"Ich habe also einen dieser Ordner herausgenommen und mir angeschaut. Ich habe die erste Seite mit diesen handschriftlichen Notizen aufgeschlagen und bin sofort in diese Stimmung hineingezogen worden, die ich auf dieser Seite vor damals wiederum zehn, 15 Jahren beschrieben hatte. Das ganze Buch lag quasi in meinem Kopf fertig vor, ich musste es nur noch aufschreiben. Es ging mir dabei aber nicht um meine eigene Person, also nicht um etwas Biografisches, denn das war mir nicht wichtig, sondern ich wollte einfach zeigen, was jemand erlebt, der eine Depression hat, und wie quälend sie ist. Der Grund, der etwas gemeine Grund war vielleicht auch der, dass auch in meiner Familie mir niemand diese Krankheit abgenommen hat. Es wurde immer nur gesagt: 'Der simuliert! Dem geht es doch gar nicht so schlecht!' Das erleben Zigtausende von Menschen jeden Tag, wenn sie sich anhören müssen: 'Du kannst doch, wenn du schon nicht arbeiten gehst, zumindest den Rasen mähen!' Nein, das geht nicht! Auch das geht nicht!"

Holger Reiners