Kino // American Valhalla 4 Gründe, warum man die Doku von und mit Josh Homme gesehen haben muss

In "American Valhalla" geht es vor allem um eins: Die Entstehung von "Post Pop Depression", dem Album, das Iggy Pop mit Josh Homme aufgenommen hat. Klingt fast ein wenig fad. Aber es gibt ja noch so viel mehr zu sehen in der Doku.

Von: Bettina Dunkel

Stand: 05.07.2017 | Archiv

Josh Homme und Iggy Pop  | Bild: Studiocanal

1. Auch Bands sind Fans

Aber hallo. Vermutet hat man's, aber hier sieht man's: Auch einem Coolness-Monument vom Kaliber Josh Homme bleibt mal kurz das Herz stehen. Ist ja auch logisch, wenn man aus heiterem Himmel vom Godfather of Punk aka Iggy Pop gefragt wird, ob man nicht zusammen ein Album machen will. Geradezu niedlich ist allerdings Arctic-Monkeys-Drummer Matt Helders anzusehen, der auch an dem Album beteiligt ist. Er wirkt über weite Strecken wie ein hypnotisiertes Kaninchen, das nicht so recht versteht, in was für eine große Sache es da hineingeraten ist. Eigentlich müsste man seinen Namen im Urban Dictionary eintragen – und zwar als neue Definition für "star struck".

2. Näher ran geht nicht

Wer schon immer mal ausgiebig die rotblonden Wimpern von Josh Homme studieren wollte, kommt an "American Valhalla" nicht vorbei. In unzähligen verwackelten Closeups zoomt die Kamera ins Gesicht des Queens of the Stone-Age-Frontmanns und fängt dessen Eigenarten ein: die konzentrierte Abwesenheit, wenn er zum wiederholten Mal aus seinem Tagebuch zu den "Post Pop Depression"-Aufnahmen vorliest, oder der irre Platinzahn, der in Interviewsequenzen ständig aufblitzt. So interessant seine Geschichten auch sind: Man muss aufpassen, dass die Details nicht vom Wesentlichen, also den Stories ablenken. Hommes Faible für wild gemusterte Hemden mit Robotern, Wölfen oder Adlern können durchaus Tore in trippige Paralleluniversen öffnen - Iggys Fußnägel dagegen holen einen in Sekundenschnelle auf den Boden der Tatsachen zurück.

3. Mein Studio, mein Haus, meine Hängematte

Schon schade, dass es "MTV Cribs" nicht mehr gibt. In "American Valhalla" sieht man mal wieder, dass es kaum etwas aufschlussreicheres gibt, als wenn ein Promi Einblicke in seine eigenen vier Wände gibt. Homme öffnet die Türen zu seiner zweiten Heimat, der sagenumwobenen Rancho de la Luna – also dem legendären Studio in der kalifornischen Wüste, in dem Alben von Queens of the Stone Age, Kyuss oder jetzt eben "Post Pop Depression" entstanden sind. Und Iggy Pop? Der flätzt am liebsten in der Hängematte auf der Veranda seines derb unprätentiösen Häuschens oder macht ein paar Pseudo-Tai-Chi-Moves im angrenzenden Garten, der auch nur ein paar Handtücher breit ist. Abgehoben sind dann halt doch eher andere.

4. Post Tour Depression

Was macht man, wenn ein Album fertig ist? Eine Tour. Und was kommt nach der Tour? Die Depression. Und die Erkenntnis, dass alles seine Zeit hat und nicht ewig weitergehen kann.

Als sich die "Post Pop Depression"-Tour in "American Valhalla" ihrem Ende zuneigt, fallen Homme und alle anderen in ein Loch. Und das ist groß, pathetisch, aber auch ehrlich. Keinen Moment glaubt man, dass die Reaktionen geskriptet sind, damit der Schluss noch mal schön emotional aufgeladen wird. Denn wie gesagt: Auch Bands sind Fans. Manchmal auch weit mehr als das. Und davon ist man am Ende von "American Valhalla" absolut überzeugt.

Die Doku "American Valhalla" von Josh Homme und Andreas Neumann startet am 06. Juli in ausgewählten Kinos in Deutschland.

Sendung: Plattenbau, 05.07.2017 ab 19 Uhr