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Brexit Unsicherheit an den Märkten

Anleger die glaubten, übers Wochenende etwas Klarheit zu bekommen, dürften enttäuscht sein. Statt der erhofften einvernehmlichen Scheidung von Großbritannien, droht der Brexit zwischen London und Brüssel zum Rosenkrieg zu werden.

Von: Felix Lincke

Stand: 27.06.2016

Europaflagge und britische Flagge | Bild: Reuters (RNSP)

In London spekuliert man bereits, dass die Regierung das Ergebnis der Volksabstimmung ignorieren und bei der EU gar keinen Antrag auf Austritt stellen könnte. Je länger es dauert, umso schwieriger wird es. Brexit-Befürworter wie Boris Johnson von den regierenden Konservativen glaubten, zuerst einen neuen Deal machen zu können, um dann die alte EU-Mitgliedschaft direkt durch einen verbesserten Vertrag mit der EU zu ersetzen. Vorher wollte Johnson in Brüssel nicht den entscheidenden Antrag stellen.

Auf solche Vorverhandlungen zu den Austrittsbedingungen will sich die EU aber nicht einlassen. Es droht nun ein monatelanges politisches Tauziehen mit maximaler Unsicherheit für Wirtschaft, Investoren und Anleger, was für die Märkte das Schlimmste wäre. Von dieser Unsicherheit könnten andere EU-Gegner in zahlreichen Mitgliedsländern profitieren, wo zum Teil wichtige Wahlen und Abstimmungen stattfinden, wie in Italien über eine neue Verfassung. Der politische Stillstand in Spanien ohne regierungsfähige Mehrheit im Parlament trägt auch nicht zu Stabilisierung bei.    

China warnt vor den Folgen

Der Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union verstärkt die Unsicherheiten für die Erholung der Weltwirtschaft, meint der chinesische Premierminister Li Keqiang .

"Wir müssen die Herausforderungen gemeinsam angehen und ein stabiles internationales Umfeld schaffen."

Chinesischer Premierminister Li Keqiang

Auf dem "Sommer-Davos" genannten Weltwirtschaftsforum in der chinesischen Metropole Tianjin erklärte er weiter: "Europa sei ein wichtiger Partner für China, das seine Beziehungen sowohl mit der Europäischen Union als auch mit Großbritannien weiter ausbauen wolle". Zu dem dreitägigen Treffen ist nach jüngsten Angaben der Organisatoren mit mehr als 2000 Wirtschaftsvertretern, Politikern und Experten eine Rekordzahl von Teilnehmern aus mehr als 80 Ländern angereist. Es ist das zehnte jährliche Forum dieser Art in China.


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