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Ruhmeshalle Oasis - (What's The Story) Morning Glory?

Die Band ist Geschichte, doch die Charts schauen sich Oasis mal wieder von oben an: Die Singles-Sammlung "Time Flies" ging in England glatt auf die Eins. Der Mythos der frühen Jahre wirkt also immer noch.

Stand: 24.06.2010 | Archiv

Liam und Noel Gallagher von Oasis | Bild: Sony

Als Oasis im Oktober 1995 ihr zweites Album "(What's The Story) Morning Glory?" veröffentlichen, sind sie bereits eine der größten Bands Englands. Ein Jahr und Hits wie "Wonderwall" und "Don't Look Back In Anger" später spielen sie wie U2 und die Rolling Stones in den größten Stadien. Die Welt liegt den fünf Arbeiterkindern aus Manchester zu Füßen, will mit Sänger Liam Gallagher ins Bett und feiert seinen älteren Bruder Noel als größten Songwriter seit John Lennon.

In einem seiner ersten Interviews sagt Noel: "Wenn du als Band nicht größer als die Beatles werden willst, dann ist deine Band nur ein Hobby". Der Mann weiß, wie voll er sein Maul nehmen darf. Dabei ist der Mega-Erfolg von Oasis im Jahr 1995 noch gar nicht mal so klar.

Der Battle Of Britpop

Oasis - (What's The Story) Morning Glory? (Cover)

Bis zur Veröffentlichung von "Morning Glory" sind Oasis noch nicht die Platzhirsche in Cool Britannia. Neben ihnen stehen Blur. Und die sind mächtig. Im Sommer 1995 sogar mächtiger als Oasis. Als die beiden Bands im so genannten "Battle Of Britpop" gleichzeitig Singles ins Rennen um die Nummer Eins schicken, haben Oasis das Nachsehen. Blurs "Country House" verkauft fast 60.000 Exemplare mehr als Oasis' "Roll With It" und setzt sich an die Spitze der Charts.

Dann erscheint "Wonderwall" und verändert die Spielregeln: Mit diesem Song lassen Oasis England hinter sich. Jetzt geht es um die Weltherrschaft. Da können Blur nicht mehr mithalten. Müssen mitansehen, wie Oasis in die Top Ten der USA marschieren, bei "MTV Unplugged" auftreten und an zwei aufeinanderfolgenden, legendären Tagen vor insgesamt 250.000 Fans im britischen Örtchen Knebworth spielen. Sage und schreibe 2,5 Millionen Menschen sollen sich um Tickets bemüht haben. Der "Masterplan", wie ihn Noel Gallagher auf der B-Seite von "Wonderwall" besingt, ist aufgegangen.

Ein Masterplan aus der Sample-Kultur

Doch was war Noels Masterplan für "Morning Glory"? Bewährtes Fremdmaterial als eigenes ausgeben?
John Lennons "Imagine" als Grundlage für "Don't Look Back In Anger" verwenden?
Das Riff aus R.E.Ms "The One I Love" für den Titelsong "Morning Glory" aufbraten?
Sogar vor Gary Glitter nicht zurückschrecken und dessen "Hello, Hello, I'm Back Again" für den Opener "Hello" aufgreifen?

Hatte uns HipHop nicht eben das Sampling als akzeptable Kunstform beigebracht? Wie die Fugees, wie die Beastie Boys übernahm Noel Gallagher bekannte Ideen, dachte sie weiter, schuf daraus etwas Neues. Und inspirierte mit dem Ergebnis wieder weitere Künstler. Arctic Monkeys, Kasabian, The Courteeners - all diese Bands wollen heute so sein wie Oasis. Oder, in Noel Gallagher Worten: Wenn du als Band nicht größer als Oasis werden willst, dann ist deine Band nur ein Hobby.


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