Presse - Pressedossiers


2

The Company Interview Alfred Molina

Stand: 10.12.2015

Jacks Mentor Harvey Torriti  | Bild: BR/2007 Sony Pictures Television Inc.

Wie würden Sie Ihre Rolle und die Handlung von "The Company" beschreiben?
Es geht im Wesentlichen um die Entstehung der heutigen CIA, von der Zeit des Kalten Krieges in den 50er Jahren bis in die 80er Jahre. Die Handlung beginnt in den frühen 50er Jahren, kurz nach dem Ende des Krieges, und schließt mit dem Fall der Berliner Mauer ab. Meine Figur ist eine von drei Hauptfiguren, die diese Zeit durchleben. Dieser Teil der Geschichte der CIA wird durch die Geschichte der drei Hauptfiguren erzählt. In dieser Zeit entwickelt sich die CIA weg von einer paramilitärischen hin zu einer politischen Organisation. Die Geheimagenten, ehemalige Militärs und Marines, werden von Hochschulabsolventen, die auf Wirtschafts- und Politikwissenschaften spezialisiert sind, abgelöst. Es geht um diese Wende. Meine Figur ist Teil der alten Garde, der zwielichtigen, rücksichtslosen, altmodischen Männer, die sich auf ihren Instinkt, ihr Bauchgefühl und auf persönliche Kontakte verlassen. Die moderne Generation der CIA-Führungskräfte, zu denen auch Chris O’Donnells Figur zählt, deren Verbindungen aus ihrer Universitätszeit stammen, sind alle Yale-Absolventen. Eine andere Art von Netzwerk übernimmt die Führung und es geht vor allem um die Art und Weise, wie dies geschieht, und um die daraus resultierenden Spannungen. Es ist also eine große Geschichte, in der wir drei, (Chris O’Donnell, Michael Keaton und ich) alt werden. Meine Figur ist zu Beginn der Handlung in ihren Vierzigern und zum Ende in den späten Siebzigern.

Wie empfanden Sie die Veränderung, die Sie durchmachen?
Die Tatsache, dass wir alle kahlrasiert sind, hat es leichter gemacht... Das Verstreichen der Zeit wird durch zurückgehende Haaransätze und Make-up gekennzeichnet. Außerdem werde ich dicker und dicker, je weiter die Handlung voranschreitet. Meine Figur ist ein riesen Kerl, der einfach immer massiger und massiger wird.

Finden Sie es spannend, Teil dieses Projekts zu sein?
Ja. Nichts treibt einen mehr an als eine gute Rolle – man hofft auf solche Angebote. Wenn man wirklich Glück hat, bekommt man pro Jahr zwei oder drei richtig gute Angebote. Die meiste Zeit verbringen wir Schauspieler, damit, unsere Rollen nachzubearbeiten. Besonders, wenn man, wie ich, bereits eine lange Zeit im Geschäft ist, wird man für sein Gesicht gecastet und für die Rollen, die man bereits gespielt hat. Wenn sich ein Projekt also von den bisherigen unterscheidet, zieht einen das an. Besonders, wenn es in so einer Größenordnung ist. Ich erinnere mich noch daran, als ich das erste Mal von diesem Projekt gehört habe, bzw. dass Ridley Scott das Buch zu einer Verfilmung entwickelt hat. Schließlich ist ihm klargeworden, dass er daraus keinen Kinofilm machen kann, weil es zu viel Material ist. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Konzept einer Miniserie ins Gespräch gebracht, was meiner Meinung nach angemessen und passend für dieses Buch ist.

Hat Ihre Figur eine ausgeprägte Persönlichkeit?
Ja. Alle Figuren haben viel Raum für persönliche Entwicklung, da sich die Geschichte über einen so langen Zeitraum erstreckt. Sie werden älter, sammeln alle möglichen Erfahrungen, ihre Beziehungen verändern sich. Es gibt vieles, womit sich hier arbeiten lässt. Die Länge gibt uns auch die Möglichkeit, das Projekt mit zu entwickeln. In einem Skript dieser Größe stößt man immer auf Widersprüche und Paradoxa innerhalb einer Figur und man denkt sich: Daran möchte ich arbeiten. Das werde ich benutzen. Zum Beispiel mag er jemanden in der einen Minute und ist in der nächsten sauer auf ihn. Und dafür gibt es Gründe, denn die Geschichte umspannt einen großen zeitlichen Bogen. Es gibt also eine Menge Dinge, die einen beschäftigt halten und inspirieren.

