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Ruhmeshalle Superpitcher – Here Comes Love

Aksel Schaufler alias Superpitcher schert sich einen Dreck um die Normen und Regeln der Szene und schafft es genau damit, das Bild des Ravers nachhaltig zu verändern.

Von: Philipp Laier

Stand: 16.04.2009 | Archiv

Superpitcher | Bild: Kompakt

Was ist der Sinn? Wo komm' ich her? Wo geh ich hin? Fragen, die sich die Menschheit schon seit Urzeiten stellt. Und manchmal lässt sich dieses Mantra auch auf die Pop-Kultur übertragen. In den 80ern beginnen Kraftwerk mit elektronischer Musik. Die wird irgendwann zu Techno und zu einer Massenbewegung. Und wie bei jedem Hype erstickt das Genre schließlich an sich selbst. Übrig bleibt eine große Leere und die Frage: Was kommt jetzt? 2004 kommt schließlich einer mit dem Namen Superpitcher und ist für viele der Erlöser. Mit seinem Album "Here Comes Love" geht er weg vom stumpfen Gebretter der 90er und distanziert sich vom Electroclash der Nullerjahre. Stattdessen setzt er auf den altbewährten Pop.

Schwofend zwischen Techno und Schlager

Superpitcher – Here Comes Love (Cover)

Auf einmal singt da einer zu House-Musik. Und zwar richtige Texte, keine sinnleeren Phrasen. Eine kleine Revolution und natürlich gleich wieder Zweifel. Darf man das? Ist das nicht zu nah am Pop? Aksel Schaufler alias Superpitcher schert sich jedoch einen Dreck um die Normen und Regeln der Szene und schafft es genau damit, das Bild des Ravers nachhaltig zu verändern. Weg vom tätowierten, braungebrannten Muskelprotz – hin zum verträumten Bohème-Schlawiner.

Ist das noch House oder schon Chanson? Wenn man so an das Album herangeht, wird es sich einem nie erschließen. Denn mit jedem einzelnen Track schlägt Superpitcher einen neuen Haken. Tänzelt zwischen Techno und Schlager, jongliert mit Pop und Dub und wirbelt House und Tango durcheinander.

"Here Comes Love" ist das Album von einem, der sich nicht festlegen will – gar nicht festlegen kann. Und genau deswegen muss man diesem Album eine Ruhmeshalle bauen. Denn es wirkt bei all dem nicht beliebig, sondern vielfältig - durchdacht aber nicht gestellt. Die neun Lieder zeigen, dass elektronische Musik und Song-Strukturen sich nicht zwangsweise ausschließen. Strophe, Refrain, Strophe sind die Parameter in denen auch Superpitcher denkt.

Quantensprung dank Doppelherz

"Zwei Herzen schlagen, ach, in seiner Brust": Das olle Faust-Zitat könnte also auf den Wahlkölner passen. Auch in der grafischen Gestaltung des Albums spiegelt sich das wieder. Vorne eine verwischte Zeichnung seines Bruders, hinten ein Porträt des Fotografen Wolfgang Tillmanns. "Here Comes Love" bringt das Beste zweier Welten zusammen. Genau deswegen steht es für eine Zäsur - in der Techno-Szene wie in der Pop-Welt. Und damit schließt sich der Kreis. Superpitcher ist wieder ganz nahe an dem Ansatz von Kraftwerk und macht trotzdem etwas komplett anderes. "Here Comes Love" gehört in jede gut sortierte Plattensammlung - von Indie-Popper bis Hardcore-Raver! Und diese Verbindung schafft wirklich nicht jeder!


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