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Keiner hat mehr Dislikes! Warum diese YouTuber-Rapper gehasst werden

Sie sind YouTuber und heißen LionT, Kayef oder ApoRed. Für ihre Rapsongs ernten sie zwar Millionen von Klicks, aber auch jede Menge Hass: Weil sie angeblich keinen echten Rap machen. Aber wohl nicht nur deswegen.

Von: Malcolm Ohanwe

Stand: 07.07.2016 | Archiv

Youtuber Rapper Dislikes | Bild: BR

YouTuber-Rap ist wahnsinnig erfolgreich. Jungs wie ApoRed sammeln in ein paar Tagen mehr Klicks als so mancher HipHopper in seinem ganzen Leben. ApoReds Song "Everyday Saturday" samt Remixversion  ist auf YouTube der derzeit mit Abstand erfolgreichste Deutschrap-Song: Insgesamt über 20 Millionen Aufrufe.

Der Erfolg rührt wohl nicht von seinen Rapskills her. Die scheint – betrachtet man das Online-Feedback – niemand zu respektieren. Im Gegenteil: Für den YouTuber ApoRed hagelt es vernichtende Kritik. Und zwar von allen Seiten: Von den normalen Usern in Form von über einer Million Dislikes. Und auch von den professionellen Kollegen, darunter andere Youtuber, gibt es heftige Diss-Videos.

Auch echte Gangsta-Rapper wie Majoe wollen dem Youtuber ApoRed an die Kehle:

Gangsta-Rapper Farid Bang hat die "Hurensohn-YouTube-Rapper", wie er sie nennt, so satt, dass er auf Snapchat sogar einen Contest veranstaltete, in welchem er seine Follower dazu aufforderte, via Instagram-Kommentar den schlimmsten von ihnen zu wählen. Zum Gewinner erkoren wurde übrigens der Düsseldorfer Kayef.

Kayef, a.k.a. Kai Fichter und sein Kumpel LionT sind so etwas wie die Godfathers des Youtuber-Raps. Anfang der 2010er erkannten sie gemeinsam mit den Lochis sehr früh das Potenzial: Aus abertausenden Abonnenten bei YouTube können auch abertausende Käufe bei iTunes werden. Gedacht, getan und die YouTuber stiegen mit ihren Rap-Songs in die Top Ten der Media-Control-Charts ein.

Warum jetzt der ganze Hass? Der Hauptvorwurf: Die Musik ist nicht "real" und kein echter Rap. YouTuber-Rap hat in der Tat nicht mehr viel mit ursprünglichem oder vermeintlich authentischem Deutschrap zu tun. Die Texte sind teilweise wahnsinnig banal.

Rhythmus und Flow sind fast vollkommen irrelevant und jegliche Ecken und Kanten, jeglicher Street-Faktor, fällt weg – auch weil man der sehr jungen Zielgruppe gefallen will.

Was aber vielleicht noch dahintersteckt, jenseits der musikalischen und inhaltlichen Defizite des YouTuber-Raps: "Echte" HipHopper müssen viel härter um Aufmerksamkeit kämpfen als ihre Social-Media-Kollegen, die meist schon hunderttausende Fans haben, bevor sie das erste Album rausbringen. ApoRed, Die Lochis, LionT & Co. verfügen bereits über ein riesengroße Gefolgschaft, die – wie böse Zungen behaupten – sowieso alles kaufen, was ihre YouTube-Idole veröffentlichen. Eigentlich klar, dass da der eine oder andere auch etwas neidisch rüber schaut – und seinen Hass gerne mal in einem Diss-Track verpackt.

Die YouTuber scheint das aber nicht zu kümmern. Ganz nach dem Prinzip: Wer braucht Talent, wenn man schon fame ist.

"Ich bleib' dieser Teenie-Star, auch wenn es deiner Gang nicht passt / Mailand-Flug, Bilder posten, Instagram, Fensterplatz / Groupies am Start und du siehst den Star / Steak essen, Blockhaus, YouTube bezahlt"

- Kayef & LionT / Snapback, G-Shock, Airmax


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