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Dr.-Georg-Schreiber-Medienpreis BR-Autoren holen das Triple

Gleich drei Mal wurden dieses Jahr BR-Produktionen mit dem Georg-Schreiber-Medienpreis ausgezeichnet. Eva Achinger gewann mit der Koproduktion von BR Recherche und der Süddeutschen Zeitung zu den Zuständen in deutschen Gefängnissen in der Kategorie Online, Ralf Fischer holte für seine Kontrovers-Story den Fernsehpreis, Niklas Schenk wurde für seinen Notizbuch-Beitrag in der Kategorie "Hörfunk" ausgezeichnet.

Von: Ralph Fischer, Redaktion Kontrovers & Monika Dollinger, Redaktion Notizbuch

Stand: 23.05.2018 | Archiv

Laudatorin Kathrin Sonnenholzner mit den Preisträgern Alexander Krützfeld (SZ) und Eva Achinger (BR) | Bild: AOK

"Es gelingt Ihnen, anschaulich und realistisch klar zu machen, was sich in einem Gefängnis abspielt", lobte die SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin Sonnenholzner die Preisträger.

Eva Achinger (BR Recherche) und Alexander Krützfeld (SZ) haben in einem Multimedia-Projekt verschiedene Facetten des Knastalltags beleuchtet - von Drogenschmuggel hinter Gittern, über Gewalt unter Häftlingen bis hin zu mangelnder medizinischer Versorgung in Haft. Für die Reportage- und Podcast-Reihe wurden die Autoren in der Kategorie "Online" mit dem Dr. Georg Schreiber-Medienpreis ausgezeichnet.

Die Recherche war komplex, denn abgesehen von den steinernen Mauern, die ein Gefängnis umgeben, stießen die Reporter wieder und wieder auf eine Mauer des Schweigens. Häftlingen wurden Interviews durch Anstaltsleitungen oftmals untersagt, und Beamte müssen ihr Dienstgeheimnis wahren und können deshalb nicht öffentlich über Probleme im Knast sprechen. Und gerade weil Strafvollzug ein Randthema sei, so die Laudatorin Sonnenholzner weiter, habe die Jury die Recherche von Eva Achinger und Alexander Krützfeld als "besonders wichtig" ausgezeichnet.

Eine ausgezeichnete Kontrovers-Story

Seit neue Bluttests zur Diagnose von Trisomie 21 für Schwangere auf dem Markt sind, werden ethische Fragen der Pränataldiagnostik wieder diskutiert. Dabei geht es auch um die Folgen dieser Diagnostik. Denn die große Frage, auf die Ralf Fischer in seiner Kontrovers-Story "Trisomie 21 – wer überlebt die Diagnostik?" gestoßen ist, lautet: Wie viele Kinder mit Down-Syndrom werden in Deutschland überhaupt noch geboren? Die Antwort kennt niemand. Dabei haben sich die Betroffenen viel Anerkennung erstritten. Niemand würde heute noch öffentlich fordern, den "defekten Wasserhahn" zu verstopfen, aus dem Menschen mit Trisomie 21 kommen, wie dies Humangenetiker noch in den 70ern taten.

Ralf Fischer und Laudatorin Christa Stewens

Die Kontrovers-Story ist eine authentische Reportage, die gleichzeitig in die deutsche Geschichte schaut. Ralf Fischer begleitet zum Beispiel Andrea Halder aus Lauf, die mit Trisomie 21 geboren wurde und die heute 30 Jahre alt ist.

Die ehemalige bayerische Sozialministerin Christa Stewens (CSU) lobte in ihrer Laudatio hartnäckige Recherche und Themensetzung. Es gebe immer noch gesellschaftliche Vorbehalte und Ängste. "Daher ist es so wichtig, dass Ralf Fischer in Familien geht, die es gewagt haben ein Trisomie 21 - Kind zu bekommen und sich gegen die Vorurteile in unserer Gesellschaft stellen", so Stewens.

Jung und Krebs: "Die doppelte Krise"

Laudatorin Anja Miller und Niklas Schenk

Der erste Job, die eigene Wohnung, die Familiengründung: Als junger Erwachsener wird man selbstständig, unabhängig. Und dann das: Krebs. 15.000 Menschen zwischen 15 und 39 Jahren erhalten deutschlandweit jährlich diese Diagnose. Eine doppelte Krise: Zum einen werden Menschen aus einer Lebensphase gerissen, in der sie gerade unabhängig werden, zum anderen geht es plötzlich um die Frage des Überlebens, wobei junge Menschen als "unkaputtbar" gelten und sich so fühlen. Wie ist es wenn man wieder bei den Eltern einzieht? Werde ich je Kinder bekommen, mein Studium beenden?

Der Autor Niklas Schenk, 28, hat einen jungen Krebspatienten, ebenfalls 28, begleitet und immer wieder die so disparate Lebenssituation verglichen. Damit hat er einen ungewohnten Einblick ins Seelenleben geschaffen. Die Jury hat auch gewürdigt, dass er den richtigen Tonfall getroffen hat und elegant viele Informationen eingestreut hat, die ja für ihn ebenfalls neu waren.

Das Notizbuch-Nah dran "Die doppelte Krise – junge Erwachsene mit Krebs" lief am 13. Juni 2017 auf Bayern 2, Redaktion Monika Dollinger.

Über den Dr. Georg Schreiber Preis

Die AOK Bayern verleiht den "Dr. Georg Schreiber-Medienpreis" in dem Bestreben, herausragende journalistische Arbeiten auszuzeichnen, die auf vorbildliche Weise dazu beitragen, sowohl die Berichterstattung im Bereich Gesundheit und Soziales zu optimieren, als auch die Rezipienten zu animieren, sich mit sozialen und gesundheitspolitischen Themen auseinanderzusetzen.

In Zusammenarbeit mit den Nachwuchsjournalisten in Bayern (NJB) e.V. und mit Unterstützung der Deutschen Journalistenschule (DJS) e.V. München wird der Preis zur Förderung des journalistischen Nachwuchses jährlich ausgeschrieben. Er ist mit insgesamt 30.500 Euro dotiert.


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