Fließen eigene Erfahrungen in die Gestaltung Ihrer Rolle mit ein?
Manchmal passiert das. Manchmal gibt es Drehbücher, die nicht ganz ausgearbeitet sind, bei denen man selbst viel mit einbringen muss, Dinge hinzufügen muss. Hier war das anders, es war alles klar, sehr detailliert ausgearbeitet. Bis hin zu den Beschreibungen des Kleidungsstils der Figuren, ihres Verhaltens. Über den "Sorcerer" habe ich auch erfahren, ob er ein Morgenmuffel war, wie viel Alkohol er trank, in wie weit ihn das beeinträchtigte. All die Kleinigkeiten, auf die man als Schauspieler anspringt, all die Details, mit denen man arbeiten kann. Manchmal bekommt man Beschreibungen in Drehbüchern, in denen der Autor einem eher vage Ideen gibt, wie er oder sie sich die Rolle vorstellt. Dann liest man so etwas wie: "Er ist ein Mann, der eine Blume wirklich ansieht oder eine andere Farbe in einer roten Rose sieht". Da denkt man "Naja, das mag dir etwas bedeuten, aber ich kann damit nichts anfangen. Ich kann das nicht verkörpern!" Aber dieses Drehbuch war voller Details, über das Verhalten der Figuren, ihre körperliche Erscheinung, sogar der Klang ihrer Stimmen. Es hat nur darauf gewartet, von uns zum Leben erweckt zu werden.

Bei einer Produktion dieser Größenordnung wird wahrscheinlich nicht in chronologischer Reihenfolge gedreht. War es schwierig für Sie, im einen Moment einen Mann in seinen Siebzigern und im nächsten Moment den selben Menschen in seinen Vierzigern zu spielen?
Nein. Ich glaube, schwieriger ist das für die Maskenbildner und Stylisten, die darauf achten müssen, eine logische Ordnung zu erhalten, so dass man nicht eines Tages mit der falschen Perücke vor der Kamera steht. Mich persönlich hat es nicht gestört. Ich erinnere mich noch daran, als ich angefangen habe, Filme zu drehen. Es hat mich verwirrt, dass nicht in chronologischer Reihenfolge gedreht wurde, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Manchmal kann es etwas frustrierend sein, wenn man an einer spannenden Stelle in der Handlung ist. Eine unserer Schauspielerinnen musste beispielsweise an ihrem ersten Tag am Set bereits eine sehr intime Szene mit einem der Hauptdarsteller spielen; dabei kannten sich die beiden kaum. Das kann manchmal etwas unangenehm sein, aber man gewöhnt sich daran.

In welcher Beziehung steht ihre Figur zu der von Chris O’Donnell?
Jack McCauliffe ist mein Schützling, ich kümmere mich um ihn. Ich habe eine besondere Beziehung zu ihm, da ich ihn ausgebildet habe. Als er in Schwierigkeiten gerät, fokussiert sich der "Sorcerer" sehr darauf, ihm zu helfen. Das Verhältnis der beiden ist professionell, und es gibt Zeiten, in denen sie nicht einer Meinung sind. Die Beziehung der beiden spiegelt den Wandel von der alten, hin zur neuen Führung. Die Unstimmigkeiten beginnen als Jack sagt, dass er nicht verstehen kann, warum wir etwas Bestimmtes tun und ich sage ihm, dass es die Guten und die Bösen gibt und dass wir zu den Guten gehören. Da denkt Jack, das sei herablassend von mir. Ganz am Schluss gibt es dann eine wundervolle kleine Szene, in der er fragt: "Waren wir nun die Guten oder die Bösen?", und ich gebe ihm keine Antwort. Es gibt also diesen roten Faden, der sich durch unsere Beziehung zieht. Das ist sehr schön. Ich finde das toll.

Denken Sie, es ist die richtige Zeit für eine Serie wie "The Company"?
Das ist witzig, denn ich habe vor Kurzem mit jemandem dikutiert, der gesagt hat, "Der Kalte Krieg ist vorbei, wen interessieren schon die Geschichten darüber?" Wenn man dann aber an den russischen Spion denkt, der in London vergiftet wurde – das ist wie der Stoff für einen Bond-Film. Es tut mir leid um den Mann und es ist eine schreckliche Tragödie für seine Familie, aber der Kalte Krieg scheint doch noch nicht vorbei zu sein. Diese Art von Geschichten, ob sie nun auf historischen Ereignissen beruhen oder aus der heutigen Zeit stammen – sie haben etwas wirklich Faszinierendes an sich.


2