Umstrittene Gruppierung "Soldiers of Odin" Warum die Bahnhofsmission in Würzburg drei Kisten Brot abgelehnt hat

Weil die Würzburger Bahnhofsmission ihre Spende abgelehnt hat, riefen die "Soldiers of Odin" zu einem Shitstorm auf. Die Gruppe gibt sich sozial und unpolitisch, der Verfassungsschutz stuft sie aber als rechtsradikal ein.

Von: Kevin Ebert

Stand: 09.01.2018 | Archiv

Soldiers of Odin | Bild: picture-alliance/dpa

Eine Lebensmittelspende an soziale Einrichtungen wie die Bahnhofsmission ist nichts Ungewöhnliches – sollte man meinen. Wenn die Spende allerdings von einer Organisation kommt, die der Verfassungsschutz als rassistisch einstuft, den Soldiers of Odin (S.O.O), dann wird die Sache zu einem Problem. Zu einem Problem, mit dem in der Folge vor allem die Bahnhofsmission und die Wärmestube in Würzburg zu kämpfen hatten. Die Bahnhofsmission lehnte drei Kisten frische Backwaren ab. Für Christin Urban, den Leiter der Würzburger Wärmestube, die zusammen mit der Bahnhofsmission zur Christophorus Gesellschaft gehört, die einzig richtige Entscheidung.

"Wir lassen uns nicht instrumentalisieren von Gruppen, die ganz offensichtlich zum rechten Lager gehören. Klare Kante – so positionieren wir uns. Das ist gerade in der jetzigen Zeit über die Maße wichtig und da darf man kein Blatt Papier dazwischen kommen lassen."

Christian Urban, Leiter der Wärmestube in Würzburg

Was Urban für den einzig richtigen Weg im Umgang mit Rassisten hält, ist für die "Soldiers of Odin" eine "politisch linke Hetzjagd". Die Gruppe postete nach der Ablehnung der Spende diesen Post auf ihrer Facebookseite, die rund zweitausend Likes hat.

Wie in den meisten Statements bezeichnet sich die Gruppe auch in diesem Post als unpolitisch und gibt sich als Helfer aus – nennt aber im selben Atemzug den Namen eines Journalisten der "Main Post", der schon mehrere Artikel zu den "S.O.O" geschrieben hat. Die Bedürftigen hätten es ihm und seinem Artikel zu verdanken, dass ihnen nicht geholfen wurde. Außerdem riefen die Soldiers ihre User in den Kommentaren dazu auf, der Bahnhofsmission mitzuteilen, was sie von der Haltung der Bahnhofsmission Würzburg halten. Die Folge: ein klassischer Shitstorm auf deren Facebookseite. .

"Die Beschimpfungen waren wüst. Das sind Methoden, die ich aus meinem Arbeitsumfeld so gar nicht kenne. Da wurde mit Beleidigungen um sich geworfen, es wurde dazu aufgefordert, Hände abzuschneiden. Mit Sachlichkeit hatte das nichts zu tun."

Christian Urban, Leiter der Wärmestube Würzburg

Im Visier des Verfassungsschutzes

Die Soldiers of Odin sehen sich selbst als eine Art Bürgerwehr mit sozialer Ader. "Wir sind in unserer Aktivität als "S.O.O" aus voller Überzeugung unpolitisch", sagt der Pressesprecher der bayerischen Division, Bodo, im PULS Interview.

"Natürlich gibt es auch bei uns alle Ansichten, aber sobald wir durch unsere Kleidung als 'Soldiers of Odin' zu erkennen sind, gehören wir weder nach links noch nach rechts."

Bodo, Presseverantwortlicher der S.O.O Division Bayern

Der bayerische Verfassungsschutz bezweifelt diese Selbstdarstellung allerdings stark und hat die "Soldiers of Odin" Ende 2017 auf die Beobachtungsliste gesetzt. Für Markus Schäfert, dem Sprecher des Verfassungsschutzes, sind die "Soldiers of Odin" ganz eindeutig dem rechten Spektrum zuzuordnen.

"Diesen Schutzbehauptungen darf man definitiv nicht glauben. Wir haben es hier zum Teil mit Leuten zu tun, die wir aus dem rechtsextremistischen Spektrum schon kennen. Wir haben es mit Rechtsextremisten zu tun."

Markus Schäfert, Pressesprecher bayerischer Verfassungsschutz

Die "Soldiers of Odin" kommen ursprünglich aus Finnland, mittlerweile gibt es aber weltweit Divisionen: in Kanada, Frankreich, Australien und eben auch in Bayern. Hier steht die Gruppierung zwar noch am Anfang, ist für den bayerischen Verfassungsschutz aber trotzdem wichtig – nicht zuletzt, weil es sich bei einzelnen Mitgliedern um bekannte Rechtsradikale handelt. Am stärksten sind die bayerischen "Soldiers of Odin" in Würzburg vertreten, aber auch in München, Regensburg und Donauwörth gab es laut Markus Schäfert bereits Aktionen. Gewalt habe die Gruppe bis jetzt noch nicht angewandt, aber vor allem im Netz sei sie gefährlich: "Gerade im Internet werden Aussagen verbreitet, in denen wir ganz klar rechtsextremistische Ideologiefragmente erkennen. Und einigen Mitgliedern schreiben wir auch Gewaltbereitschaft zu", so Schäfert.

Auch wenn der Shitstorm hart war – Christian Urban von der Würzburger Wärmestube will sich nicht einschüchtern lassen, auch nicht von Gewaltandrohungen. Gerade jetzt sei es wichtig, dass soziale Einrichtungen klare Kante zeigen, sagt er. "Wir lassen uns da nicht unterkriegen".

Sendung: Filter am 09.01.2018 - ab 15 Uhr