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Wilde Weite Der Furcia-Rossa-Friedensweg in der Fanes

Die Fanes im Herzen der Dolomiten zwischen dem Gadertal und Cortina d’Ampezzo zählt zu den besonders eindrücklichen Gebieten entlang der einstigen Frontlinie zwischen österreichischen und italienischen Truppen: grüne Almlandschaft, weite Karstflächen und dann die von der einen Seite eher sanften, von der anderen Seite gewaltigen Gipfelformationen.

Von: Georg Bayerle

Stand: 12.08.2016

Am Furcia-Rossa-Friedensweg in der Fanes | Bild: BR; Georg Bayerle

Der Gipfelkamm gegenüber den Tofanen war im Gebirgskrieg besetzt. Hier hat allerdings auch die großartige Geschichte der Friedenswege, der „Vie della Pace“ begonnen.

Die Furcia Rossa-Spitzen

Der kariöse Zahn aus gelbem Kalk zählt zu den eigentümlichsten Gipfelformationen in den Alpen und heißt Monte Castello. Unter den gut 40 Meter hoch aufragenden Felsblock geduckt und gut verborgen im Fels befindet sich das Bivacco della Pace, das Friedensbiwak. Gegenüber ragen, getrennt durch das jähe Travenanzes-Tal, die Dreitausender der Tofanen auf. Ein Platz und ein Blick der Superlative und zugleich eine Mondlandschaft. Das Vallon Bianco, das weiße Tal, ist eine öde, langsam ansteigende Karsthochfläche, die sich der Wanderer in der Vormittagshitze unter senkrechter Sonne schweißtriefend hinaufgequält hat.

Eine alte Granathülse

Kabelreste und ein paar ausgebleichte Holzmasten stehen und liegen in dieser Ödnis. Vor 100 Jahren kauerte hier der österreichische Artilleriebeobachter und dirigierte das Schiffsgeschütz, das zehn Kilometer weiter in Pederü aufgestellt worden war. Zwei Exemplare des Großkalibers hat der Wirt der Fanes-Hütte als bizarre Dekoration vor seiner Hütte aufgebaut. Zusammen mit der benachbarten Lavarella-Hütte bildet die Fanes-Hütte auf der Klein-Fanes-Alm einen landschaftlich und kulinarischen Stützpunkt der Extraklasse, ideal für Streifzüge im ganzen Gebiet und den langen Hatscher auf den Spuren des damals tödlichen „singenden Drahts“.

Auf dem Gipfel der Furcia Rossa

An der Stellung des Artilleriebeobachters am Bivacco della Pace beginnt die „Via della Pace“, der Friedensweg, und zwar das Urstück, der allererste der vielen Friedenswege von heute, entstanden zu einer Zeit, als in Südtirol noch Bomben explodierten im Streit um nationale und kulturelle Selbständigkeit. Der im Jahr 2004 gestorbene österreichische Heeresoberst Walter Schaumann hat hier mit seinem Projekt angefangen. Walter Schaumann war damals der Zeit weit voraus und hat mit einer Handvoll Helfer die alten militärischen Steiganlagen auf den Felskamm der Furcia Rossa instandgesetzt. Heute ist der über 40 Jahre alte Friedensweg längst wieder renoviert.

Der renovierte Friedensweg

Eisenleitern erleichtern das Hochkommen auf den Gipfelspitz mit gewaltiger Aussicht nach allen Seiten in die Berge der Dolomiten. Ein alter Munitionskarren mit noch ziemlich intakter Gummibereifung steht da als denkwürdiges Gipfelbankerl. Der Klettersteig führt dann auf der anderen Seite die Furcia Rossa wieder hinunter und trifft auf den jedermann zugänglichen alten Karrenweg hinauf zur Croda del Vallon Bianco, dem damaligen Eckpfeiler der Front - für Walter Schaumann und den von ihm begründeten Verein „Dolomitenfreunde“ der Startpunkt der Friedenswege. Drastischere, spektakulärere und auch blutigere Erstweltkriegsplätze wurden erlebbar gemacht, aber gerade die leise und eindringliche Stille der zugleich milden und wilden Weite der Fanes wirkt besonders tief aufs Gemüt.

Karte: Der Naturpark Fanes-Sennes-Prags

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Karte: Der Naturpark Fanes-Sennes-Prags


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