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Coffee to go zum Zurückgeben So funktioniert das Rosenheimer Kaffeebecher-Pfandsystem

Ein Coffee to go gehört für viele zum Alltag - der entstehende Müll ist allerdings ein Problem. Die beiden Rosenheimer Florian Pachaly und Fabian Eckert haben jetzt eine Lösung parat: reCup, ein Pfandleihsystem für Kaffeebecher. Im Interview erzählen die beiden, wie ihr System funktioniert.

Von: Alexandra Karg

Stand: 19.10.2016 | Archiv

reCup Kaffeebecher | Bild: reCup, Fabian Eckert

PULS: Wie kamt ihr auf die Idee für das Pfandleihsystem?

Florian Pachaly: Die Idee hatten wir beide unabhängig voneinander in der Uni, weil Studenten allgemein und unsere Kollegen im Speziellen sehr wenig darauf geachtet haben, welche Becher sie verwenden. Es wurde in jeder Pause einfach so viel Müll produziert, dass wir irgendwann festgestellt haben: Da muss eine Lösung her. Irgendwann haben wir uns dann kennengelernt und festgestellt, dass wir genau dieselbe Idee hatten.

Wie soll euer System ablaufen?

Fabian Eckert: Das funktioniert ganz einfach. Man kann wie gewohnt zum Café oder zur Bäckerei gehen und einen Coffee to go bestellen. Dann bekommt man allerdings einen reCup angeboten anstatt eines Einwegbechers und bezahlt dafür Pfand. Im Moment bekommt man auch noch einen kleinen Preisnachlass. Dann geht man durch die Stadt oder zur Arbeit, trinkt seinen Kaffee und kann ihn dann überall zurückgeben, sobald der Becher leer ist.

Das Schöne ist, man findet sich ganz schnell zurecht, weil wir eine App haben, auf der man seinen Standort markieren kann und dann kriegt man gleich den nächsten Anbieter vorgeschlagen, bei dem man den Becher abgeben kann.

Wie waren die ersten Reaktionen von den Cafés, die ihr angesprochen habt?

Fabian: Die Reaktionen waren echt super. Alle Cafés, mit denen wir ein persönliches Gespräch geführt haben, waren begeistert und machen auch mit. Generell hatten wir das Gefühl, dass wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren und viele nach einer Lösung gesucht haben.

Wie viele Cafés oder Bäckereien sind gerade mit dabei?

Florian: Aktuell haben wir 23 Partner und ein paar stehen noch aus. Wenn es gut läuft, kommen wir auf 30 bis 35 Stellen im Stadtzentrum von Rosenheim. Ich denke, das ist eine ganz gute Abdeckung für das Pilotprojekt.

Euer Becher ist ja sehr schlicht gestaltet. Welche Rolle spielt das Design?

Fabian: Wir haben ganz bewusst ein schlichtes Design gewählt für den Becher, weil wir nicht wollen, dass die Leute den Becher so attraktiv finden, dass sie ihn mit nach Hause nehmen und ihn sich ins Regal stellen. Es ist ein Pfandsystem und ein Pfandsystem funktioniert unserer Meinung nach auch nur, wenn möglichst viele Becher innerhalb dieses Systems bleiben. Der reCup soll den Einwegbecher ersetzen. Es geht nicht darum, mit anderen Mehrwegbechern zu konkurrieren, die jemand selber mitbringt.  

Was springt für euch dabei heraus?

Fabian: Erstmal merken wir, dass das Feedback super ist. Und es macht tierisch Spaß mit allen zusammenzuarbeiten, die gerade auch dran arbeiten. Wir merken, dass es etwas ist, das gebraucht wird. Natürlich würden wir uns freuen, wenn wir zumindest unsere Mieten davon bezahlen könnten. Und dass sich das System irgendwann so trägt, dass es flächendeckend funktioniert und nachhaltiger ist als Einwegbecher.

Das reCup-Pfandleihsystem wird ab November in Rosenheim getestet und läuft erst mal bis 18. Dezember. Wenn es gut angenommen wird, soll es weiterlaufen.

Über die beiden Gründer

  • Fabian Eckert, 27, hat Wirtschaftspsychologie studiert, bei einem großen Online-Payment-Anbieter gearbeitet und dann seinen Master in "Leadership for Sustainability" in Malmö gemacht.
  • Florian Pachaly, 21, hat in Villingen-Schwenningen dual BWL studiert und absolvierte seine praktischen Einheiten bei Marc O'Polo in der Nähe von Rosenheim.

Beide kümmern sich gerade hauptberuflich um die reCups.


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