Grenzmuseum Schirnding Grenzgeschichten wie aus einem Krimi
Gefälschte Pässe, Schmugglerverstecke und Schmuggelware: Das können Besucher im Grenzmuseum Schirnding im Landkreis Wunsiedel sehen. Aktuell zeigt das Museum eine Ausstellung zum Wiener Staatsvertrag.
Es ist ein kleines Häuschen, direkt an der deutsch-tschechischen Grenze. Vollgepackt mit Fotos und Originalexponaten können die Besucher hier einiges über die damalige Grenze erfahren. Wolfgang Brauner ist Museumsleiter im Grenzmuseum Schirnding im Landkreis Wunsiedel. Früher war er einmal Zollbeamter und kennt sich bestens mit den geschichtlichen Schätzen aus. Stammen doch einige der ausgestellten Fotos von ihm.
"Immer wenn ich im Dienst war, hatte ich einen Fotoapparat dabei."
Wolfang Brauner, Museumsleiter Grenzmuseum Schirnding.
Gefälschte Pässe und Schmuggelware
Die Grenze war einmal völlig abgeriegelt und undurchlässig. Von tschechischer Seite wurde sogar auf Flüchtlinge geschossen. Für junge Leute ist das kaum mehr vorstellbar. Im Grenzmuseum können sie deshalb mehr erfahren, zum Beispiel über den Grenzverlauf samt Beobachtungstürmen oder über die damaligen "Hundelaufanlagen". Am meisten Staunen erntet Brauner jedoch, wenn er gefälschte Pässe zeigt, Schmugglerversteckte oder geschmuggelte Ware.
300 Kilo Heroin unter Haselnüssen versteckt
Erschreckend, interessant und überraschend sind die Ausstellungsstücke und Geschichten. Brauner erzählt von 300 Kilogramm Heroin, die in einem Lkw geschmuggelt worden sind - einer seiner größten Funde. Die Drogenpakete wurden von zwei Tonnen Haselnüssen verdeckt. Erst ein Drogenspürhund machte die Beamten auf den illegalen Transport aufmerksam.
Die Erinnerung aufrecht halten
Brauner will mit seiner ehrenamtlichen Arbeit die Geschichte um die Grenze lebendig halten. 2004 wurden die Zollämter nach dem Beitritt Tschechiens zur EU aufgelöst. Viele der Erinnerungen des ehemaligen Zollbeamten sind aber immer noch lebendig. Wie zum Beispiel ein Fall von Menschenschmuggel, bei dem 26 Frauen, Männer und Kinder in einem doppelten Boden unter der Ladefläche eines Transporters über die Grenze gebracht werden sollten.
"Es waren auch kleine Kinder dabei. Das sind Schicksale, die dahinter stecken."
Wolfgang Brauner, Museumsleiter Grenzmuseum Schirnding.
Jahrzehnte alte Dokumente
Ohne Wertung werden hier Ereignisse vor der Grenzöffnung dokumentiert und geschildert. Die ältesten Dokumente sind schon über 100 Jahre alt. Aktuell informiert eine Sonderausstellung über den Wiener Staatsvertrag. Dieser wurde 1862 geschlossen. Darin wurde die Grenze zwischen Bayern und Böhmen eindeutig festgelegt. Spannungen an dem labilen Grenzverlauf zwischen beiden Ländern führten zu diesem Schritt.
Tag der Europäischen Zusammenarbeit
Am 21. und 22. September 2012 wird in ganz Europa der Tag der Europäischen Zusammenarbeit gefeiert. Zu den Projekten der Europäischen Union zählt auch die Ausstellung des Grenzmuseums Schirnding zum Wiener Staatsvertrag. Diese kann von 10.00 bis 17.00 Uhr besichtigt werden. Die Ausstellung und Vorträge sind zweisprachig.