BR Fernsehen - Tatort


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Interview mit Miroslav Nemec "Manchmal sind wir kaum zu bändigen"

Stand: 05.11.2008 | Archiv

Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl | Bild: BR/hager moss film GmbH/Heike Ulrich

Über siebzehn Jahre sind Sie jetzt schon Ivo Batic, wird der Tatort da zu einer Art Lebensgefährtin?

Ja, und den Alltag mit einer Lebensgefährtin muss man täglich neu gestalten. Das ist nichts, was von selber läuft. Wenn es lange läuft besteht ja sogar die Gefahr, dass es verseift oder schlechter wird. Die Zeit kann da auch gegen einen arbeiten. Das heißt, es ist nach wie vor eine Herausforderung, etwas neu, besser, noch genauer und noch glaubwürdiger zu machen.

Das hätten Sie aber auch nicht geglaubt, dass diese Beziehung so lange hält, oder?

Nein, absolut nicht. Als wir anfingen hatten sie uns eine Option gegeben für sechs Filme. Aber wir wollten diese Option gar nicht haben, weil wir uns nicht vorstellen konnten, was in drei Jahren mit uns passiert und dass man sich so lange festlegt. Aber ganz ehrlich: Es macht uns noch viel Spaß. Manchmal sind der Udo und ich ja kaum zu bändigen und laufen dann aus dem Ruder. Aber der Spaß ist wichtig, weil es ja nun auch die Lebenszeit ist, die man verbringt.

Miroslav Nemec (Rolle: Kriminalhauptkommissar Ivo Batic, li.) und Udo Wachtveitl (Rolle: Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr)

Der Ivo Batic und der Miro Nemec kennen sich nun schon recht lang. Wie hat sich ihr Verhältnis zueinander verändert?

Der Ivo verändert sich so, wie der Miro sich auch verändert, weil er ja älter wird und mehr Lebenserfahrung mitbringt. Immer noch bestimmt das Drehbuch das Verhalten von Ivo Batic, aber die Art es umzusetzen beeinflusst der Nemec natürlich. Man könnte sagen: Wir arbeiten zusammen.

Die taz hat neulich geschrieben: Nicht "Wetten, dass . . ?", sondern der "Tatort" ist das letzte Lagerfeuer, an dem sich die Fernsehnation wärmt und unterhält. Ein schönes Bild, oder?

Ja, da ist tatsächlich noch ein brennendes Lagerfeuer. Und wir versprechen: Es wird immer noch Holz nachgelegt.

Haben die Kommissare im Laufe der Jahre eine eigene Sprache entwickelt?

Ja, es gibt Worte, die ich als Figur nicht verwende. Zum Beispiel "toll" und "super" sind nicht im Repertoire, weil sie beliebig sind. Wir versuchen andere Worte zu finden wie: "Du siehst nicht vorteilhaft aus." Das ist umständlicher, aber sehr schön.

Gibt es eigentlich Krimis, die Sie selbst besonders gerne mögen?

Ich mag den Kommissar Maigret von George Simenon und natürlich Peter Falks Columbo. Bei denen kann man gut sehen, worauf es ankommt, und das gilt auch für uns: Ein gutes Buch ist die Grundlage, der Plot und die Dialoge sind das A und O - und dann auch die Glaubwürdigkeit. Das eigene Spiel muss immer an die Wahrheit ranrücken und dabei sind zwei Farben besser als fünf.


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