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Ärger um Bahnlärm Anwohner wollen ihre Ruhe

Weil sie befürchten, dass bald deutlich mehr Güterzüge an ihrem Grundstück vorbeifahren, haben Bürger im Münchner Norden einen Aktionskreis contra Bahnlärm gegründet. Im Altmühltal gibt's das Lärmproblem schon länger.

Von: David Friedman

Stand: 18.06.2016

München Feldmoching | Bild: BR / David Friedman

Wenn die Bahn mehr Güterzüge einsetzen und stillgelegte Gleise wieder in Betrieb nehmen will, dann stößt sie schnell an Grenzen. Denn entlang vieler Strecken sind mittlerweile die Ortschaften ziemlich dicht ans Gleisbett herangewachsen.  Und die Bewohner pochen auf ihr Recht auf Ruhe. Denn Lärm macht krank. Der Lärm vorbeifahrender Güterzüge kann bis zu 90 Dezibel betragen. Das entspricht dem Krach von Rasenmähern, Motorsägen und Presslufthämmern.

Aufruhr im Idyll

Häuslebesitzer an der Bahn-Strecke zwischen dem Münchner Rangierbahnhof Nord und Feldmoching befürchten, dass der Zuglärm bald deutlich zunehmen könnte: Dann nämlich, wenn die Bahn ein stillgelegtes Gleis wieder in Betrieb nimmt, die sogenannte "Feldmochinger Kurve". Dann könnten auch auf den Anschlussgleisen durch Feldmoching noch mehr Güterzüge donnern - möglicherweise auch auf dem Weg zum geplanten Brenner-Basis-Tunnel. Heute fahren rund 30 Güterzüge pro Tag und Nacht über die Gleise. Morgen könnten es 100 und mehr sein, befürchten die Anwohner. Sie wollen Lärmschutzwände.

"Ich selbst hab ja einen Antrag auf Lärmschutz gestellt, dass ich selbst auf eigene Kosten es baue. Nur: Nach der Bayerischen Bauordnung darf ich nicht. Ich darf hier nur Zäune machen in 1,50 Meter Höhe."

Monika Barzen, Anwohnerin

Zuständigkeits-Wirrwarr

Die Anrainer sind auf die Behörden angewiesen, um einen effektiven Lärmschutz zu bekommen. Und da liegt offenbar das Problem. Niemand fühlt sich so wirklich zuständig. Die Bahn sagt: Bei Häusern, die nach 1974 gebaut worden sind, also nach der Verabschiedung des Bundes-Immissions-Schutz-Gesetzes, sind die Kommunen für Schallschutz zuständig. Im Feldmochinger Fall wäre das die Stadt München. Die aber will erst einmal konkrete Zahlen von der Bahn bekommen: Wie viele Güterzüge werden es denn? Wie hoch ist der Bedarf an Schallschutzmauern, -wällen und –fenstern? Zahlen und Fakten, die Bahn-Sprecher Honerkamp nicht nennen kann. Nur eines kann er sagen, die wiederbelebte Trasse durch Feldmoching wird nicht zum geplanten Brenner-Basis-Tunnel führen.

Hoffen auf Lärmschutz auch im Altmühltal

Ein noch wesentlich größeres Lärmproblem haben die Bürger im mittelfränkischen Solnhofen. Der Ort liegt im romantischen Altmühltal, und zwar direkt an der Bahntrecke zwischen Nürnberg und München. 10 bis 15 Güterzüge rauschen durch den Ort - pro Stunde. Seit Jahren kämpfen die Solnhofer für Lärmschutz. Jetzt hoffen sie auf leisere Bremsen an den Güterzügen, sogenannte Flüster-Bremsen, und auf Schallschutzwände. Bund und Bahn müssen nämlich alte Strecken nachrüsten - auch die durchs Altmühltal. Dafür stehen heuer 150 Millionen Euro zur Verfügung, allerdings für ganz Deutschland.

"Aus diesen Geldern sind 30 Millionen Euro zweckgebunden für leise Güterzugbremsen, und 120 Millionen Euro, um sonstige Schallschutzwände zu bauen, Brückenentdröhung zu machen oder andere Maßnahmen durchzuführen."

Bernd Honerkamp, Sprecher der Deutschen Bahn

Im kommenden Herbst sollen die Planungen für Schallschutzwände im Altmühltal losgehen. Bis es in Solnhofen wirklich leiser wird, dürften allerdings noch sieben Jahre ins Land gehen.


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Fahrlässigkeit, Samstag, 18.Juni 2016, 11:20 Uhr

2. Schuld sind immer andere

Hallo, Bernhard, mit mir sind es dann schon zwei Kopfschuettler.
Ein derartiges Verhalten und Denken von Stadt und Anwohnern kann und darf nicht auch noch honoriert werden.

Nur noch am Rande: Ein Gleis oder eine ganze Bahnstrecke, die zeitweise nicht genutzt werden, sind NICHT "stillgelegt".

Bernhard, Samstag, 18.Juni 2016, 08:14 Uhr

1. Ich kann da nur noch den Kopf schütteln.

Hier lässt man direkt neben der Bahnlinie Baugebiete erschließen,
In anderen Gegenden direkt neben kleinen Flüssen und Bächen.
Und wenn dann die Probleme kommen, sollen natürlich dritte, hier die Bahn, wieder Geld ausgeben.
Und die Häuslebauer sagen sich auch, wird schon werden und wenn nicht, muss halt irgendwer die Änderungen bezahlen.
Eigentlich sollten die Gemeinderäte für solche Fehlplanungen persönlich haften.
Aber jede Gemeinde will wachsen, obwohl es dazu keine vernünftigen Bauflächen gibt.