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"Grenzzaun-Halbe" Das geschmackloseste Bier aller Zeiten

Braunes Etikett, altdeutsche Schrift - so sieht der Aufkleber eines neuen Biers aus Niederbayern aus. Auch der Name ist ziemlich perfide: Es heißt "Grenzzaun-Halbe". Aber die Brauerei sagt, sie habe keine rechten Absichten.

Von: Verena Fücker

Stand: 18.03.2016 | Archiv

Die "Grenzzaun-Halbe" ist wohl das geschmackloseste Bier aller Zeiten | Bild: Erdlinge / Screenshot Facebook

Fremdenhass, Nazisprüche, Stimmungsmache gegen Flüchtlinge - das wird gerade vor allem in Sachsen oder Sachsen-Anhalt verortet. Aber es gibt es sowas auch in Bayern und das teilweise in ziemlich perfider Form. Die Brauerei Röhrl aus Straubing hat ein neues Bier im Sortiment: Die "Grenzzaun-Halbe". Das Etikett auf den Flaschen ist braun, der Name ist in altdeutscher Schrift und die beiden "z" im Namen erinnern stark an die typischen Runen der SS. Auf dem Etikett steht auch noch "Heimat braucht Bier". Zu allem Überfluss kostet eine Flasche des Biers in einigen Läden anscheinend auch genau 88 Cent. 88 - Diese Zahl steht in Neonazikreisen für den Hitler-Gruß, denn das "h" ist der achte Buchstabe im Alphabet. Viel eindeutiger geht es ja wohl kaum.

Kein Wunder also, dass im Netz ein riesiger Shitstorm gegen Röhrlbräu aufgekommen ist. Nicht nur, dass Name des Biers und das Design des Etiketts auf rechtes Gedankengut anspielen. Viele regen sich auch über diese Geschäftemacherei auf dem Rücken der Flüchtlinge auf. Der Asta der Uni Regensburg hat außerdem die Studierenden in der Stadt dazu aufgerufen, alle Produkte der Brauerei zu boykottieren. Das Studierendenwerk Niederbayern/Oberpfalz verkauft in seinen Cafeterien am Campus Regensburg ausschließlich Röhrlbräubier. Laut Asta gibt es einen Exklusivvertrag zwischen Röhrlbräu und dem Studierendenwerk.

"Einem Unternehmen, das mit Volkstümelei und unqualifizierten Beiträgen zur politischen Meinungsbildung auf sich Aufmerksam macht, sollte auf unserem Campus keine Möglichkeit gegeben werden, Profit zu erwirtschaften."

Leon Struve, Asta Regensburg

Frank Sillner, Geschäftsführer der Brauerei, sagte der regionalen Nachrichtenseite Idowa, er wüsste nichts davon, dass das Bier für 88 Cent verkauft werden würde: "Das kann ich mir rein rechnerisch schon gar nicht vorstellen. Klar ist aber auch: Wenn ich davon etwas mitbekommen würde, würde ich demjenigen sofort fristlos kündigen." Schließlich sei das Volksverhetzung, so Sillner. Die Brauerei erklärte außerdem in einem Statement, sie verstehe das Bier als einen "Appell an die Politik." Sie wolle mit dem Namen daran erinnern, dass "wir Bayern Werte besitzen, die es zu schützen gilt, wie die Menschen auf der Flucht vor Krieg." Man wolle darauf aufmerksam machen, dass die Flüchtlingspolitik der Regierung nicht funktioniere. Frank Sillner schreibt außerdem auf der Homepage der Brauerei, die Idee für das Bier sei bei einer Feierabendhalben im Wirtshaus entstanden. Außerdem "stehen auf dem Etikett bayerische Schlagwörter wie Weißwurschdäquator, Gmiadlichkeit, Blasmuse, aber auch Loyalität, Ehrlichkeit und vor allem Toleranz." Denn die Bayern seien nun mal besondere Menschen "mit wertvollen Traditionen, aber auch einem trockenen Humor."

Das macht die Sache allerdings nicht besser, ganz im Gegenteil. Das Bier ist eine Provokation und Nährboden für rechte Ideen. Und es hat mit Humor oder bayerischen Werten rein gar nichts zu tun. Stattdessen fasst ein Statement von Michael Achmann, dem studentischen Sprecher aus Regensburg, die Sache zeimlich gut zusammen:

"Bier ist Geschmackssache, doch dieses Bier finden wir geschmacklos."

Michael Achmann, Asta Regensburg

In einem Interview hat Frank Sillner mittlerweile übrigens auch noch erklärt, dass er die "Grenzzaun-Halbe" im Nachhinein wohl nicht noch mal umsetzen würde. Allerdings verkaufe sich das Bier "herausragend." Laut Sillner sollen mittlerweile sogar große Supermarktketten das Bier in ihr Sortiment aufnehmen wollen.

UPDATE

Inzwischen hat der SprecherInnenrat der Universität Regensburg mitgeteilt: "Das Studierendenwerk Niederbayern/Oberpfalz hat bestätigt, dass aufgrund der aktuellen Situation keine Nachbestellungen der Produkte der Firma Röhrlbräu mehr getätigt werden. Außerdem wird eine neue öffentliche Auftragsvergabe für den Bezug von Getränken vorbereitet."

Auch Röhrlbräu hat mittlerweile Konsequenzen aus der Debatte gezogen und die "Grenzzaun-Halbe" mit sofortiger Wirkung vom Markt genommen. Außerdem gab die Brauerei in einer Stellungnahme auf ihrer Homepage zu, dass der Verkaufspreis der Flasche Bier bei 80 Cent plus dem üblichen Pfand von 8 Cent für Bierflaschen, also bei insgesamt 88 Cent lag. Das wurde von Seiten der Brauerei zunächst bestritten. Die Straubinger Brauerei erklärte:

"Dass Menschen in Not geholfen werden muss, ist dabei selbstverständlich und steht außer Frage. Viele Hilfsorganisationen werden und wurden von der Brauerei schon immer unterstützt. [...] Mit Rechtsradikalismus haben wir nichts zu tun. [...] Mit unserem Bier haben wir Gefühle verletzt, dies war nicht unsere Absicht. Hiermit entschuldigen wir uns in aller Form."


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