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Parkchef Thomas Köster Vom Müll & der Anarchie

Er liebt den Englischen Garten - er kennt den Park aber auch von einer anderen Seite. Einer, die Bauchschmerzen macht - und ärgert. Jeden Morgen steht Parkchef Thomas Köster vor dem Ergebnis des fidelen Lebens im Stadtpark. Die zentrale Liegewiese gleicht einer Müllhalde. Und die gilt es Tag für Tag zu beseitigen.

Stand: 20.05.2013 | Archiv

Müll auf einer Wiese | Bild: BR

Etwas verkatert, wie am Morgen danach - so empfindet Tobias Ranzinger den Anblick der vermüllten Grünfläche. Thomas Köster ärgert aber auch noch etwas anderes daran: Der Müll scheint die Sonnenbadenden nicht einmal zu stören.

Das Corpus Delicti!

"Was mich entsetzt: Die Leute legen sich in ihren Müll wieder rein", erklärt er fassungslos. Ausprobieren wollte er mal, wie lange es dauert, bis die Toleranzgrenze überschritten ist, ließ den Müll einfach nicht mehr von seinen Leuten entfernen. Zehn Tage hat das Experiment gedauert. Das Ergebnis: Den Besuchern dieser Wiese war's auch dann noch egal, sie haben sich einfach mit dem Handtuch auf den Müll gelegt.

Ein "harter Hund"

Parkchef Thomas Köster

Versuch missglückt, das musste auch der Parkchef einsehen. Doch ansonsten gilt Thomas Köster eher als "harter Hund": Die Surfer würde er gerne aus dem Park verbannen, die Musiker sind ihm nicht so recht - und vor allem wollte er den Leinenzwang durchsetzen. "Die Leute wollen hieraus Disneyland machen und meine Aufgabe ist es, das zu verhindern", sagt er. Doch als es den Münchnern an ihre heiß geliebten "Zamperl" ging, verloren die Landeshauptstädtler ihren Humor. Bußgelder wollte er im letzten Jahr für solche Vergehen verlangen.

Jeden Tag säubern die Arbeiter stundenlang die Wiesen ...

Die "Disziplinierung der Parkbesucher" machte Schlagzeilen - und sorgte für Proteste. Auch in der Politik krachte es. Von Unfreiheit war immer wieder die Rede. Fühlt sich Thomas Köster missverstanden? "Also wenn man nix sagt, dann verschlimmert sich die Situation immer mehr. Man muss einfach auch aufmerksam machen auf Probleme im Park", sagt er. Und es sei nun mal seine Aufgabe, Grenzen zu setzen. Manchmal eben auch harte.

Eine besondere Grünanlage

... und sie machen die Feinarbeit.

Doch wo bleibt da noch das Park-Motto "Leben und leben lassen"? Der Englische Garten sei tatsächlich eine besondere Grünanlage, ganz anders als jede andere in der Stadt. "Er ist in den Köpfen der Bürger tatsächlich ein Kleinod. Ihr Lieblingspark. Und ein Begriff von Freiheit. Aber wo endet diese Freiheit? Und wo fängt die Verwahrlosung an?", fragt sich der Parkchef. Diese Gratwanderung muss er täglich bestehen. Und das bereits seit 15 Jahren. So lange ist Thomas Köster bereits Chef hier im Englischen Garten. Seither hat sich viel verändert - auch er als Mensch wurde anders. Früher war er lockerer, hat viel zugelassen, sagt er. "Doch dann hab ich mit der Zeit gemerkt - oh, das geht mir aus dem Ruder raus", erinnert er sich zurück. So wurde er strenger. Sogar so streng, dass er versuchen wollte, die Menschen im Park zu erziehen. "Aber das ist nicht meine Aufgabe. Das hab ich letztes Jahr mit persönlichem Leid feststellen müssen", sagt er.


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