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Info Der Ringer aus Hamburg sind in ihrer fast zweijährigen Schaffenspause zum Quartett geschrumpft. Ihr selbstbenannter Softpunk, eine Mischung aus düsterem Post-Punk und futuristischen Cyberklängen, hat nicht an Energie verloren.

Turbostudieren So ist es, zwei Bachelor in drei Jahren zu machen

Carlos ist 19 Jahre alt, studiert zwei Hauptfächer und wird bald seinen ersten Bachelor-Abschluss machen. Im Interview erzählt er, ob er zwischen Vorlesungen und Lernstress noch Freizeit hat und was ihn zum Turbostudium motiviert.

Von: Robin Köhler

Stand: 26.07.2019 | Archiv

Carlos Esparza macht in sechs Semstern zwei Bachelorabschlüsse. | Bild: BR

Mit 19 Jahren werden manche mit dem Abitur fertig und reisen erstmal ein Jahr lang um die Welt. Carlos Esparza-Sanches aus der Nähe von München wird im gleichen Alter seinen ersten Uni-Abschluss eintüten. In diesem Jahr macht er seinen Mathematik-Bachelor an der Technischen Uni München. 2020 soll noch ein Abschluss in Physik dazukommen. Damit hat er nach sechs Semestern geschafft, wo die Uni zusammen von zwölf Semestern Regelstudienzeit ausgeht. Wir haben mit Carlos über sein Leben als Turbostudierender gesprochen.

PULS: Mathe-Bachelor mit 19 Jahren und den Physik-Abschluss schon ein Jahr später. Wie schaffst du das, Carlos?

Carlos: Naja, also zuerst mal habe ich schon während der Schulzeit angefangen und in der Oberstufe erste Mathe-Vorlesungen besucht. Dadurch hatte ich das erste Jahr beim richtigen Studiumsbeginn schon abgearbeitet. Außerdem sind die ersten Semester in Mathe und Physik noch relativ ähnlich, wodurch ich nochmal ein bisschen was einsparen konnte. Und ansonsten macht es mir halt einfach viel Spaß.

Inwiefern?

Ich finde sowohl Mathe als auch Physik sehr spannend. Und das motiviert natürlich, sich viel damit zu beschäftigen. Und ja, ich bin auch gut darin. Gerade in diesen Fächern kann man damit viel Zeit sparen. Aber am wichtigsten ist die Motivation.

Du hast schon während der Schulzeit Vorlesungen besucht. Wie kam es dazu?

Das weiß ich gar nicht mehr genau, aber in der sechsten Klasse kannte ich den meisten Stoff schon und hatte im Mathe-Unterricht nicht so viel zu tun. Und angefangen hat das mit dem Studium dann, weil die TU München in Informatik ein Frühstudium für Schüler anbietet. Das habe ich ab der zehnten Klasse gemacht und habe aber gemerkt, dass Informatik nicht so ganz meins ist. Und ab der elften Klasse habe ich dann angefangen, Mathe-Vorlesungen zu besuchen.

Und was motiviert dich, so viel zu lernen?

Hauptsächlich Neugierde. Als ich in der fünften oder sechsten Klasse war, habe ich irgendwelche Physik-Bücher gelesen und natürlich nichts verstanden, weil es um gekrümmte Raumzeit ging. Aber da habe ich mir gedacht: Irgendwann werde ich studieren und dann werde ich das alles verstehen. Und das ist es halt: Ich habe eine ganz lange Liste von Dingen und die will ich alle mal verstehen. Aber diese Liste wächst natürlich immer weiter und sie ganz abzuarbeiten wird nie funktionieren.

Wie sieht dein Studienalltag aus?

Ich belege schon mehr Vorlesungen als die meisten meiner Kommilitonen. Es gibt ja dieses ECTS-Leistungspunktesystem an den Unis und regulär machen Studierende so 30 Punkte im Semester. Ich mache meistens eher 50 Punkte, weil durch Physik so halt viel dazukommt. Dementsprechend bin ich natürlich häufiger an der Uni.

Hast du dann überhaupt noch Freizeit?

Auf jeden Fall. Ich habe noch Zeit, mich mit Freunden zu treffen, auf Partys zu gehen oder mal am Wochenende eine Runde Rad zu fahren. Während der Schulzeit habe ich früher oft Computerspiele gespielt, das geht jetzt zumindest während der Vorlesungszeit nicht mehr. Aber das ist jetzt auch nicht so schade drum. Und letztendlich macht mir halt Mathe Spaß, deshalb finde ich es gar nicht schlimm, wenn ich mich an einem Tag lange damit beschäftige.

Ist es manchmal komisch, dass du nicht wie jeder seinen einen Studiengang in Regelstudienzeit machst?

Ja gut, ich hatte nie ein richtiges Ersti-Semester, weil ich am Anfang halt der Schüler war, der in den Vorlesungen saß. Und als ich mein theoretisches erstes Semester hatte, saß ich mit Leuten aus dem dritten Semester im Hörsaal. Das war vielleicht auch ein bisschen schade, aber ehrlich gesagt bereue ich es nicht. Schon während der Schulzeit anzufangen, sehe ich rückblickend als sehr, sehr gute Entscheidung, weil es mir einfach sehr viel Spaß gemacht hat und ich auch einfach nicht mehr warten wollte.

Überfordert dich dein Studium manchmal?

Es gibt natürlich schon Tage, da komme ich um sechs von der Uni und dann muss ich für den kommenden Tag noch eine vergangene Vorlesung nachbereiten und das dauert dann ewig. Da ist man schon mal gefordert, aber ich mache das ja auch schon seit längerem. Das geht dann schon immer irgendwie und im Zweifelsfall versteht man den einen Punkt halt nicht komplett. Das ist ja auch nicht tragisch.

Was ist dein Plan für die Zukunft?

Ich möchte erstmal einen Master machen, wahrscheinlich in Mathe und nicht hier in München. Und beruflich will ich auf jeden Fall in die Forschung gehen. Das ist in Mathe einfacher gesagt als getan, dafür muss man schon ziemlich gut sein. Ich kann mir auch was mit Physik vorstellen, aber in der Forschung wäre schon cool.

Sendung: PULS am Nachmittag vom 29.07.2019 – ab 15 Uhr.