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Info Anna F. kennen wir eigentlich als Solokünstlerin mit richtig guter Popmusik. In London hat sich die Österreicherin mit drei weiteren Musikerinnen zusammengetan. Als Friedberg macht das Quartett rohen Powerfrauen-Gitarren-Sound.


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Interview // Lou Bega "Etwas komplett Neues entsteht sehr selten"

Retro boomt. In der Mode, in der Musik, im Film. Einer, der davon profitiert, ist Lou Bega. Sein "Mambo No. 5" läuft gerade wieder rund. Im Interview sucht er nach Gründen für den Trend und erklärt sein Faible für alte Zeiten.

Von: Jens Kolodziejczak

Stand: 28.09.2011 | Archiv

Lou Bega | Bild: AME-Media

Retro liegt im Trend, vor allem 90er-Partys boomen. Hast du eine Erklärung dafür?

Ich bin generell retro eingestellt. Ich bin auch der Meinung, dass unsere schnelle Lebensweise im Internet und Social Networks uns nicht wirklich dabei hilft, uns näher zu kommen. Wir entfernen uns immer weiter voneinander.

Ich habe das Gefühl, dass diese ganzen Retro-Geschichten – und seien es nur die 90er - uns einfach an bessere Zeiten erinnern. Bei 90er-Parties wird dann das Gefühl transportiert, als würden wir immer noch in den 90ern leben, als die Dinge gewissermaßen noch friedlich waren.

Die Welt vor 9/11 war einfach eine andere als danach. Ich empfinde diese Zeit auch immer als viel bunter und rosiger, darum mag ich auch Retro-Revivals. Es müssen nicht immer die 90er sein, aber die sind halt am nächsten dran.

Wenn du wählen könntest: Was wäre dein persönliches Lieblings-Jahrzehnt für ein Retro-Revival?


Einerseits wären es auch bei mir die 90er Jahre, weil ich da selbst mitgemacht habe. Wichtiger sind aber für mich die 80er. Die Zeit nach 1985 war die Zeit, in der ich als Teenager Musik gehört habe. Wenn ich Songs aus dieser Zeit höre, dann ist das so als würde ich mir ein emotionales Fotoalbum angucken.

Du bist 1999 mit "Mambo No. 5" durchgestartet. Nervt es dich manchmal, wenn du den Song im Radio oder auf Partys hörst?

Es wäre ja verrückt, wenn mir das auf den Keks gehen würde. Ich freu mich immer riesig, auch wenn ich den Song in einem anderen Land höre. Oder wenn ich zum Beispiel mit meiner dreijährigen Tochter im Auto sitze und der Song im Radio läuft, dann ist das etwas Tolles. Und diese Revivals geben den später Geborenen die Chance, einen Einblick in die Musik zu haben, die damals so gelaufen ist.

Wie ging es nach deinem Riesenhit weiter bei dir?

Mit dem Song habe ich die Messlatte des Erfolgs so hoch gelegt, dass ich sie nie wieder werde überspringen können. "Mambo No. 5" hat dafür gesorgt, dass ich sieben Millionen Alben und sechs Millionen Singles verkauft habe. Alles, was danach kommt, wird nicht mehr als erfolgreich angesehen. Die Nachfolge-Single "I Got A Girl" hat sich immerhin zwei Millionen Mal verkauft. Ohne "Mambo No. 5" davor wäre das als Riesenhit durchgegangen. Mit "Mambo No. 5" im Rücken war’s dann eher keiner. Ich hab mir abgewöhnt, Musik in Hitkategorien zu bewerten. Ich kann immer noch super von meiner Musik leben und kann weltweit Auftritte machen - denn ich bekomme Geld dafür. Das ist das, was ich immer machen wollte und das habe ich erreicht. Mehr geht nicht.

Woher kommt dein Faible für Mambo und Ska?

Ich wollte meine eigene kleine Nische besetzen und etwas machen, das niemand auf diese Art macht. Außerdem will ich etwas machen, das Freude bringt. Ich bin schon selbst oft genug schlecht drauf, da muss ich mich mit meiner Musik glücklicher machen.

Ok, bei dir war es also Nischendenken. Aber auch sonst ist es im Pop ja so, dass oft Bezug auf Dinge genommen wird, die schon mal da waren. Wie kommt das?

Es ist sehr selten, dass auf einmal etwas komplett Neues entsteht. Es gibt keine Sprünge in der Entstehung, immer wieder gibt es einen Einfluss, der schon dagewesen ist. Altes wird neu interpretiert. Das ist so eine Art Evolution, von der ich nicht weiß, wohin sie gehen soll. Was mir damals wirklich neu vorkam, war Rap in den 80er-Jahren. Aber selbst der kommt ursprünglich ja von den Sprechgesängen.

Was meinst du: Wie sehen die zukünftigen Retrotrends aus?

Ich denke, der Zeitgeist ist so, dass jetzt wieder mehr Retro zu hören sein wird. Latino-Retro war jetzt eine Zeitlang nicht so in, dafür gab’s dann Amy Winehouse und die ganzen Sachen. Ich glaube, das Massenpublikum ist zyklisch immer mal wieder offen für so etwas. Schauen wir mal, wo uns das hinführt.


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