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Vorgestellt // La Roux Die Welt sieht rot

La Roux sind die Newcomer des Jahres, Frontfrau Elly Jackson ist das aktuelle Postergirl des Female Pop. Ist aber auch ganz schön clever, die Dame aus London. Hut ab!

Stand: 28.07.2009 | Archiv

Bildergalerie "Wer ist die neue Madonna?" | Bild: dpa picture-alliance

"Die Rothaariger" – so lautet die Übersetzung von La Roux' Bandnamen. Geht ja eigentlich nicht. Aber bei La Roux geht auf den ersten Blick so manches nicht. Und dann eben doch. Fangen wir mal beim Offensichtlichsten an: der Frisur von Frontfrau Elly Jackson. Eine windschiefe Mischung aus den Haarschnitten von Alf und Fry aus Futurama. Zugegeben, das klingt nach Selbstverstümmelung, das klingt nach dem schlimmsten, was man seinem Kopf antun kann. Doch längst ist kein Samstagabend-Spaziergang durch ein Hipsterviertel wie das Münchner Glockenbach mehr möglich, ohne dabei La-Roux-Klone zu sichten.

2009 ist die Zeit der Konsens-Lieblinge vorbei. Wer im überinformierten MySpace-Zeitalter auf sich aufmerksam machen will, der muss polarisieren. Und angeeckt hat Elly Jackson schon ihr ganzes Leben lang. Wenn auch meistens unfreiwillig. 1988 kommt sie als Kind von Schauspielereltern zur Welt. Im Kindergarten wird sie wegen ihrer bleichen Haut und der roten Haare gehänselt. Auch in der Schule findet sie wenige Freunde. Ihre Leidenschaft für Bob Dylan kann keiner der Klassenkameraden teilen. Jackson flüchtet sich in die Musik. Auch wenn ihr immer wieder gesagt wird, ihr 80s-Retropop sei vollkommen unzeitgemäß, ihre Stimme, insbesondere in der Kopflage, sei unerträglich.

Einen kühlen Kopf bewahren

Albumcover "La Roux" | Bild: Universal Music

Zusammen mit Ben Langmaid gründet Elly Jackson das Elektropop-Duo La Roux. Langmaid will im Hintergrund bleiben, Jackson wird das Gesicht der Band, kriegt alle Kritik ab. Die BBC weigert sich, La Roux' erste Single zu spielen. Elly Jackson ist das egal. Sie hat über die vergangenen zwanzig Jahre gelernt, wenig auf die Meinung anderer zu geben. Sei es Hass, sei es Lob. Als sie Anfang 2009 den Durchbruch schafft und ihre Single "In For The Kill" fast ohne Radioeinsätze auf Platz zwei der britischen Charts landet, behält sie einen kühlen Kopf. Backstage trifft sie M.I.A. und Lady GaGa – es könnte ihr nichts gleichgültiger sein. Auf der Bühne fliegen ihr Unterhosen und BHs entgegen – doch wie ein Sexsymbol fühlt sich Jackson nicht. Sie sagt:

"So ist das Musikbusiness. Es ist völlig egal, wer du bist: Irgendjemand wird dich anhimmeln, auch wenn du aussiehst wie ein Hund."

Elly Jackson

Elly Jackson bleibt am Boden. Sie könne sich gut vorstellen, dass ihr zweites Album nicht so gut wie ihr erstes wird. Es sei sehr schwer, ein Debüt, das voller Leidenschaft aufgenommen wurde, zu toppen. Besonders, wenn einem der Anfangserfolg den Ehrgeiz geraubt habe. Elly Jackson mag wie der künstlichste und übergeschnappteste Popstar des Jahres aussehen. Doch so kitschig es klingt: Unter dieser Oberfläche spürt man noch das Mädchen, das genau weiß, wie steinig der Weg nach oben war. Und genau deswegen wird sie diesen Weg noch ein gutes Stück weitergehen können. Fest eingepackt in ihre körpereigene kugelsichere Weste, die sie in "Bulletproof" besingt.


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