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Karfreitag Tag der Klage

Nicht die christliche Caritas, sondern das althochdeutsche "Chara" hat dem Karfreitag seinen Namen gegeben. Es bedeutet soviel wie "Wehklage". Für katholische wie evangelische Christen ist es der höchste "Feiertag" – eigentlich aber der Tag des tiefsten Schmerzes über den Tod Jesu.

Von: Mirjam Piniek

Stand: 06.04.2012 | Archiv

Karfreitag in Rom, brennendes Kreuz vor dem Kolosseum | Bild: picture-alliance/dpa

06 April

Freitag, 06. April 2012

Am Karfreitag fanden, der Überlieferung folgend, der Schauprozess, die Kreuzigung und die Beerdigung Jesu in Jerusalem statt. Gegen 15 Uhr – der Todesstunde Jesu - sammeln sich heute die Christen zu einem lithurgisch einmaligen Wortgottesdienst ohne Musik und Kirchenschmuck.

Im Zeichen des Kreuzes: Die Karfreitagsprozessionen

Seit dem 3. Jahrhundert entwickelte sich das Kreuz zum wohl wichtigsten Symbol der Christenheit. Während das historische Marterinstrument Jesu tatsächlich einem T glich, ist das heutige Kreuz zugleich Richtungsweiser für Auferstehung und Himmelfahrt und Zeichen für die Ausbreitung des Glaubens in alle vier Himmelsrichtungen.

Prozessionszug auf der Straße | Bild: picture-alliance/dpa zur Bildergalerie Karfreitagsprozession Lohr am Main erinnert an die Leiden Christi

In Lohr am Main (Lkr. Main-Spessart) gedenken jedes Jahr an Karfreitag tausende Besucher an den Leidensweg von Jesus Christus. 13 lebensgroße Figuren werden dabei von Angehörigen verschiedener Handwerkerinnungen getragen. [mehr]

In vielen Gemeinden finden seit dem Mittelalter Prozessionen statt, an denen auf zumeist 14 Stationen des letzten Ganges Christi gedacht wird. Anfangs gerieten diese Kreuzwege unter dem Einfluss von Selbstgeißlern und Flagellanten mitunter zu recht blutigen Spektakeln. Seit der Gegenreformation sind Prozessionen und Passionsspiele in würdigerer Form mit dem Bußgedanken verbunden. Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist die Bilderprozession von Lohr am Main, wo seit Alters her die Handwerksinnungen die prächtig geschnitzten Figuren durch die Innenstadt führen.

Die Kar-Tage in Bildern

Der Kult der "Herrengräber"

Der offiziellen Kirchenlehre unbekannt ist hingegen der vor allem in Bayern und Österreich zur Barockzeit verbreitete Kult des "Heiligen Grabes", der formal ein Pendant zu den "lebenden Krippen" darstellt: In detailstark aufgemachten, oft mit Glaskugeln, Blumen, Licht- und Wasserspielen überreich geschmückten Grab-Szenarien wurde der Leichnam Jesu nach der Karfreitagslithurgie zu Grabe getragen. Die größte derartige Grabnachbildung wurde jüngst in Landshuter Lagerräumen wieder entdeckt und für rund eine halbe Million Euro restauriert.

Karfreitagsspeise: Der Fisch :

Selbst bei manchen Nicht-Christen ist heute ein weiterer Karfreitagsbrauch anzutreffen: Traditionell wird an diesem Tag – wo man nicht ganz fastet – bevorzugt Fisch gegessen. Zum einen ist es christliche Tradition, dass an Fastentagen generell auf das Fleisch der "Tiere des Himmels und der Erde" verzichtet wird. Zum anderen ist der Fisch eines der ältesten Symbole des Christentums, mit dem sich bereits die ersten Christen in Rom zu erkennen gegeben hatten. Der Grund: Das Wort "Fisch" heißt auf griechisch "Ichthys". Das sind die Anfangsbuchstaben von "Iesus Christos Theou yos soter", zu deutsch: "Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter".


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