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How To Protest Wie man sich anständig aufregt

Gegen raffgierige Banker, für mehr Demokratie - wohin man auch schaut, überall wird protestiert. Aber wie macht man das eigentlich? Der Fünf-Punkte-Protest-Plan zeigt wie es richtig geht.

Von: Nicole Ficociello

Stand: 28.10.2011

Zunächst muss man sich entscheiden: Ist man dafür oder dagegen? Wofür und wogegen ist dann austauschbar.

Aufregen kann man sich über vieles. Die Bandbreite reicht von lokalen Aufregern wie dem Bau einer Umgehungstraße bis zu den großen Fragen der Menschheit, wie Krieg, Liebe, Demokratie oder Menschenrechte. Wer richtig protestieren will, muss klar Position beziehen. Gar nicht so einfach, bei der Auswahl.

Sitzstreik war gestern, heute wird gestrickt, gesungen oder gepflanzt. Protest-Möglichkeiten gibt es viele.

Wem Guerilla-Stricken, Guerilla-Gardening oder Singen im Complaints Choir zu anstrengend sind, der kann auch einfach mal nichts kaufen. Am Kauf-Nix-Tag. Jedes Jahr am letzten Samstag im November sind Menschen in der ganzen Welt dazu aufgerufen, nichts zu kaufen. Auf dem amerikanischen Kontinent gilt das Kauf-Verbot wegen der Zeitverschiebung bereits einen Tag früher, am letzten Freitag im November.

Wer es konservativer mag und lieber ganz altmodisch auf die Straße geht, liegt mit dem Human Mic im Trend. Der Redner stellt sich in die Mitte und alle, die um ihn herum stehen, wiederholen gemeinsam laut, was er gesagt hat. So kann man seine Botschaft auch ohne Megafon verbreiten.

Wer protestiert, hat was zu sagen. Meistens. Deswegen sind die richtigen Worte wichtig.

Die richtigen Worte sind kurz. Beliebt sind zum Beispiel "stop", "weg mit xy", "kein xy" usw.
Ein "jetzt" unterstreicht die Dringlichkeit des Anliegens. Gereimtes macht sich besonders gut: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung raubt!",
"Biomasse – das ist klasse!" oder "Gegen die Spaltung von Tier und Atom – für die vegane Revolution!"

Wer die richtigen Worte nicht findet, kann auch auf Bilder zurückgreifen. Ein Klassiker ist die rote Karte. Die wird auch jenseits des Fußballfeldes verstanden.

Ihr Aussehen hat die Guy-Fawkes-Maske aus dem Film "V wie Vendetta".

Die Guy Fawkes Maske wird bei Protesten immer beliebter. Mitglieder von Anonymous trugen die Maske bereits 2008 bei einer Kampagne gegen Scientology. Die Maske wurde zum Symbol für Internetfreiheit und gegen Zensur. Mittlerweile haben die Masken die Netzwelt aber verlassen. Heute werden sie weltweit auch bei Protesten gegen die Politik oder die Macht der Banken getragen.

Sind die richtigen Worte einmal gefunden, muss man sich überlegen, wie man sie am besten verbreitet. Das geht ganz klassisch auf einem Plakat oder modern via Facebook und Twitter.

Bevor man protestiert, sollte man sich genau überlegen, wo man das macht. Gerade in kleineren Städten hat man meistens nicht viele Verbündete.

In Augsburg und Rosenheim hat die Occupy-Bewegung jeweils nur zwei Mitglieder. Da kann es gut sein, dass man sich als Einzelkämpfer durchschlagen muss. Trotzdem sollte man sich nicht vom Protestieren abhalten lassen. So wie Diane McEachern.

Diane McEachern engagiert sich in Alaska für die Occupy-Bewegung. Einmal pro Woche geht sie allein mit ihren Hunden in die Pampa um zu protestieren. Ihre Botschaft: "Occupy the Tundra".

Das Foto von ihr hat bereits Wellen geschlagen. Die "Occupy the Tundra" - Fanpage hat bei Facebook bereits 94 Anhänger. Einige Fans sind sogar extra an denselben Fotospot gefahren und haben sich dort ebenfalls mit Plakaten fotografieren lassen. Merke: Je kleiner der Ort des Protestes, desto wichtiger werden Facebook, Twitter und Co. Siehe Punkt 3. Die richtigen Worte wählen.

Wenn sich nichts ändert, bleibt der Protest erfolglos. Und in Zukunft wird sich keiner mehr daran erinnern, dass überhaupt mal jemand protestiert hat. Deswegen muss man für die Nachwelt ein Zeichen setzen.

Nicht jeder Protest hat Erfolg. Manchmal schafft man es einfach nicht, die Dinge zu verändern. Damit sich in Zukunft trotzdem noch jemand an den Protest erinnert, gibt es eine Lösung. Man kann die verschiedensten Dinge einfach umbenennen. In den USA sehr beliebt ist das Wort "Freiheit". Aus French Fries wurden Freedom Fries, aus dem Zuccotti Park, in dem die Occupy Bewegung aktuell campt, wurde der Liberty Square.

Wichtig ist nur: Die Dinge, die man umbenennt, sollten einer größeren Masse bekannt sein. Wer seinen Hund ab sofort "Liberty Bruno" nennt, hat zwar was verändert, ob sich die Nachwelt jedoch dafür interessiert ist fraglich.


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