Serie // "The Purge" Mord und Totschlag für eine bessere Welt?

Eine Nacht, in der alles erlaubt ist und die die Amerikaner dazu nutzen ihrem Frust mit Gewalt Luft zu machen - diese Story der kultigen "The Purge" Horrorfilme geht jetzt in Serie.

Von: Vanessa Schneider

Stand: 09.10.2018 | Archiv

Szene aus der Amazon-Serie "The Purge": Miguel muss um sein Leben kämpfen | Bild: USA Network/Patti Perret

Diese Serie gehört auf eure Watchlist, wenn... ihr die "Purge”-Filme und deren völlig überspitzte Gesellschaftskritik liebt, auf trashige Action ohne Schmerzgrenze wie in "The Walking Dead” steht und euch amerikanische Dystopien wie "Handmaid’s Tale” gefallen.

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Was in dieser Nacht passiert hat keine Konsequenzen: Krankhäuser, Polizei und Feuerwehr reagieren nicht auf Notrufe. Das Recht hat Urlaub. Die Ordnung Feierabend. Es ist Purge-Night.

Der Serienableger aus dem "Purge"-Universum startet anderthalb Stunden vor Beginn des rituellen, amerikanischen Säuberungsfests aus den Filmen. Die zwölf Stunden der Purge-Night, in denen alles erlaubt ist, nutzen die Amerikaner vor allem dazu, ihrem angestauten Frust mit exzessiver Gewalt und Mord Luft zu machen. Wer es sich leisten kann, verbringt die Nacht in Sicherheit, der Rest bewaffnet sich, verbarrikadiert sein Eigentum und hofft den nächsten Morgen mehr oder weniger unversehrt zu erleben.

Mit jeder Folge vergeht eine Stunde der Purge-Nacht, die wir in dieser Serie aus ganz neuen Perspektiven erleben: Jenna und Rick, ein Architektenpaar, sind auf einer luxuriösen, abgesicherten Purge-Party von reichen Bekannten eingeladen. Hier suchen sie Investoren für ein Sozialprojekt, denn die Unterstützer der regierenden New Founding Fathers Partei fühlen sich an diesem Abend besonders wohltätig. Sie haben die Purge-Nacht vor fast 10 Jahren ins Leben gerufen.

Brokerin Jane hat sich mit ihrem Team verschanzt, um einen Auslandsdeal abzuschließen. Ihr Team ist in Sicherheit, im Gegensatz zu ihrem Chef, der Jane seit Jahren die Beförderung verweigert und den jetzt böse Überraschung erwartet. Gleichzeitig sucht Miguel, ein Ex-Soldat, seine kleine Schwester Penelope in den menschenleeren Straßen. Sie will sich freiwillig in einem Purge-Kult opfern.

This is America!

Die fünf Protagonisten der Serie haben unterschiedliche Hautfarben, verschiedene Herkunft und Geschlecht. So kann die Serie sich die vielen Spannungsfelder in der amerikanischen Gesellschaft vornehmen, die das barbarische Purge-Ritual möglich gemacht haben. Ein Ritual, das ein Großteil der Bevölkerung bereitwillig hinnimmt, denn seit der ersten Purge-Nacht ist die Wirtschaft so stark wie nie und Kriminalität kein Problem mehr.

Die Purge-Nacht stärkt die Starken, geht aber auf Kosten der anderen: Frauen, Arme und Obdachlose werden in dieser Nacht zur Zielscheibe des geballten Hasses. Nur ein paar Bürgerwehren stehen ihnen zur Seite, während Maskierte durch die Straßen ziehen, Ehemänner ihre Frauen übel zurichten und Soldaten ihre Blutlust ganz legal an ihren Mitbürgern ausleben.

Fans kennen das Konzept schon aus den vier sehr erfolgreichen Purge-Filmen. Aber auch ohne die gesehen zu haben, kommt man als Neuling sehr gut mit. Man muss nur die Geduld haben, sich durch die ersten drei sehr zähen Folgen zu kämpfen. Wenn ab Folge vier die Schockeffekte Platz für ein sehr interessantes, dystopisches Setting machen, erfahren wir mehr über das Purge-Universum, als in allen Filmen zusammen.

Blutige Action, angereichert mit Hau-Drauf-Gesellschaftskritik – das ist nicht neu, nicht super deep, aber trotzdem ziemlich unterhaltsam.

"The Purge” ist bei Amazon Prime Video abrufbar. Jeden Freitag kommt eine neue Folge.

Sendung: Hochfahren, 10.10.2018 - ab 7 Uhr