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Milky Chance im Interview "Wenn wir Musik gemacht haben, dann war der Druck immer weg."

Dass Philipp und Clemens eher zur gechillten Sorte Musiker gehören, ist kein Geheimnis. Auch dem Erwartungsdruck zum neuen Album sehen sie eher gelassen entgegen. Hauptsache Mukke machen!

Von: Tobias Schiessl

Stand: 11.11.2016 | Archiv

Milky Chance 2016 | Bild: Jonas Holthaus

Die neue Single "Cocoon" ist raus, das neue Album in Planung. Nach dem Welterfolg von "Sadnecessary" sind die Erwartungen an das Nachfolgealbum von Milky Chance hoch - aber Philipp Dausch und Clemens Rehbein bleiben da gelassen. Im Interview erzählen uns die beiden wie das neue Album klingt und wie es entstanden ist.

PULS: Zu eurer neuen Single Cocoon habt ihr vor ein paar Tagen eine Aktion im Netz gestartet. Fordert ihr den Rummel um Milky Chance schon wieder heraus, habt ihr das in letzter Zeit vermisst?

Clemens: Naja man muss sich ja immer ein bisschen überlegen, wie man die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen kann.

Philipp: Aber die Probs gehen auf jeden Fall auch an unser Team!

Clemens: Ja, wir haben nicht so schlaue Ideen.

"Cocoon" ist stilistisch von "Sadnecessary" ja gar nicht so weit weg. Wolltet ihr euch da ganz bewusst einige für euch typische Elemente erhalten?

Philipp: Generell ging es uns darum, dass wir auf dem zweiten Album zwar schon einen Fortschritt oder eine Entwicklung haben, aber wir wollten jetzt auch nicht was ganz anderes machen. Also irgendwo dazwischen.

Clemens: Aber es ist jetzt nicht so, dass wir im Studio waren und bei jedem Song bewusst gesagt haben: 'So dürfen wir auf gar keinen Fall klingen, wir müssen wieder mehr so klingen'. Sondern es war einfach so, wie wir Bock drauf hatten und das ist halt immer noch unsere Musik und wir - aber vielleicht ein bisschen anders...

Wieso ist "Cocoon" die erste Single geworden?

Clemens: Den haben wir unseren Freunden und anderen Leuten gezeigt als er fertig war und das war dann irgendwo so gefühlt der Song, bei dem alle dachten, dass der sich vielleicht als Single, als erstes Zeichen eignet.

Wie findet ihr es, dass euer Sound kopiert wird? Macht euch das stolz oder regt euch das auf?

Clemens: Ach ich denke da gar nicht so an "kopieren", ehrlich gesagt.

Philipp: Ich glaube wir sind auch nicht die Ersten... Also erst einmal: Was ist "der Sound"? Wenn du dieses Singer-Songwriter-Electro-Dings meinst, dann sehe ich uns da nicht als die Ersten.

Clemens: Ich glaube das ist generell gerade die Mucke, die seit ein paar Jahren insgesamt mehr Aufmerksamkeit bekommt. Wir bezeichnen uns jetzt nicht als die Erfinder. Das finde ich sowieso generell immer schwierig bei Musik zu sagen, jemand hat den Sound erfunden. Man hat die und die Musik davor gehört und daraus erwächst dann immer irgendwas Neues.

Habt ihr spezielle Musik gehört während ihr euer Album geschrieben habt?

Clemens: Ach alles Mögliche. Wir entdecken immer beide neue Musik, die wir uns gegenseitig auch zeigen. Die Songs, die da jetzt drauf sind, sind in den letzten eineinhalb Jahren entstanden. Während wir an dem Album gearbeitet haben, haben wir immer mehr neue Musik entdeckt und ich glaub da ist auch viel unterbewusst mit reingeflossen. Also es ist nicht so, dass das Album speziell nach etwas klingt.

Philipp: Aber ich hab vor ein paar Tagen Denai Moore gehört – No Light. Hört da mal rein, ist richtig geil.

Habt ihr auf dem neuen Album dann auch noch was ganz Untypisches untergebracht? Oder ist da was drauf gelandet, wo ihr am Anfang gedacht habt "No way“ und jetzt findet ihr’s total genial?

Philipp: Es gibt schon Songs, die sich vom klassischen "Milky Chance Sound“ differenzieren. Aber es ist jetzt nichts auf dem Album, was ein Paradiesvogel ist. Es ist immer noch alles in dem Vibe, aber variiert ein bisschen in der Produktionsweise. Weniger Electro-Tracks, sondern bandiger – wo wir eigentlich herkommen, Band-Mukke.

Wieviele Songs habt ihr denn geschrieben fürs neue Album?

Clemens: Ich hatte Anfang des Jahres ein paar Lieder fertig und dann haben wir erstmal angefangen die aufzunehmen und währenddessen weiter geschrieben. Es wurde dann immer mehr. Da hat sich dann auch automatisch herauskristallisiert, an welchen man am liebsten arbeiten würde, auf welche man am meisten Bock hat. So kam dann die Auswahl zustande. Es sind auf jeden Fall mehr als dann drauf sind auf der Platte.

Nach dem Riesen-Erfolg von "Sadnecessary“ – wieviel Druck habt ihr euch denn selber gemacht für den Nachfolger? Man sagt ja immer, das zweite Album ist das schwerste.

Philipp: Man selber macht sich ja keinen Druck, den kriegen wir ja genug von außen. Aber es gibt so Phasen, auch jetzt vor dem Album, in denen man mehr gestresst ist. Aber ich glaube wir haben probiert den Druck fürs zweite Album für uns niedrig zu halten und uns da nicht in der Kreativität zu beschränken, was natürlich manchmal besser gelingt und manchmal nicht so gut. Aber so generell glaube ich haben wir da eine ganz gute Balance gehalten bis jetzt.

Clemens: Ich glaube, wenn wir Musik gemacht haben dann war der Druck immer weg.

Philipp: Richtig, das ist das Wichtigste.

Aktuell läuft ein Film im Kino, da seid ihr nicht nur drin zu hören – sondern Clemens ist auch drin zu sehen. Es geht um "Die Mitte der Welt". Da ist Clemens in einer klitzekleinen Rolle zu sehen. Wie kam es denn dazu?

Clemens: Ich wurde gefragt - per Mail. Wie der Regisseur drauf gekommen ist da mich zu fragen, weiß ich auch nicht. Aber ich dachte mir: Warum auch nicht, einfach mal ausprobieren. Ist ja ganz spannend. So kam das zustande.

War das eine einmalige Sache oder kannst du dir vorstellen da mehr auszuprobieren?

Clemens: Weiß ich nicht. Mal schauen. Jetzt erstmal wieder Musik machen. Das ist jetzt das Hauptthema, vielleicht irgendwann wieder.

Wie fandest du's denn überhaupt? Hast du den Film schon gesehen?

Clemens: Ja, aber ich hab weggeschaut, als meine Szene kam. Deswegen weiß ich's nicht. Ich find es sehr komisch. Das ist wie wenn man seine Stimme das erste Mal aufnimmt und hört.


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