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Ruhmeshalle Fettes Brot - Außen Top Hits, Innen Geschmack

Seit sie Bettinas Brüste besungen haben, sind Fettes Brot und unsere Autorin für immer miteinander verbunden. Ihr Herz haben die drei Fischköppe aber schon vorher erobert. Denn deren Medizin ist immer noch die beste.

Von: Bettina Dunkel

Stand: 04.06.2013 | Archiv

Fettes Brot anno 1996 | Bild: Interscope Records

In den USA ist es damals fast schon ein alter Hut, als es dann Mitte der Neunziger endlich auch bei uns in Deutschland soweit ist: Ein bis dahin fast unbekanntes Wesen namens HipHop macht sich breit. Seit die Fantastischen Vier "Die da" in den Charts platziert haben, krabbeln immer mehr Deutschrapper aus der Nische an die Öffentlichkeit. Vor allem im hohen Norden tut sich was. Ein Wortwitz-Tsunami namens Fettes Brot baut sich auf – und donnert 1996 mit voller Wucht auf die Tanzböden der Indiediscos.

Im gleichen Jahr fragen sich Die Sterne, was dich bloß so ruiniert hat. Tocotronic klagen, dass die Welt sie nicht mehr verstehen kann. Und Fettes Brot? Fragen sich, warum man dauernd trauern soll. Schließlich ist Lachen die beste Medizin.

Wortschöpfungskettenreaktionen mit Köpfchen

Fettes Brot sind zwar nordisch by nature, bilden aber den Gegenpol zur Hamburger Schule. Während Die Sterne und Tocotronic als Dichter und Denker auftreten, setzen Fettes Brot auf Sturm und Drang. Selbstzweifel und hochtrabende Gedanken? Kann man bei ihnen lange suchen.

Ihre Devise lautet: Ernst beiseite, Erna ist eh viel hübscher. Ein Wortwitz jagt den nächsten. Bis es zur ultimativen Wortschöpfungskettenreaktion kommt. Wer das als banales Blabla mit geringer Halbwertszeit abtut, wird abgewatscht.

"Du Sau! Schau, über deinen Tellerrand,
wir haben schnell erkannt,
wie du's findest,
wenn es in ist..."

Fettes Brot - In ist

Fettes Brot – Außen Top Hits, Innen Geschmack (Cover)

Und tatsächlich schaffen es Fettes Brot mit ihrem Album "Außen Top Hits, Innen Geschmack", das HipHop-Image aufzupolieren. Denn viele denken bei Rapmusik vor allem an postpubertären Zwangsvulgarismus. Fettes Brot aber machen es wie die Beastie Boys: Drei weiße Mittelschicht-Kids liefern sich einen lässigen Rhymebattle im Alltagsgeschichtenerzählen. Statt über Bling Bling und dicke Brüste rappen Fettes Brot über Star Wars und Star Trek. Sie ziehen Langweiler, Trendhuren und Werbeslogans durch den Kakao und hauen diejenigen in die Pfanne, die keinen Plan von HipHop haben, aber plötzlich das große Geld damit machen wollen.

"Alle Rockproduzenten fliegen hooooooch,
denn vor ein paar Jahren waren denen Rap-Lieder noch zuwider,
doch auf einmal kam der Einfall - Klasse!
Jede Schülerband macht mit Rapmusik jetzt Kasse.
Und so rennt jeder Produzent mit einem Sampler
hinter irgendeiner Band her
und meint Beats zu programmieren sei jetzt sein Fach.
Es scheint, einen Computer zu bedienen auch recht einfach."

Fettes Brot - In ist

Mittlerweile muss man sich um HipHop keine Sorgen mehr machen. Rapmusik ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und Mitläufer sind dort verschwunden, wo sie hingehören, nämlich in der Versenkung. Die, die wirklich zur Familie gehören, sind immer noch da. Denn Blut ist bekanntlich dicker als Wasser. Und Fett schwimmt oben. Fettes Brot erst recht.


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