Franken - Kultur


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Köpfe und Begriffe Von Behr bis Reichsdeputationshauptschluss

Wechselhaft und spannend zugleich war die Geschichte des heutigen Regierungsbezirks Unterfranken zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Um sie zu verstehen, kann es nicht schaden, sein Geschichtswissen mit einigen Vokabeln aufzufrischen.

Stand: 19.03.2014 | Archiv

Ansichtskarte | Bild: Sammlung Dürrnagel

Köpfe und Begriffe

Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation

So bezeichnete man vom Mittelalter bis 1806 das Reich der römisch-deutschen Könige und Kaiser. Das Imperium entwickelte sich im 10. Jahrhundert aus dem ehemals karolingischen Ostfrankenreich heraus. Der Name "Sacrum Imperium" wurde 1157 erstmals urkundlich erwähnt, "Sacrum Romanum Imperium" 1254. Ab dem 15. Jahrhundert setzte sich der Zusatz "Deutscher Nation" durch. Die Grenzen des auch als "Altes Reich" bezeichneten Gebiets gingen weit über die Grenzen der beiden heutigen Länder Österreich und Deutschland hinaus, vor allem im Osten (Pommern, Schlesien, Böhmen).

Reichsdeputationshauptschluss

Nach dem Zweiten Koalitionskrieg gegen Frankreich (1798-1802) wurde im "Frieden von Lunéville" unter anderem die Neugliederung der Staaten festgelegt. Auf dieser Basis verabschiedete der Reichstag in Regensburg auf seiner letzten Sitzung am 25. Februar 1803 den "Hauptschluss der außerordentlichen Reichsdeputation", kurz: Reichsdeputationshauptschluss. Dieses letzte große Gesetz des heiligen Römischen Reiches deutscher Nation trat gut zwei Monate später in Kraft. In der Folge wurden Reichsbistümer und -städte mediatisiert, das heißt sie verloren ihre landesherrliche Gewalt und wurden der weltlichen Herrschaft unterstellt. Dazu wurde der kirchliche Besitz aufgelöst und verteilt – die sogenannte Säkularisation. Bayern wurden im Zuge dieser Umverteilung Teile Frankens und Schwabens zugesprochen.

Fürstbischof

Um die Macht großer Fürstenfamilien einzudämmen, verliehen deutsche Könige ab dem Frühmittelalter Bischöfen neben der geistlichen auch eine weltliche Herrscherfunktion. Die Fürstbischöfe erhielten so den Stand eines Reichsfürsten und herrschten über ein bestimmtes Territorium, das Hochstift. Der letzte Fürstbischof im Hochstift Würzburg war Georg Karl von Fechenbach. Er musste aufgrund der Beschlüsse im Reichsdeputationshauptschluss als weltlicher Herrscher abdanken, behielt aber seine Würde als Bischof.

Wiener Kongress

In sechs Koalitionskriegen (1792-1815) wurden die Grenzen auf der europäischen Landkarte erheblich verschoben. Nach der Niederlage Napoleons 1814/15 mussten sie deshalb neu festgelegt werden. Diese Aufgabe übernahm der Wiener Kongress (18. September 1814 bis 9. Juni 1815) unter Leitung des österreichischen Außenministers Fürst von Metternich. In einem Vertrag zwischen Bayern und Österreich wurde besiegelte, dass große Teile der heute unterfränkischen Gebiete an das Königreich Bayern angegliedert wurden.  

Deutscher Bund

Dieser Staatenbund wurde am 8. Juni 1815 auf dem Wiener Kongress gegründet als Teil einer neuen europäischen Friedensordnung. Im Deutschen Bund schlossen sich die "souveränen Fürsten und freien Städte Deutschlands", der Kaiser von Österreich und die Könige von Preußen, Dänemark und der Niederlande zusammen. Auf preußischer und österreichischer Seite gehörten allerdings nur die Landesteile zum Bund, die vor der Neuordnung Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewesen waren.

Das Königreich Bayern und seine Herrscher

Maximilian I. Joseph wurde am 1. Januar 1806 zum ersten König von Bayern proklamiert. Zuvor war im Frieden von Preßburg festgelegt worden, dass Bayern ein Königreich wird. Dem Monarchen folgten fünf weitere sowie drei Prinzregenten auf den Thron. Letzter bayerischer König war Ludwig III. (1913-1918).

Wilhelm Joseph Behr (1775-1851)

Behr war von 1799 bis 1821 Professor für Staatsrecht an der Universität Würzburg und anschließend (1821-1832) Bürgermeister der Stadt. Trotz behördlicher Überwachung und einengender Zensur gelang es ihm, die Bürger für Liberalismus und Fortschritt zu begeistern. Die Aufbruchstimmung, angeheizt durch die Julirevolution 1830, fand nach dem Gaibacher Fest (27. Mai 1832) ein jähes Ende. Dort sprach Behr vor rund 7.000 Teilnehmern und forderte liberale und demokratische Reformen. Der engagierte Professor wurde 1837 in einem Schauprozess wegen Hochverrats und Majestätsbeleidigung zu einer Festungshaft von unbestimmter Dauer verurteilt. 1848 wurde er begnadigt und rehabilitiert und zog wenig später als Abgeordneter in das erste deutsche Parlament in Frankfurt ein.


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