Vorgestellt // Bad Stream Zwischen Selfie-Wahn und Eskapismus

Bad Stream ist das Soloprojekt von Frittenbude-Gitarrist Martin Steer. Sein dystopisches Debütalbum ist schwere Kost: Big Data, Bot-Likes, Datenmüll und Internetsucht – verpackt in einem elektronischen Noise-Gewitter.

Von: Vanessa Patrick

Stand: 26.04.2018 | Archiv

Was man wissen muss...

... Bad Stream ist Multimediaprojekt, Gesellschaftskritik und Selbsttherapie in einem. Im Gegensatz zum eingängigen Elektropunk seiner Hauptband Frittenbude erschafft Martin Steer mit seinem Solodebüt sperrige Post-Industrial-Klangwelten ähnlich wie Nine Inch Nails. Aber auch progressiven Art-Rock, der angenehm an Martins großes Vorbild Radiohead erinnert.

Mögen wir, weil...

… Bad Stream dieses krasse Musiker-Workaholic-Gen in sich trägt. Seit 2012 werkelt Martin Steer schon an seinem Solodebüt – egal wo er gerade unterwegs ist. Ob in Berlin, München, Mexiko oder Nepal. Nach sechs Jahren ist es beinahe ein surreales Gefühl für ihn, endlich die fertige Platte in den Händen halten zu können.

Seine neue Platte wird...

… in die negativen und düsteren Seiten des Internets abtauchen und sich damit der digitalen "Generation iPhone" widmen. Also der Generation Ich, die ihr Leben vertwittert und ihren Selfie-Wahn auf Instagram auslebt. Bad Stream verteufelt das Internet nicht, sieht aber auch die Schattenseiten darin: Kontrollverlust, Internetsucht und leerer Akku. Er stellt zu Recht die Frage: Was ist dann noch menschlich und real?

Er ist gekommen, um...

… sich mit seinem Debütalbum selbst zu therapieren und seine negativen Gefühle in Kunst zu verwandeln. Bad Stream weiß: Es ist eine Hassliebe mit dem Internet. Es geht nicht mit, aber auch nicht komplett ohne. Sich dessen bewusst zu sein, selbst zu reflektieren und ab und zu auch mal Offline zu bleiben – das sind Methoden, mit denen er sich selbst in die Realität zurückgeholt hat.

Sendung: Freundeskreis, 30.04.2018 - ab 15.00 Uhr