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Ruhmeshalle Beastie Boys - Ill Communication

Von anarchischen Rap-Kindsköpfen zu den Kings of Cool: Mit Album Nummer vier "Ill Communication" hatten die Beastie Boys 1994 den Olymp der popkulturellen Unantastbarkeit endgültig erklommen.

Von: Bettina Dunkel

Stand: 30.07.2009 | Archiv

Die Beastie Boys: Adam "MCA" Yauch, Adam "Ad-Rock" Horovitz und Michael "Mike D" Diamond (1995 in London) | Bild: picture-alliance/ dpa

Wuff. Was für ein Intro. 15 Sekunden und man ist wieder Teenager. "Sure Shot", der Opener Song vom vierten Beastie Boys-Album "Ill Communication" katapultiert seinen Hörer direkt zurück in die persönliche Adoleszenzphase – unabhängig davon, wie alt man gerade wirklich ist. Auch für die Beastie Boys ist "Ill Communication" so etwas wie eine Reifeprüfung. Nach einem Debüt, das es zum bestverkauften Rapalbum der 80er Jahre gebracht hat, und einem grandiosen, aber lange Zeit komplett unterschätzten Nachfolger, wurde ihr drittes Album bereits als Comeback gefeiert. Drei Alben und schon ist von einem Comeback die Rede? Aha.

Das Motto: Scheiß' auf die Konventionen

Albumcover "Ill Communication" von Beastie Boys | Bild: EMI

Beastie Boys - Ill Communication (Cover)

Jetzt gilt es, die Zweifler eines Besseren zu belehren. Scheiß auf Konventionen, sagen sich die drei weißen HipHop-Anarchisten und schmeißen exzessiver als sonst schon alles zusammen, was ihnen lieb und teuer ist. Mit Hundegebell und einem jazzigen Querflötensample geht "Ill Communication" los – und mit erhobenem Stinkefinger geht es in die nächste Runde. "Tough Guy" ist eins von zwei Stücken auf "Ill Communication", auf dem die Beastie Boys die schrundigen Pogo-Ellenbogen ausfahren und mit aller Wucht ihre Hardcore-Punk-Wurzeln an die Oberfläche zerren. Minor Threat oder die Dead Kennedys hätten das nicht besser hinbekommen. Weiter so im Text? Nee. Lieber erst mal eine Runde chillen.

Zum Beispiel mit "Root Down": MCAs Bass wummert in den Eingeweiden, der rasante Rap-Battle prallt zwischen ihm, Mike D und Ad-Rock hin und her und der moog-angereicherte Funkgroove zielt ins Tanzbein. So könnt’s weiter gehen. Tut’s aber nicht.

Ein Monster von einem Rap-Rock-Jam

Denn dann kommt das: "Sabotage", der bis heute größte Hit des gesamten Beastie-Oeuvres. Das Monster von einem Rap-Rock-Jam schlägt eine ebenso aggressive wie ultimativ lässige Moshpit-Kerbe zwischen die rein zahlenmäßig dominanten Groove-Hop-Nummern und Instrumentals auf "Ill Communication". Auch dank des stilbildenen Videos von Hipster-Regisseur Spike Jonze, das im 70er-Jahre-Schnauzer-und- Koteletten-Design die alten amerikanischen Cop-Serien veräppelt, wird "Sabotage" zum instant classic. Und katapultiert die Beastie Boys dorthin, wo sie heute sind: auf den Olymp der Coolness.

"Ill Communication" ist ein Manifest der Unangepasstheit. Schon zuvor hatten sich die Beastie Boys als erste weiße HipHop-Band den Respekt der Rap-Urväter verdient – jetzt haben sie alle für sich eingenommen. Denn so cool und selbstverständlich wie sie trifft sonst kaum jemand den Nerv von Schwarz und Weiß, von männlich und weiblich, vom Skaterboy hin zum Punkfreak. "Ill Communication" macht die Beastie Boys offiziell massentauglich – ohne dass sie auch nur jemals in den Mainstream-Abgrund geschielt hätten.


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