Wenn das Geld für Miete und Studiengebühren draufgeht Hungern fürs Studium

Eine aktuelle Studie an US-Unis liefert erschreckende Zahlen: Viele Studierende verzichten aus Geldnot aufs Essen. Doch auch hier in Deutschland hungern die Studenten – nicht für Studiengebühren, sondern für die Miete.

Von: Tobias Krone

Stand: 18.04.2018 | Archiv

Studenten hungern fürs Studium | Bild: BR

Die USA sind das Land mit den meisten dicken Menschen weltweit. Da überrascht dieser Fakt ganz besonders: Viele Studierende haben gehungert während ihres Studiums. Eine Studie der Uni Wisconsin hat herausgefunden: Jeder Dritte hat ab und an weniger gegessen, um Geld zu sparen. Jeder Zehnte hatte sogar tageweise gar nichts zu essen.

Hohe Studiengebühren – kleine Portionen

Für den Chef des Deutschen Studentenwerks Achim Meyer auf der Heide sind solche Fakten nichts Neues. Über Kollegen aus den USA bekommt er regelmäßig mit, wie es den Studis dort geht. Als Hauptgrund für die klamme finanzielle Situation sieht er die hohen Studiengebühren. An einer staatlichen Uni müssen Studis zwischen 8.000 und 40.000 Dollar pro Jahr abdrücken. Für alle, die aus finanzschwachen Elternhäusern kommen, gibt es zwar ein staatliches Stipendium. das so genannte Pell Grant, aber das deckt nicht mal die Studiengebühren, geschweige denn den Nahrungsmittelbedarf.

Die Hunger-Studie zeigt: Wer das staatliche Stipendium bezieht, kann sich weniger oft das Essen leisten als der Durchschnitt, der nicht aufs Stipendium zurückgreifen muss. Schwarze und Latinos verzichten häufiger auf Mahlzeiten als ihre weißen Studienkollegen. Das deutet darauf hin: Das Hungerproblem hängt mit der Ungleichheit im Land zusammen. Und anders als in Deutschland gibt es in den USA kaum staatlich geförderte Mensen.

"Die gastronomischen Einrichtungen werden im Wesentlichen von Externen betrieben und die Preise sind vergleichbar mit den Marktpreisen – also exorbitant teuer für die Studierenden."

Achim Meyer auf der Heide, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks

Auch in Deutschland verzichten Studis auf Essen

So schlimm die Verhältnisse in den USA sind – auch in Deutschland verzichten Studis auf ihr Essen – aus Geldmangel. Jeder Sechste gebe so wenig Geld für Essen aus, dass man nicht von ausgewogener Ernährung sprechen kann, sagt eine Studie des Studentenwerks – und fügt noch hinzu: „In einigen Fällen stellt sich die Frage, ob damit wirklich eine physiologisch ausreichende Nahrungsmittelzufuhr gewährleistet werden kann.“  

Sprich: Hunger ist auch bei manchen Studis in Deutschland Realität. Das Hauptproblem hier sind aber nicht die Studiengebühren, sondern die hohen Mieten. Das Studentenwerk ist der Meinung, dass die Bundesregierung deswegen das Bafög erhöhen müsste – und sehr viel mehr Wohnheime bauen.  

Sendung: Filter, 18.4.2018, ab 15 Uhr