Franken - Zeitgeschichte


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Oberfladungen/Melpers Schlimme Augenblicke und Zonengrenzbesucher

Bis zum November 1989 verlief die innerdeutsche Grenze zwischen dem unterfränkischen Oberfladungen (Lkr. Rhön-Grabfeld) und dem thüringischen Melpers (Lkr. Schmalkalden-Meiningen). Grenzer und Bürgermeister erinnern sich an den Eisernen Vorhang.

Stand: 19.08.2011 | Archiv

Hinweisschild auf den ehemaligen Eisernen Vorgang bei Oberfladungen | Bild: picture-alliance/dpa

Zwischen Oberfladungen, einem Stadtteil von Fladungen, und Melpers ist über 20 Jahre nach der Wiedervereinigung nichts mehr von dem ehemaligen Todesstreifen an der DDR-Außengrenze zu sehen. Allein die Zufahrt zum Kolonnenweg lässt noch erahnen, wo sich die deutsch-deutsche Grenze befand. Der ehemalige Grenzpolizist Willi Dros aus Fladungen hat den Bau und die Veränderung der Sperranlage über die Jahrzehnte mitverfolgt. 23 Jahre hat er an der innerdeutschen Grenze Dienst getan.

Grenze wurde nach und nach verstärkt

Ehemaliger Kolonnenweg

Drost hat gesehen, wie die DDR ihre Grenze ausgebaut hat: Zu dem anfänglichen Stacheldraht kam der Kolonnenweg hinzu, auf dem die Grenztruppen die Grenze abfahren konnten. Danach entstand ein Zaun, an dem entlang Erdminen verlegt waren. Ebenso wurde ein 3,20 Meter hoher Metallgitterzaun gebaut, an dem Selbstschussanlagen angebracht waren, erinnert sich der Pensionär. Ein Sicherheitsschutzzaun war dem Metallgitterzaun zusätzlich noch vorgelagert.

Wenn der Todesstreifen zur Hölle wird

Minensprenung an der DDR-Grenze | Bild: BR-Mainfranken/Hanns Friedrich

Minensprengung an der DDR-Grenze

Der ehemalige Volkspolizist Klaus Epple war mit der Wartung der Grenzanlage betraut. Er verbindet mit dem ehemaligen Todesstreifen zwischen Oberfladungen und Melpers den schlimmsten Augenblick seines Lebens. "In dem Moment, wo ich die Mine abgeschraubt habe, ist das Ding explodiert: genau in Kopfhöhe, direkt ins Gesicht rein", berichtet er. Durch den Unfall verlor Epple sein Augenlicht sowie eine Hand. Sein Gehör ist seitdem stark beeinträchtigt.

Touristen kamen zum "Grenze gucken"

Raimund Goldbach war von 1968 bis 1996 Bürgermeister von Fladungen. Wie er erzählt, kamen die Touristen in den 1970er und 1980er-Jahren in die Rhön, um sich selbst ein Bild von der DDR-Renze zu machen. "Der Tagestourismus hat damals geboomt. Alles, was grausam war, macht eben neugierig", stellt Goldbach fest und fügt hinzu: "Zonengrenzbesucher waren Tagestouristen. Wir hatten einschließlich Camping so 25.000 bis 30.000 Übernachtungen pro Jahr."


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