Kultur - Kunst und Design


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Neue Leipziger Schule Maler zwischen den Schubladen

Der kunstjournalistische Drang nach pseudo-wissenschaftlicher Benennung hat zur "Neuen Leipziger Schule" geführt. In diese Schublade passen die Künstler eher schlecht als recht, aber den Sammlern aus den USA half sie beim Einkaufen.

Stand: 22.02.2012

Das Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei

Um sich gegenseitig Mut zu machen und zu unterstützen, schlossen sich im Jahr 2002 schließlich elf Maler zusammen und stellten in der Produzentengalerie "Liga" aus. Ein Jahr später zeigte der neue Leipziger Kunstverein "sieben mal malerei". Der Eigen + Art Galerist Gerd Harry Lybke, der seit Mitte der 80er-Jahre schon Neo Rauch vertritt, pickte sich die Maler heraus, die er am Vielversprechendsten fand. Und eh sie sich’s versahen, stand auch schon die Schublade "Neue Leipziger Schule" offen. Das Etikett, wogegen sich die damals Anfang 30-jährigen Künstler heute wehren, erwies sich immerhin als Vermarktungserfolg. Amerikanischen Sammlern, die schon einen Neo Rauch im Wohnzimmer hatten, war Leipzig als Malerei-Hochburg bereits ein Begriff – nun kam Nachschub aus demselben Stall. Innerhalb von zwei Jahren stiegen die Preise für Großformate von 4.000 auf etwa 30.000 Euro. Nach einem Beitrag in den "Tagesthemen" liefen bei dem Maler Tim Eitel die ersten Reservierungswünsche ein.

Solitär zwischen den "Schulen"

Rauchs Lehrer Arno Rink

Neo Rauch gilt vielen als Galionsfigur der "Neuen Leipziger Schule". Eigentlich steht er aber genau zwischen "alter" und "neuer" Leipziger Schule. Zur "alten" gehören seine Lehrer, nicht er. Und in die "neue" passt er auch nicht, denn Rauch war über zehn Jahre früher dran als Weischer, Ruckhäberle, Eitel, Schnell und die anderen. Ob er den jüngeren Malerkollegen nun als Vorreiter oder Wegbereiter diente, kann man diskutieren. Dass er in irgendeiner Form Einfluss nahm, ist zumindest bei einigen nicht zu übersehen. Aber das tat er unter keinem Etikett, sondern als Solitär.

Neue Leipziger Schule

Was die Malerei aus Leipzig seit Anfang der 90er-Jahre kennzeichnet, ist die Abkehr vom Sozialistischen Realismus. Mit denselben Mitteln, aber unterschiedlichen Ansätzen, suchen die Maler neue Bildsprachen. Dabei positionieren sie sich unverhofft eigenwillig in der Avantgarde, die den Einfluss des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit erkennen lässt. Zu den bekanntesten Vertretern der sogenannten Neuen Leipziger Schule zählen: Matthias Weischer, David Schnell, Tilo Baumgärtel, Christoph Ruckhäberle, Martin Kobe, Tim Eitel, Julia Schmidt, Rosa Loy, Peter Busch und Katharina Immekus.


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