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Luis Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit Interview mit Brigitte Hobmeier

Stand: 17.09.2015

Brigitte Hobmeier | Bild: BR/Roxy Film/Christian Hartmann

Frau Hobmeier, Sie sind in der Rolle der Antagonistin zu sehen, Trenkers größter Konkurrentin, Leni Riefenstahl. Machen Sie in der Vorbereitung auf Ihre Rollen einen Unterschied zwischen rein fiktiven Figuren und denen, die reale Personen der Zeitgeschichte darstellen?        

Die erste Frage ist natürlich immer: Wer ist dieser Mensch? Eine rein fiktive Rolle unterliegt nur meiner Fantasie und der des Regisseurs. Bei Menschen der Zeitgeschichte gibt es schon von außen, also im Quellennachweis viele Antworten oder spannende Ungereimtheiten, die den Rahmen stecken. Aber gerade bei einem Menschen wie der Riefenstahl trifft der Satz, dass das Leben die besten Geschichten schreibt, wie die Faust aufs Auge. Meiner Meinung nach hätte kein Drehbuchautor, auch nicht der Beste, ein solches Leben erfinden können. Die Recherche hat mir großen Spaß bereitet. Und am Ende lautet die Frage auch hier wieder: Wer ist dieser Mensch?

Leni Riefenstahl war ehrgeizig, eine echte Karrieristin in der Zeit des Nationalsozialismus. Was wussten Sie bereits über Leni Riefenstahl und hat sich ihr Bild über sie durch den Film verändert?

Um ganz ehrlich zu sein: Ich wusste nicht mal, dass Leni Riefenstahl eine Schauspielerin war, geschweige denn Tänzerin. Alles, was mir über sie bekannt war, waren ihre Reichsparteitagsfilme, der Olympiafilm und ihre späten Arbeiten als Fotografin. So ging es mir übrigens auch mit Luis Trenker. Ich kannte ihn nur als diesen komischen, verschrobenen Geschichtenerzähler aus dem Fernsehen. Das hat sich natürlich während der Drehvorbereitungen massiv verändert. Ich glaube nicht, dass Leni Riefenstahl rein aus Karriereambitionen ihre Lebensentscheidungen getroffen hat. Mich hat durchweg ihre Sehnsucht nach einem künstlerischen Leben fasziniert. Ihr kreativer Formungswille war bis ins späte Alter ungebremst. Es ist doch schade, dass Ihr Leben dann doch so kurz kommt in dem Film. Ich hoffe, dass sich noch viele Filmschaffende an ihr abarbeiten werden.

Luis Trenker und Leni Riefenstahl waren wie Hund und Katz in ihrem Gebuhle um die Gunst Hitlers. Beide wollten gewinnen, keiner verlieren. Die Konkurrenz und Dynamik der Beiden ist immer wieder stark zu spüren im Film. Sie haben ja zum ersten Mal mit Tobias Moretti gedreht. Wie war die Vorbereitung auf diese Szenen mit ihm? Und wie war überhaupt die Zusammenarbeit?

Tobias ist ein schlauer Schauspieler, der sich mit seichtem Firlefanz nicht abgibt. Und ich mag schlaue Schauspieler. Wir hatten die reinste Freude daran, uns in diese Szenen zu schmeißen, Leni und Trenker miteinander ringen zu lassen. Das rechne ich ihm hoch an, dass er den Trenker nicht verteidigen wollte als einen Gutmenschen (der er definitiv nicht war). Die Lust an den Schattenseiten eines Charakters wohnt uns vielleicht beiden inne. Für uns heute erscheint der damalige Stil ja irrsinnig aufgesetzt und der Manierismus des damaligen Spiel- und Tanzstils sehr fremd. Aber genau das war auch wichtig für uns. Sich dem expressionistischen Zeitstil zu nähern. Leni Riefenstahl soll ja ein extrem humorloser Mensch gewesen sein. Und ihre Wutanfälle sind legendär. Das wollte ich mit einbringen und nicht nur Geschichtsdaten abhaken. 


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