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Stimmtraining für Transgender "Komplett verändern lässt sich die Stimme nicht"

Wenn du in einem männlichen Körper auf die Welt kommst, aber in Wahrheit eine Frau bist, gibt es in deinem Leben einige Stolpersteine. Einer davon: Die eigene Stimme. Logopädin Nicole Mansaré weiß, wie sich das ändern lässt.

Von: Lisa Altmeier

Stand: 03.07.2015 | Archiv

Transgender | Bild: BR

Nicole Mansaré aus Bamberg ist die einzige Logopädin in der Stadt, die Sprechtraining für Trans*-Personen anbietet. Vor allem für Transfrauen, also Frauen, die in einem männlichen Körper auf die Welt kamen, ist die Stimme oft ein Problem.

PULS: Frau Mansaré, wie stark kann man die Stimme von Transfrauen verändern? Ist es möglich, dass eine männlich klingende Stimme zu einer hohen Frauenstimme wird?

Nicole Mansaré: Wenn eine Transgender-Patientin zu mir kommt und sagt: "Ich möchte sprechen wie eine Frau", dann muss ich ihr erklären, dass das schwierig wird.

Warum?

Wir können hier gemeinsam die weiblichen Anteile im Gesamtauftreten und in der Stimme erhöhen. Komplett verändern lässt sich die Stimme meiner Meinung nach aber nicht. Es gibt zwar die Möglichkeit eines operativen Eingriffs, bei dem die Stimmbänder verkürzt werden oder der Kehlkopf abgeschliffen wird, aber auch da gibt es keine Erfolgsgarantie. Allerdings können wir daran arbeiten, dass die Patientin als Frau wahrgenommen wird.

Wie machen Sie das?

Es gibt sehr viele Parameter, die eine weibliche von einer männlichen Stimme unterscheiden. Stimmhöhe und Stimmklang sind natürlich unterschiedlich, aber auch die Grammatik, also Satzstrukturen und Wortstellungen. Und auch das Vokabular einer Frau ist oft ganz anders als das eines Mannes. Das sind die Punkte, an denen wir neben den klassischen Stimmübungen arbeiten.

Sie versuchen also gar nicht, die Stimme künstlich zu erhöhen?

Nein, das überstrapaziert im Regelfall die Stimmbänder. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich die Stimme trainieren. Aber die anderen Punkte sind mindestens genauso wichtig und effektiv.

Gibt es bestimmte Wörter, die eher von Frauen oder von Männern genutzt werden oder wie muss man sich das vorstellen?

Die Sprache und auch die Körpersprache von Frauen ist schon häufig blumiger, visueller, emotionaler. Wobei ich diese Punkte den Männern natürlich nicht abspreche, aber es gibt eine Tendenz. Außerdem sprechen Frauen viele Wörter weicher aus als Männer. Und diese Punkte können wir natürlich in der Therapie nutzen, damit die Patientin auf andere weiblicher wirkt.

PULS-Reporterin Ariane war dabei, als Nicole Mansaré mit Transfrau Felicitas geübt hat:

Was ist das Ziel dieser Übung?

Bei dieser Übung geht es wirklich um einen weicheren Stimmklang. Bei Aufregung steigt die Anspannung und die Stimmeinsätze werden härter. Und das ist eher ein Kriterium für eine männliche Stimme.

Logopädin Nicole Mansare macht vor, was der stimmliche Unterschied zwischen Männern und Frauen ist:

Gibt es Unterschiede zwischen Transmännern und Transfrauen, was die Stimmtherapie angeht?

Eine weiblich klingende Stimme durch zum Beispiel Hormone tiefer zu bekommen ist einfacher als eine männlich klingende Stimme zu erhöhen. In dem Sinne haben es Transmänner etwas leichter: Sie können Testosteron nehmen und das macht die Stimme tiefer. Wer einmal im Stimmbruch war, kriegt die Stimme aber durch Hormone nicht mehr hoch. Bei Transfrauen sind also andere Methoden gefragt.

Je nach Wohnort ist es für Transfrauen wirklich schwierig, einen geeigneten Logopäden zu finden. Wieso eigentlich?

In der Ausbildung wird das Thema nur in einer kleinen Randnotiz erwähnt, praktisch erfährt man aber kaum etwas darüber. Das war in meiner Ausbildungszeit so und meine Kollegen bestätigen, dass es immer noch ähnlich ist. Dadurch sind viele Logopäden verunsichert, in der Logopädie ist es leider immer noch ein sehr exotisches Thema. Unter meinen Kollegen ist wahrscheinlich eine große Hemmschwelle, viele trauen sich das vielleicht nicht zu. Dabei finde ich, dass diese Form von Therapie eine große Bereicherung für mein Berufsfeld ist, weil du jemanden bei einer ganz starken Entwicklung begleiten darfst. Aber das erfordert eben auch Kreativität und Flexibilität.

Gibt es Besonderheiten, auf die man als Logopädin beim Thema Transgender achten muss?

Zunächst mal ist natürlich jeder Patient anders, das heißt, ich als Logopädin muss sehr eng mit den Leuten zusammen arbeiten, um herauszufinden, was wir trainieren wollen. Wir arbeiten hier auch viel mit Rollenspielen,  bei denen es um das Thema Selbstbewusstsein und Stimmkontrolle geht. Unter anderem bringe ich Patienten auch gezielt in Situationen, in denen sie aufgeregt sind. Zum Beispiel Vorstellungsgespräche oder andere unangenehme oder emotionale Momente, in denen man normalerweise seine Stimme nicht mehr so sehr unter Kontrolle hat.

Nicole Mansaré stellt Felicitas in der Therapie genau so eine Aufgabe. Reporterin Ariane soll eine Verkäuferin spielen, bei der Felicitas ein Kleid zurückbringt:

Was bringen diese Rollenspiele?

Ziel ist es, selbstbewusst zur eigenen Stimme zu stehen. Und zu lernen: Sie muss in manchen Situationen auch mal härter klingen, das ist auch wichtig.

Kann man denn als Transfrau eines Tages sagen: "So, jetzt ist die Stimme aber endlich fertig"?

Ich glaube, richtig abgeschlossen ist die Therapie nie im klassischen Sinne, denn die Stimme verändert sich ja immer wieder. Also die Altersstimme, die man im Alter von 60 Jahren hat, ist eine ganz andere als die Stimme einer 18-Jährigen, so dass man immer wieder an der Stimme arbeiten kann.

Die ganze Geschichte von Felicitas findet ihr hier: