Neues Album "Culture II“ Wie Migos den Rap für immer verändert haben

15 Mixtapes und drei Studioalben in sieben Jahren: Die Mitglieder von Migos sind Maschinen. Mittlerweile haben sie eine ganze Generation neuer Rapper inspiriert und sind zu Mainstream-Stars geworden. Wie haben sie das geschafft?

Von: Matthias Scherer

Stand: 26.01.2018 | Archiv

Migos | Bild: Diwang Valdez

Es ist gar nicht so lange her, da haben Quavious, Kirshnik und Kiari in verlassenen Häusern in Atlanta abgehangen und Drogen vertickt. Gerappt wurde damals nur zum Zeitvertreib. 2018 sind sie Weltstars: als Models gefragt von Designern wie Gosha Rubchinskiy, und Go-To-Kollabopartner für Pop-Größen wie Katy Perry und Justin Bieber, die sich mit den abgedrehten Stimmen von Quavo, TakeOff und Offset schmücken wollen.

Der Erfolg von Migos kommt gefühlt ziemlich aus dem Nichts, ist aber das Ergebnis eines Hustles ohnegleichen. Als ihr Song "Versace" im Herbst 2013 zum Überhit wird, haben Migos schon drei Mixtapes veröffentlicht und Jahre damit verbracht, in irgendwelchen Rap-Schuppen in Atlanta die DJs mit Cocktails zu bestechen, damit die ihre Tracks spielen. "Versace" ist der Rammbock, der das Tor zum Rap-Mainstream aufbricht: Drake haut einen Remix davon raus, genauso wie Money Boy – der, was Trends aus dem US-Rap angeht, den meisten Deutschrappern wie immer meilenweit voraus ist.

Migos wittern ihre Chance: Von August 2013 bis Februar 2014 überfluten sie den Markt und hauen vier Mixtapes raus, die zwar in den Charts so gut wie gar nicht stattfinden, aber dafür den Migos-Sound etablieren: fiese Southern-Rap-Synthie-Banger mit dünnen Hi-Hats und klingelnden Keyboard-Melodien, darüber ein abgehackter Stakkato-Flow.

Diese Art zu rappen ist die Blaupause für den Style einer ganze Generation neuer Künstler um Leute wie 21 Savage und Lil Uzi Vert – auch bekannt als "Mumble Rapper".

Dass die Realkeeper bei diesem Sound das kalte Kotzen kriegen, kann den Erfolg von Migos nicht aufhalten, genausowenig wie der achtmonatige Knast-Aufenthalt von Offset wegen Marijuana-Besitzes im Jahr 2015. Ein Jahr später taucht die Band in der schwer gehypten TV-Serie "Atlanta“ auf – und kriegt von Regisseur Donald Glover bei den Golden Globes einen Shoutout.

"Ich würde mich gerne bei Migos bedanken. Nicht weil sie in der Show waren, sondern dafür, dass sie 'Bad and Boujee' gemacht haben. Das ist einfach der beste Song ever."

– Donald Glover bei den Golden Globes 2017

"Culture II" kommt genau ein Jahr nach der letzten Platte raus und ist mit seiner anderthalbstündigen Spielzeit so lang wie ein Kinofilm. Auf 24 größtenteils guten Tracks geben sich die wichtigsten Player des Rap-Games das Mic in die Hand: Drake, Gucci Mane, Big Sean und Cardi B, um nur ein paar Namen zu nennen. Gar nicht schlecht für drei Jungs, die vor gar nicht so langer Zeit noch in der Trap saßen.

Sendung: Filter vom 26. Januar 2018 ab 15 Uhr