pfund im Devisenhandel. Unsicher und instabil dürfte die Lage auch in Schottland werden: Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon von der Schottischen Nationalpartei SNP erklärte bereits, Schottlands Platz und Zukunft sei in der EU. Der Brexit hat es wahrscheinlich gemacht, dass die Schotten erneut über ihre Unabhängigkeit abstimmen – und sich diesmal dafür entscheiden.


3

Kommentieren

G.W., Mittwoch, 29.Juni 2016, 16:30 Uhr

1. Kopf hoch und raus

Ich weiß nicht, was das Gejammer soll. Cameron hat es nicht geschafft, seine Briten zu überzeugen. Da muss er nun nicht einen Schuldigen suchen oder klagen.

Dennoch tut ein Abschied immer etwas weh, aber das kann man mit erhobenem Haupt besser hinbekommen. Er geht ja schließlich nicht aus Schafott, sondern in eine neue Aufgabe. Sicher reißt sich schon jemand um ihn. Also guten Start und Tschüß, Herr Cameron.