Aktion "Protestgarten" Was der Protest der jungen Szene in Fürth wirklich bringt

In Fürth wird eine Woche lang für eine bessere Unterstützung der Jugend- und Subkultur demonstriert. Auch der Oberbürgermeister wird konfrontiert und gesteht: Es wurden Fehler gemacht.

Von: Alba Wilczek

Stand: 21.06.2018 | Archiv

Protestierende Menschen mit Plakaten | Bild: BR/Kimmelzwinger

In Fürth findet aktuell etwas statt, das es dort seit langer Zeit nicht mehr gegeben hat: Ein organisierter Protest der jungen Szene. Eine Woche lang besetzen Demonstranten symbolisch das örtliche Jugendhaus Catch Up. Im Hinterhofgarten des Hauses, auch Lindenhain genannt, haben die Protestler jeden Tag Aktionen organisiert: Konzerte, Sportturniere, Graffiti-Workshops. Die Events laufen gut, der Protestgarten ist immer gut besucht. Doch für Spaß in der Sonne kommen die Fürther nicht hierher. Nein, sie kommen damit sich etwas verändert.

Keine halbherzige Aktion, sondern konkrete Forderungen

Die jungen Fürther fühlen sich vernachlässigt und in ihren Wünschen und Bedürfnissen nicht genügend berücksichtigt. Ihre Forderungen:

  • mehr Raum für kreative Aktivitäten allgemein
  • eine bessere Unterstützung durch ihre Stadt und Mitspracherecht bei Entscheidungen
  • Skate- bzw. Grillplätze, die nicht um 20 Uhr dicht gemacht werden
  • einen weiteren Grillplatz und die Aufhebung des Alkoholverbots auf dem bestehenden
  • mehr legale Graffitiwände in der Stadt - aktuell gibt es nur eine
  • ein Umdenken beim zuständigen Ordnungsdienst im Bezug auf Umgangston, sowie Höhe der Bußgeldbescheide
  • mehr Proberäume für Musiker
  • ein besseres Entgegenkommen bei der Organisation von Veranstaltungen für die Jugend (Open-Airs, Sportnächte, kleine Partys)
  • einen Zuständigen in der Stadt, der sich aktiv für den Bau eines selbstverwalteten Jugendzentrums in Fürth einsetzt und regelmäßig Rückmeldung gibt

Protestaktion stößt auf Wohlwollen

Der Protest geht noch bis Freitag, dort soll es nochmal einen alternativen Flohmarkt und DJing all day long geben. Das Kernevent fand jedoch am Dienstagabend statt: Eine Podiumsdiskussion auf der endlich face to face mit Vertretern der Stadt, des Jugend- und des Ordnungsamtes über die Forderungen der Jugendlichen diskutiert wurde.

Allgemein zeigen sich die Vertreter der Stadt sehr beeindruckt von der Aktion. Oberbürgermeister Thomas Jung räumt im Gespräch ein: Ja, da gab es Versäumnisse, auch von seiner Seite.

"Ich habe gar nicht gewusst, dass der Aufenthalt am einzigen Grillplatz in der Stadt nur bis 20 Uhr genehmigt ist und dort außerdem kein Alkoholkonsum erlaubt ist. Ich finde das selbst nicht angemessen."

Oberbürgermeister Thomas Jung

Gute Chancen auf schnellen Erfolg

Sogar vor Ende der Protestwoche lässt sich schon ein Fazit ziehen: der Protestgarten hat definitiv etwas erreicht und beide Seiten zeigen sich sehr kooperativ. Schon im Juli werden Stadtrat und Ordnungsamt, laut dem Bürgermeister, viele Anliegen besprechen und von den Forderungen der Jugendlichen umsetzen, was geht. Außerdem wollen sich alle Parteien an einen runden Tisch setzen, weitere Probleme besprechen und versuchen Lösungen zu finden. Was davon nun tatsächlich passiert, wird sich zeigen. Jens Schmidt, Sprecher des Protestgarten äußert sich zufrieden, aber mit einer gesunden Dosis Skepsis:

"Wir werden das kontrollieren, dran bleiben und nicht eher Ruhe geben bevor sich etwas ändert. Gegebenenfalls sind wir auch bereit, unsere Protestformen auszuweiten."

Jens Schmidt, Sprecher der Aktion Protestgarten

Sendung: Filter am 21.06.2018 – ab 15 Uhr