Ruhmeshalle Absolute Beginner - Bambule

Mit "Bambule" surften die Absoluten Beginner 1998 als erste Band im großen Stil die Deutsch-HipHop-Welle. Weil sie bei allen Hooks und Ohrwürmern auch noch deep und clever sind, war dieses Album die Startrampe für ihre Karriere.

Von: Florian Kreier

Stand: 09.04.2014 | Archiv

Absolute Beginner  | Bild: Universal

1998 erscheint ein Track, der die Geister scheidet. Die Typen im Video sind irgendwie HipHop, aber der Track überhaupt nicht: Es wird mehr gesungen als gerappt und alles ist ganz schön cheesy. Eigentlich wird der Track nur von Leuten gefeiert, für die HipHop bis dahin Prollmucke war - und die kurze Zeit später dann aber in Baggypants auf dem Schulhof stehen. Seltsam ist auch diese nasale Stimme, als würde man eine Quietsche-Ente in Zeitlupe auspressen. Das allerseltsamste ist aber, dass die Stimme umso besser wird, je länger man ihr zuhört.

Hip-Pop in cool

Die seltsamen Gestalten nennen sich die Absoluten Beginner, kommen aus Hamburg City und werden mit einem Schlag Popstars, als ihre Videos auf Dauerrotation im Musikfernsehen laufen. Der Nachfolger von "Liebes Lied" schlägt dann auch bei HipHop-Heads ein wie eine Bombe. Auf dem Album "Bambule", auf dem sich die Songs befinden, reihen Denyo, Eißfeldt und DJ Mad Ohrwurm an Ohrwurm. Pop-Rap war zwar nichts Neues, Fettes Brot und die Fanta 4 hatten es bereits vorgemacht, im Gegensatz dazu klangen die Beginner aber um einiges deeper und cooler.

Der Star der Platte ist aber der Typ mit der komischen Stimme: Jan Eißfeldt singt einen Großteil der Hooks und baut die Hälfte der Beats. Dazu hat er die markantesten Rap-Parts. Mit seinem Hamburger Slang und Ausdrücken wie "am Start", "Digga" und "heftig" prägt er die Jugendsprache einer ganzen Generation. Das Album hält sich nicht umsonst über ein Jahr in den Charts und macht Hamburg über Nacht zur HipHop-Hochburg Deutschlands. Außerdem ebnet das Album den Weg für einen gewissen Samy Deluxe, der mit seinem Gänsehaut-Part auf dem Track "Füchse" die Rivalität zwischen der Hansestadt und Berlin anzettelt.

Hits aus dem Trojanischen Pferd

"Ihr wollt ein Liebeslied, ihr kriegt ein Liebeslied" - damit meinten die Beginner ihr Plattenlabel und die Bravo-Hits-Käufer. Zwar lieferten die seltsamen Hamburger den Affen ihren Zucker - allerdings in einem trojanischen Pferd. Der Song katapultiert deutschen HipHop auf Heavy Rotation und in die Großraumdiskos. Wer für den ironischen Pophit gekommen ist, bleibt für eines der besten deutschen Rap-Alben der Geschichte: Bambule.

Sendung: Plattenbau, 17. August 2016 - ab 19 Uhr