2

Interview // Gold Panda "Geräusche zu sammeln ist ein Hobby von mir"

Die elektronische Musik von Gold Panda ist gleichermaßen was fürs Hirn wie für die Haxn. Uns hat er erzählt, woher seine Begeisterung für Japan kommt, welche Rolle Field Recordings für seine Musik spielen, und warum er wieder zu seiner Oma gezogen ist.

Von: Malte Borgmann

Stand: 16.04.2016 | Archiv

Gold Panda | Bild: Motormouth

Gold Pandas neues Album "Good Luck And Do Your Best" ist eine Collage von Field Recordings aus Japan, wo er eine Zeit lang gelebt hat. Das Ergebnis: Chillwave at its best. Und noch besser: Gold Panda kommt im Juni auf das PULS Open Air und spielt in einzigartiger Kulisse auf Schloss Kaltenberg.

PULS: Stimmt es, dass du in Japan angefangen hast, an deinem neuen Album "Good Luck And Do Your Best“ zu arbeiten?

Gold Panda: Genau. Ich habe vor ungefähr 10 Jahren mein Japanisch-Diplom gemacht, kann also Japanisch sprechen, lesen und schreiben. Deshalb fliege ich so zweimal im Jahr zurück, um mein Japanisch aufzufrischen und Freunde von damals wieder zu sehen. Wenn ich dann zurückkomme, bin ich immer heiß darauf, an neuer Musik zu arbeiten. Japan ist quasi mein Rückzugsort. Ich war also wieder dort und eigentlich war die Idee, ein Buch mit begleitender Audiodatei zu machen. Deshalb hab ich einen befreundeten Fotografen und einen HD-Rekorder mitgenommen und angefangen, verschiedene Geräusche aus dem täglichen Leben in Japan aufzunehmen. Aber letztendlich war ich dann so inspiriert von Japan, dass ich doch wieder Musik gemacht habe und dabei ist dann ein neues Gold-Panda-Album rausgekommen.

Woher kommt deine Faszination für Japan?

Als ich 14 oder 15 war, habe ich mir Animes wie Akira angeschaut und seitdem wollte ich mehr über Japan und vor allem Tokio wissen. Früher liefen Animes und fremdsprachige Filme nachts auf dem britischen TV-Sender Channel 4, und ich habe mir alles, was irgendwie mit Japan zu tun hatte, angesehen oder aufgenommen. Außerdem war Japan das erste Land, das ich ganz alleine bereist habe. Ich war dank meiner Musik schon in vielen Ländern, aber Japan ist immer noch mein liebster Ort.

Bist du dann einfach durch Japan gelaufen und hast wie bekloppt Alltagssounds aufgenommen?

Was du in Japan hörst, findest du im Westen nicht unbedingt. Zum Beispiel diese Verkaufsautomaten, die irgendwo in der Pampa stehen und Getränke, Bier, Zigaretten oder Zeitschriften verkaufen. Die gibt es in England nicht -  vielleicht, weil die Sachen geklaut werden würden. Aber ich mag das Geräusch dieser Automaten sehr, dieses Brummen. Als ich mir zu Hause meine Aufnahmen angehört habe, habe ich festgestellt, dass ich mehrere so ähnliche Geräusche aufgenommen habe: Klimaanlagen oder Druckluftbremsen im Zug.

Also ziemlich viel weißes Rauschen. Wie wichtig sind diese Field Recordings für deine Platten?

Ich glaube nicht, dass sie essentiell wichtig für dieses Album waren. Peinlicherweise habe ich letztendlich auch nur eine einzige Aufnahme verwendet und die ist sogar noch im Flugzeug nach Japan entstanden. Für den ersten Song "Metal Bird" habe ich das Rauschen der Kopfhörerbuchse im Flugzeug aufgenommen, zerstückelt und an den Rhythmus des Tracks angepasst. Aber mit den anderen Sounds wollen wir immer noch ein Buch machen. Geräusche zu sammeln ist wie ein Hobby für mich. Ich mache auch viel Musik, die ich nicht veröffentliche, weil ich das Gefühl habe, dass sie nicht zu Gold Panda passt. Gold Panda hat eine eigene Identität.

Und wie klingt die Identität von Gold Panda?

Sie klingt ziemlich nostalgisch. Das kommt vom Nachdenken über verschiedene HipHop- und Elektroeinflüsse. Und sie hat diesen warmen, freundlichen Sound – ein Gefühl, das auch der Name Gold Panda beschreibt. Natürlich kann Gold Panda alles sein, was ich möchte. Aber manche Tracks sind eben nicht wirklich Gold Panda. Das kann sich aber noch ändern.

Wenn man deine Songs hört und die Videos dazu ansieht, hat man das Gefühl, sie erzählen von Dingen, die du gemacht hast oder von Orten, an denen zu gewesen bist.

Sie dokumentieren einfach das normale Leben von jemand – was auch immer normal heißt. Ich dachte immer, was ich mache, ist langweilig: Ich lebe mit meiner Großmutter und gehe mit ihr Lebensmittel einkaufen. Aber im Nachhinein sieht das nach einer Menge Spaß aus, obwohl ich es damals nicht zu schätzen wusste. Solche Momente bleiben bei mir hängen und beeinflussen unbewusst auch meine Musik.

Du hast auch dein Album im Haus deiner Großmutter in Essex aufgenommen, oder?

Genau, ich bin wieder aus Berlin hergezogen und hatte keine Wohnung. Meine Großmutter lebt alleine und hat zwei leer stehende Zimmer. Außerdem ist sie aus Indien und freut sich total, wenn Familienmitglieder bei ihr wohnen, weil sie das aus ihrem Dorf so gewohnt ist. Man hat kaum Gelegenheit, Zeit mit den eigenen Großeltern zu verbringen. Und eines Tages ist man selbst Opa und sie sind weg. Also warum sollte ich nicht jetzt mit meiner Oma abhängen, sie besser kennenlernen und ihre Rezepte lernen? Deshalb habe ich auch mein Album in ihrem Haus aufgenommen. Das war kein professionelles Studio, aber ich hatte einen Platz, um mein Hobby auszuleben.

Im Video zu "In My Car" spielst du deiner Oma auf der Drum Machine vor. Ist sie deine erste Kritikerin?

Oh nein, sie interessiert sich überhaupt nicht für meine Musik oder den Entstehungsprozess. Sie war zwar einmal bei einer Show von mir, aber ich glaube nicht, dass sie meine Musik gut oder schlecht findet. Und ich mag es, dass ich mit ihr über etwas anderes als meine Musik, die Shows, das neue Album oder Backstagekram reden kann. Wir verstehen uns sehr gut, hängen einfach nur rum, schauen schreckliche TV Shows, essen und sie füllt mich ab.

Good Luck And Do Your Best erscheint am 27.05. über City Slang


2