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Luis Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit Interview mit Tobias Moretti

Stand: 16.09.2015

Tobias Moretti | Bild: BR/Theresa Högner

Herr Moretti, Sie spielen den Filmemacher und Berglegende Luis Trenker. Als Zuschauer könnte man meinen, der Film wurde Ihnen auf den Leib geschrieben.

Danke.

Wie wichtig ist diese Rolle für Sie?

Zuweilen sind Arbeiten, vor denen man sich drücken möchte, oder auch Rollen, die einem aus verschiedenen Gründen suspekt sind, genau die Arbeiten, die dann gelingen. Diese Erfahrung habe ich schon zwei-, dreimal im Theater gemacht, und im Film ebenfalls. Der „Trenker“ ist aufgegangen, das hat aber verschiedene Gründe. 

Sie sagen, dass Sie sich der Rolle nur zögerlich genähert haben. Warum? Und wie war Ihre Herangehensweise an Luis Trenker? Was für ein Mensch war er?

Also als Jugendlicher hatte ich eigentlich ein Nicht-Verhältnis zu dem Menschen, seine Filme allerdings empfand ich damals schon als absurd, aber dennoch faszinierend in ihrem dramatischen Anspruch. Ich meine, Trenker hat so viele verschiedene Gesichter, aber auch mindestens ebenso viele Haltungen an den Tag gelegt. Das war der Grund, warum ich gezögert habe, weil so ein Projekt eine klare Zuordnung braucht. Und mit der Gegenüberstellung von Dichtung und Wahrheit war dies gegeben. Trenker hat alle polarisiert, vom einfachsten Menschen bis zu den Diplomaten.

Der Film ist bildgewaltig und von Wolfgang Murnberger in seinem ganz speziellen Tempo inszeniert. Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit dem Regisseur empfunden?

Mit Murnberger habe ich ja kurz zuvor "Das ewige Leben" gemacht und schon andere Filme und mag seine ironische Distanz nicht nur zur Situation, sondern auch zu den Figuren. Daher hatte ich manchmal den Eindruck, als würde ich meiner Figur im Spiegel zuschauen, aber nie denunzierend, sondern mit warmem Befremden. Ich habe selten bei einer Arbeit solch eine gelassene Zuversicht empfunden für das, was wir da machen.


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